In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
ab.
»Hallo?«
»Cathy, wie geht es Ihnen? Roger Flint.«
»Acting Detective Sergeant Flint.« Ihre Stimme war angespannt. Dieser miese kleine Ranschmeißer.
»Wir haben versucht, Sie zu erreichen.«
Berlin blickte zu den Scherben ihres alten Handys auf dem Tisch.
»Inspector Thompson und ich würden uns gern mit Ihnen unterhalten«, fuhr er fort, als sie nicht antwortete.
»Ich habe meine Aussage bereits gemacht.«
»Wir hätten gern noch ein paar Dinge geklärt.«
»Als da wären?«
Flints Ton wurde schärfer. »Sie sollten in Ihrem eigenen Interesse erscheinen.«
»Wann?«
»Vor Ihrer Wohnung steht ein Auto.«
Sie ging zum Fenster. Eine gelangweilt aussehende Frau stieg aus einem Zivilfahrzeug und sah nach oben.
32
Als sie an der Polizeiwache vorbeifuhren, durchlebte Berlin einen schlimmen Augenblick. Die Frau am Steuer hatte kein Wort gesagt, nur die Hintertür geöffnet und Berlin durch ein Zeichen zu verstehen gegeben, dass sie einsteigen sollte. Sie wusste, dass die Türen vom Fahrer automatisch verriegelt wurden.
»Wo fahren wir hin?«
»Nicht weit«, kam die nichtssagende Antwort.
Tja, ein bisschen Macht war eine gefährliche Sache, das war bekannt. Unglücklicherweise war viel Macht eine noch gefährlichere Sache. Und wenn die Polizei dich erst mal in den Krallen hatte, dann hatte sie viel Macht, trotz der oft gehörten Klage, dass die Bösewichte mehr Rechte besäßen als die Polizisten. Erst wenn man mal in eine Zelle gesperrt worden war, kannte man das damit verbundene Ausmaß an Ohnmacht und Angst.
Vom Moment des Einsteigens an hatte Berlin wieder aussteigen wollen, aber als sie anhielten und die Tür entsperrt wurde, hatte sie seltsamerweise keine Lust, sich zu rühren.
Das Limehouse-Becken. Das Wasser war so unbewegt und grau wie an dem Morgen, als sie zu dem Treffen mit Gina hierhergekommen war.
Berlin sah Thompson und Flint auf der anderen Seite auf sie warten, gleich hinter der Fußgängerbrücke, unter der das Wasser aus dem Becken in den Fluss strömte. Sie hatten die Hände in den Manteltaschen vergraben, ihre Silhouetten hoben sich undeutlich vor dem granitgrauen Himmel und dem bleigrauen Wasser ab. Wie Gespenster.
Flint lächelte, als sie näher kam. Ein schlechtes Zeichen. Thompson beugte sich über das Geländer und stierte ins Wasser.
»Was soll das alles, und warum zum Teufel sind wir hier?« Sie versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Flint überhörte ihre Frage und wies auf die Schleuse. »Es war kein Zufall, dass die beiden hier drin waren.«
»Wer?«
»Ach, tun Sie doch nicht so, Berlin. Doyles Tochter und Ludovic Nestor. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden, was meinen Sie?«
»Keine Ahnung.«
»Aber Sie stimmen mir zu, dass es eine gegeben haben muss?«
»Ich glaube nicht an Zufälle.«
Flint neigte den Kopf zur Seite und riss die Augen in gespielter Bewunderung auf, als hätte sie etwas Kluges gesagt. »Was war denn die Verbindung?«
»Kommen Sie schon, Flint, genug gespielt«, blaffte sie.
Flint zuckte mit den Achseln und zeigte auf sie. »Sie. Sie sind die Verbindung.«
»Was? Was reden Sie da? Sie war eine Informantin, und er war mein Chef. Falls Sie das für eine Verbindung halten.«
Sie sah, dass Flint sich prächtig amüsierte. Thompson starrte immer noch aufs Wasser, als könnte er aus Müll und Treibgut die Zukunft lesen wie aus Kaffeesatz.
»Ist er ihr nie begegnet oder hat mit ihr gesprochen?«, bohrte Flint weiter.
Detective Chief Inspector Thompson richtete sich langsam auf, die Hand ins Kreuz gestützt. »Sie sagen es uns. In der Woche bevor sie starb, hat er sie hundertzwölf Mal angerufen. Aber der allerletzte Anruf galt Ihnen.«
Ein Gefühl der Leere breitete sich in der weichen Zone unter Berlins Rippen aus.
»Nein. Das stimmt nicht.«
Flint streckte die Hand aus. »Wir brauchen Ihr Handy.«
Sie machte einen Schritt zurück. »Beschaffen Sie sich einen Durchsuchungsbeschluss. Oder nehmen Sie mich fest. Aber nennen Sie mir verdammt noch mal einen Grund, oder ich krieg Sie dran wegen Freiheitsberaubung und Nötigung, bevor Sie ›Interne Ermittlungen‹ sagen können.«
Flint machte einen Schritt nach vorn.
»Und Tätlichkeit«, fügte sie hinzu.
Thompson lächelte und legte eine Hand auf Flints Arm, um ihn zurückzuhalten.
»Wir sind nicht hier, um zu streiten. Wir führen eine Ermittlung durch, und niemand erzählt uns die Wahrheit. Sie eingeschlossen. Wir haben Sie aus professioneller
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