Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Schließlich hatte er das schon oft genug getan. Er konnte in Pecos oder Fort Stockton anrufen und sich gleich morgens einen bringen lassen. Er besaß jede Menge falscher Papiere. Aber das hätte bedeutet, dass irgendein Fahrer der Mietwagenfirma sein Gesicht gesehen hätte. Und das der Kleinen. Nein, er
konnte sie in das jetzt freie Zimmer der Frau sperren und den Fahrer hier hereinbitten. Aber es war trotzdem riskant.
    Oder er klaute ein Auto. Schließlich hatte er in seiner Jugend auch das oft genug getan. Er konnte es gleich hier auf dem Motelparkplatz tun. Er schob den Duschvorhang beiseite, lehnte sich kurz hinaus und sah auf seine Armbanduhr auf der Ablage vor dem Spiegel. Vier Uhr achtundzwanzig. Um fünf konnten sie bereits unterwegs sein. Mindestens zwei Stunden, bevor irgendein Gast aus seinem Zimmer kam und feststellte, dass sein Wagen fort war. Bis dahin hatten sie schon über hundert Meilen geschafft. Und er besaß Kennzeichen zum Wechseln. Die kalifornischen Nummernschilder des Mietwagens aus Los Angeles und die vom Crown Vic abgeschraubten texanischen.
    Er trat in die Dusche zurück und zog den Vorhang wieder zu. Sein Entschluss stand fest. Wenn dort draußen eine weiße Limousine stand, würde er sie klauen. Limousinen waren die im Südwesten häufigste Karosserieform, und Weiß war wegen der starken Sonneneinstrahlung die häufigste Lackierung. Und die Kleine konnte er in den Kofferraum sperren. Kein Problem. Am besten wäre ein Corolla, vielleicht ein paar Jahre alt. Sehr unauffällig. Ganz leicht mit einem Geo Prizm oder einem Dutzend anderer Billigimporte zu verwechseln. Sogar Verkehrspolizisten hatten Mühe, Corollas zu erkennen. Damit konnte er bis nach Hause fahren und dann nicht nur die Kleine, sondern auch den Wagen verkaufen. Ein bisschen mehr Geld verdienen. Er nickte lächelnd.
     
    Zehn Meilen südwestlich von Fort Stockton führte die Straße nach rechts, verlief bergauf über den Hügelkamm, fiel auf der anderen Seite wieder ab und folgte eine Zeit lang dem Big Canyon Draw. Dann verlief sie eben und strebte geradewegs der Kreuzung an der I-20 zu, die auf der Karte wie eine Spinne aussah, weil sich dort insgesamt acht Straßen kreuzten. In
nordwestlicher Richtung zweigte die Route 285, deren Einmündung als rechtwinklig abknickende Linkskurve eingezeichnet war, nach Pecos ab. Sie verlief ungefähr zwanzig Meilen weit zwischen der Stadtgrenze von Fort Stockton und einer Highwaybrücke, die erneut über den Coyanosa Draw führte.
    »Das ist das Zielgebiet«, erklärte Reacher. »Irgendwo innerhalb dieser zwanzig Meilen. Wir fahren nach Norden bis zur Brücke, wenden dort und kommen nach Süden zurück. Um es zu sehen, wie sie’s gesehen haben.«
    Alice nickte wortlos und beschleunigte auf der Gefällestraße.
     
    Sie wachte von dem Lärm auf, den die Dusche machte. Das Wasser prasselte gegen die Kacheln auf der anderen Seite der Wand, was ein bisschen so klang, als regne es wieder aufs Dach. Sie zog sich die Bettdecke über den Kopf und zog sie gleich wieder herunter. Sah zum Fenster hinüber. Draußen blitzte es nicht mehr. Sie horchte angestrengt. Sie konnte auch keinen Donner mehr hören. Dann erkannte sie, woher das Geräusch kam. Die Dusche lief. Drüben im Bad. Sie war lauter als ihre daheim, aber leiser als die ihrer Mami.
    Der Mann stand unter der Dusche.
    Sie schlug die Bettdecke zurück, schob sich hoch und blieb so sitzen. Im Zimmer brannte kein Licht, aber die Vorhänge waren nicht zugezogen, und von außen fiel ein gelblicher Lichtschein herein. Draußen war alles nass. Sie konnte Regentropfen am Fenster sehen, in denen sich das schwache Licht brach.
    Das Zimmer war leer.
    Natürlich ist es das, Dummchen, sagte sie sich. Der Mann steht unter der Dusche .
    Sie schob die Decke bis zu den Knöcheln hinunter. Ihre Sachen lagen zusammengefaltet auf dem Tisch am Fenster. Sie
schlüpfte aus dem Bett, schlich auf Zehenspitzen hinüber und nahm ihre Unterhose von dem Stapel. Stieg rasch hinein. Schlüpfte in das T-Shirt. Griff nach ihren Shorts, zog sie an. Steckte ihr T-Shirt in den Hosenbund und setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden, um die Klettverschlüsse ihrer Laufschuhe zu schließen.
    Die Dusche lief noch immer.
    Sie stand auf und schlich ganz vorsichtig an der Tür zum Bad vorbei, weil sie fürchtete, ihre Schuhe könnten quietschen. Sie blieb möglichst auf dem Teppich. Mied das Linoleum, so gut sie konnte. Stand still und horchte.
    Die Dusche lief noch

Weitere Kostenlose Bücher