In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
was ich getan habe. Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass es Bonnington ist. Ich bin nicht daran gewöhnt, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten.«
»Na, was für eine Überraschung. Und Sie arbeiten auch nicht mit mir zusammen, Sie erpressen mich.«
»Hören Sie doch mal zu. Ich verspreche Ihnen, dass ich den richtigen Arzt für Sie finde.«
»Warum sollte ich Ihnen glauben?« Sie blieb abrupt stehen und stieß gegen sein Gesicht. »Ich hab nur noch vier übrig! Und was dann?«, zischte sie.
»Ich organisiere was. Vertrauen Sie mir.«
Seine große, rote, knochige Hand berührte ihren Arm, ganz leicht. Aber sie spürte es.
Er wollte es wiedergutmachen, deshalb fuhr er sie zu einem Pub in Essex und lud sie zum Essen ein. Der Pub war modern eingerichtet, es war warm, und sie hatten Talisker auf der Speisekarte. Berlin fand die geschichtslose Umgebung seltsam tröstlich. Sie musste sich nicht über imitierte Tudormöbel lustig machen oder über Antiquitäten à la Disney, die für Touris aufgepeppt waren.
Sie fühlte sich intuitiv mit der Vergangenheit verbunden, und ihr Zartgefühl wurde durch den Pub King William IV. nicht verletzt. Sie konnte sich beinahe entspannen. Auf der Fahrt hierher hatte sie geschwiegen, aber beim dritten Scotch taute sie ein bisschen auf.
Dempster war während der Fahrt sein übliches schwatzhaftes Selbst gewesen und betonte noch einmal, warum er jemanden in Bonningtons Nähe einschleusen musste. Jemanden, der darin geübt war, Konversation zu machen. Bonnington würde niemals vermuten, dass sie eine professionelle Einschätzung von ihm liefern sollte, während er ja eigentlich eine von ihr geben sollte.
»Die Frau, die im Rathaus über das Geländer gestoßen wurde. Merle Okonedo. Ihr Bruder starb an einer Überdosis im Gefängnis«, sagte er.
»Das weiß ich.«
»Bonnington war sein CBEO -Berater.«
»Sein was?«
»Counseling, Beurteilung, Einweisungsempfehlung, Opferbetreuung.«
Berlin war unbeeindruckt. Sie wusste, wie man ein Vorurteil bestätigte. Man erfand eine Geschichte, und dann suchte man die Fakten zusammen, die dazu passten. Diese Falle ließ sich nur sehr schwer vermeiden, wenn man das Szenario erst mal im Hirn zementiert hatte, ganz egal, wie sehr man versuchte, für alles offen zu bleiben. Dempsters Hirn war jetzt fest vernagelt.
»Haben Sie irgendeinen Beweis gefunden, dass er die Schwester gekannt hat?«
»Daran arbeite ich noch«, antwortete er etwas verstimmt. »Die Verbindung dürfte nicht so schwer zu finden sein.«
»Dann besagt also Ihre Hypothese, dass Bonnington einen getürkten Mordversuch inszenierte, um Lazenby vor einer getürkten Knarre zu retten, und sich dadurch Abstand zu dem nicht getürkten Mord verschaffte? Und Merle Okonedo war sein Strohmann und wurde geopfert. Ziemlich abgebrüht.«
»Sie war ein Kollateralschaden. Eine Märtyrerin für die gute Sache, wenn Sie so wollen, von Bonnington ausgesucht«, schlug Dempster vor.
Berlin hielt das für eine seltsame Wortwahl. »Sie vergessen die Frau, die Rosenwänglein in der Praxis gesehen hat. Wie erklären Sie sich die? Und was ist mit Bonningtons Alibi für Lazenbys Todeszeit?«
Dempster rutschte auf seinem Stuhl hin und her und stocherte in seinen Fritten herum. »Er war mit Kindern zusammen. Mit den Söhnen von einem seiner Klienten, der im Knast hockt.«
»Und?«, drängte sie ihn.
»Die Uhrzeiten sind etwas ungenau. Es ist schwierig, aus Kindern etwas Definitives rauszukriegen«, wich er aus.
»Mit anderen Worten: Bonningtons Alibi wurde überprüft und ist wasserdicht. Geben Sie auf, Dempster, das ist eine Sackgasse.«
Auf dem Weg zum Parkplatz und beim Einsteigen war Dempster ungewöhnlich schweigsam. Ich habe ihn gekränkt, dachte Berlin zufrieden. Er fuhr vom Parkplatz und bog rechts ab in die Hainault Road.
»Wo sind wir hier?«, fragte Berlin. »Ich erkenne zwar die Wildnis von Essex, aber wo genau befinden wir uns?«
»Chigwell. Ich dachte, Sie würden vielleicht gern mal sehen, wo Doyles Vater lebt. Sein Haus liegt an unserem Weg. Ich habe Gina Doyle nicht vergessen.«
Sie schaute aus dem Fenster auf die flachen, windzerzausten Felder und registrierte, dass er immer noch seinen Fehler gutmachen wollte.
»Ich konzentriere mich auf Lazenbys Ermordung, Sie sich auf Ginas. Ich habe gesagt, ich würde Ihnen helfen, und das will ich immer noch. Ich habe Ihnen die Akte besorgt, nicht wahr? Die ist Geheimsache.«
Oh Mann, was für ein Süßholzraspler, dachte sie, als sie in
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