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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
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Patienten beim Rausgehen eher langsam. Wer immer da drin gewesen war, hatte schnell wegrennen wollen.
    Rosenwänglein war sich ziemlich sicher, dass der Läufer der Südländer gewesen war, der Patient vor ihm. Der hatte zweifellos den Schuss gehört und war geflüchtet. Bislang hatte Dempster diesen Mann nicht aufspüren können, er war untergetaucht, möglicherweise nachdem er in den Nachrichten von Lazenbys Tod erfahren hatte. Und außerdem war es unwahrscheinlich, dass er diese Frau gesehen hatte.
    Als er wegrannte, war sie immer noch im Behandlungszimmer und räumte wahrscheinlich den Safe mit den Drogen aus, den Lazenby dummerweise immer offen ließ, um zwischen den Behandlungen Zeit zu sparen.
    Normalerweise lief es so, dass der Patient nach einem kurzen Gespräch mit Lazenby seine Ampulle in das andere Zimmer mitnahm, sich eine Spritze setzte und dann ging. Lazenby wartete immer zehn Minuten, bevor er das grüne Licht einschaltete, um den Nächsten hereinzurufen. Seine Patienten waren erfahrene User, die sich auf eine feste Dosierung eingependelt hatten. Sie erlebten keinen Rausch mehr, übergaben sich nicht und nickten auch nicht umgehend ein.
    Lazenby gestattete einigen wenigen, die Ampullen mit nach Hause zu nehmen, wenn sie weit entfernt wohnten oder andere Verpflichtungen hatten. Das verstieß gegen die Vorschriften des Innenministeriums und war einer der Gründe, weshalb er von der Behörde gemaßregelt worden war. Er hatte argumentiert, dass es sich um eine ärztliche Entscheidung handelte und dass es niemanden außer ihm und dem Patienten etwas anging. Mit anderen Worten: Leckt mich am Arsch.
    Als der Mann an der offenen Tür des Wartezimmers vorbeirannte, hatte Rosenwänglein das als schlechtes Zeichen genommen und beschlossen, sich zu verdünnisieren. Die Frau hatte er nicht mehr gesehen. Seine Beschreibung von ihr – »gewöhnlich« – war nicht hilfreich. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, es dauerte ja nur eine Minute, und er wartete ungeduldig darauf, dass er drankam und von Lazenby das bekam, was er seinen »kleinen Helfer« nannte. Berlin fühlte sich durch diesen Euphemismus daran erinnert, dass man während des Kochens eine ganze Flasche Rotwein trank und das als »Schlückchen für den Koch« beschrieb.
    In Bethnal Green zwängte sie sich zwischen den Backpackern durch und stieg dankbar aus dem Schacht hinauf in die eisige Luft. Im Zickzack lief sie zwischen den Bettlern an der Ecke hindurch und nach Hause.
    Sie hatte gerade den Schlüssel ins Schloss gesteckt, als Schritte die Treppe heraufdonnerten. Mit hämmerndem Herzen drehte sie sich um, bereit, sich zu verteidigen.
    Der Briefträger war bestürzt über ihre Angst. »Alles in Ordnung. Ich bin’s nur«, sagte er.
    »Tschuldigung.« Erleichtert ließ sie die Schultern sinken.
    »Ich mach Ihnen keine Vorwürfe. In dieser Gegend schau ich auch immer über die Schulter.« Er drückte ihr einen dicken braunen Umschlag in die Hand.
    »Was ist das?«
    »Ein Einschreiben, oder?« Er reichte ihr einen Stift und hielt ihr einen Touchscreen hin.
    Sie unterschrieb.
    »Vielen Dank«, sagte er und rannte die Treppe wieder hinunter.
    Sie riss den Umschlag auf und entnahm ihm einen Brief von ihrer Arbeitsstelle und ein Merkblatt. Der Brief forderte sie auf, zu einem »Erstgespräch bezüglich des Vorwurfs schwerwiegenden Fehlverhaltens« zu erscheinen. Es folgte eine lange Liste ihrer Verstöße und der damit verbundenen Strafen im Falle einer Verurteilung.
    Ein halbes Jahr Suspendierung ohne Gehalt war noch die leichteste, Entlassung die schlimmste. Sie durfte eine Person zu ihrer Unterstützung mitbringen, aber keinen Anwalt. Das Merkblatt erläuterte die Disziplinarstrafen der Behörde und ihre Rechte.
    Der letzte Absatz war eine düstere Warnung, dass im Falle ihres Nichterscheinens ohne stichhaltige Begründung die Untersuchung ohne sie stattfinden würde. Das Gespräch sollte am nächsten Tag um 17 Uhr stattfinden. Um diese Zeit, das wusste sie sehr gut, leerten sich die Büroräume. Also ein Gespräch unter vier Augen. Der Brief war unterzeichnet von John Coulthard, stellvertretender Geschäftsführer.
    Kaum hatte sie den Schlüssel umgedreht und die Tür aufgestoßen, als ihr Festnetzapparat klingelte.
    »Ach, verpiss dich«, sagte sie.
    Wahrscheinlich war es Dempster mit einer anderen wilden Theorie. Er war hinter diesem Bonnington her, koste es, was es wolle. Das Telefon klingelte weiter. Oder es war ihre Mutter. Sie nahm

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