Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
Vom Netzwerk:
über die Mittel, jemanden wegen Ihrer Mailbox auf die Telefongesellschaft anzusetzen. SCD 4 und die Städtische Pathologie haben Leute entlassen, und jetzt behaupten sie, sie können die CD mit der Liste der Verbindungen von Nestors Telefon nicht finden. Sie glauben, dass irgendwer sie mitgenommen hat. Nestor hat es übrigens im Büro gelassen. Sein Handy. Haben Sie das gewusst?«
    Er nahm sich kaum Zeit zum Atmen, während sie immer noch verschnaufte.
    »Wie kommen Sie damit durch?«, fragte sie.
    »Womit genau?«
    »Dass Sie mich dem grimmigen Arm des Gesetzes entrissen haben.«
    »Abgesehen von Flints Genöle – was können sie schon tun? Sie hatten nicht das Recht, Sie zur Schleuse zu karren und auszuquetschen. Thompson weiß das. Wenn sie mich drankriegen, wird das rauskommen, und dann stecken wir alle in der Scheiße. Was können sie dabei gewinnen?«
    »Also sind ihnen die Hände gebunden.«
    Dempster lachte.
    Sie lachte ebenfalls.
    Jetzt bin ich völlig durchgeknallt, dachte sie. Ich lache. Als Nächstes werde ich heulen.
    Er stand da und sah sie erwartungsvoll an. Sie wusste, dass er darauf wartete, dass sie ihre SMS checkte. Vergeblich. Es war die falsche SIM -Card. Außerdem ging Nestor ihn nichts an, und sie hatte – wenn es um Mitteilungen ging – immer am Prinzip »Kenntnis nur bei Bedarf« festgehalten. Er brauchte das nicht zu wissen.
    Dempster zuckte mit den Achseln und fuhr fort: »Übrigens hab ich etwas für Sie.« Er holte eine abgegriffene graue Akte hinter der Couch hervor, auf der Berlin saß, und ließ sie in ihren Schoß fallen.
    In der oberen rechten Ecke stand in gleichmäßigen Buchstaben: Doyle, F. geb. 6.9.1928.
    Sie schlug sie auf, während der unaufhaltsame Dempster weiterquasselte. »Das ist eine hochinteressante Familie. Mit elf Jahren ist Ihre Informantin zum Polizeirevier von Bethnal Green gegangen und hat behauptet, ihr Vater hätte ihre Mutter ermordet. Sie sehen also, sie hat schon früher versucht, ihren alten Herrn reinzureiten.«
    Das erklärte vieles, dachte Berlin. Wie kam man mit einer solchen Überzeugung klar? Gina musste diese Last jahrelang mit sich rumgeschleppt haben – die Überzeugung, dass der eigene Vater ein Mörder war, und die Schmach, dass ihr niemand glaubte. Vielleicht hatte sie jetzt endlich eine Möglichkeit gesehen, ihn dranzukriegen. Berlin hatte die ganze Zeit richtig gelegen: Gina war von Dämonen gejagt worden.
    Die Akte enthielt ein vergilbtes Blatt – liniertes Kanzleipapier –, ein halbes Dutzend getippter Berichte, großzügig mit Tipp-Ex-Tupfern übersät, ein paar von Hand beschriebene Karteikarten und ein paar Blaupausen. Auf einer stand der Name »Georgina Doyle«.
    Oh Mann, dachte Berlin, das ist ja wie ein Blick ins Mittelalter. Ihre Miene veränderte sich kaum merklich, aber Dempster registrierte es sofort. Vielleicht gewöhnte er sich an sie.
    »Ja, kaum zu glauben, dass das 1986 war und nicht 1936. Keine Computer. Die Qualität der hiesigen Archive hing ganz vom Archivar ab. Diese Akte war tief im Keller von Bethnal Green vergraben, zusammen mit dem Zeug von 1888 von der Ripper-Untersuchung.«
    »Sie machen Scherze.«
    »Stimmt. Die Ripper-Akten sind schon vor Jahren in das Nationalarchiv gewandert, aber da unten gibt es Kartons über Kartons mit Dokumenten, und ich wette, dass sich die noch nie jemand angesehen hat. Wunderbare Sachen über die Krays, Jack the Hat, sogar zum Bethnal-Green-Desaster. Können Sie sich daran erinnern?«
    »So alt bin ich noch nicht«, sagte sie ausdruckslos.
    »Ich wollte sagen: Haben Sie schon mal davon gehört? Es hat damals im Bethnal-Green-U-Bahnhof eine Massenpanik gegeben …«
    »Ich weiß Bescheid«, schnarrte sie.
    Gekränkt über die Zurückweisung schwieg er.
    Himmel, ein echter Romantiker, dachte Berlin, während sie in der Akte blätterte.
    »Haben wir keine aktuellen Unterlagen über die Doyles?«, fragte sie geschäftsmäßig.
    »Nein. Unsere Computerarchive wurden erst in den Neunzigern angelegt, und ich schätze, eine Menge Leute fand es leichter, Akten verschwinden zu lassen, als sie in ein neues System einzuarbeiten. Es gab viel Widerstand gegen die PC s.«
    Das Protokoll in Berlins Hand sagte alles. Am 5.3.1986 hatte Senior Constable Marks die kleine Georgina Doyle nach Hause gebracht, nachdem sie auf dem Revier den Mord an ihrer Mutter angezeigt hatte. Ihr Vater hatte dem Bullen erklärt, dass seine Frau ihn vor ein paar Wochen verlassen hatte und dass seine Tochter nicht glauben

Weitere Kostenlose Bücher