In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
ansprang? Was, wenn sie erwischt wurde?
Mom würde sie begreifen – aber Vincent?
Endlich hatte sie ein gutes Verhältnis zu ihm, liebe Güte ... was würde er denken, wenn sie sich des Hauses bemächtigte wie ein Polizist?
Sie musste zurück ins Bett. Sie enttäuschte Vincents Gastfreundschaft, außerdem war es spät, oder besser, es war früh.
Sie traf ihre Entscheidung, drehte sich um und blickte in das Gesicht von Vincent Padock.
Ihr rutschte das Glas mit Orangensaft aus der Hand. Es schlug dumpf auf den Teppichboden, und der Saft bildete eine Pfütze. Vincent trat einen Schritt zurück und tat, als sei nichts geschehen.
»Du kannst nicht schlafen, kleine Lady? Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.«
Sie erinnerte sich an die Feuchtigkeit in ihrer Körpermitte, an die Lust, die sie sich bereitet hatte, während sie an Vincent dachte und sagte schwach: »Nein, ich kann nicht schlafen.« Er trug einen eleganten Pyjama und roch eindeutig nach Sex, den er mit Mom gehabt hatte. Seine Pheromone wirbelten durch den Keller und machten Eva nervös.
»Deshalb erkundest du das Haus?«
»Du hast eine echt beeindruckende Hütte«, gab sie zurück.
»Ja, beeindruckend.« Er wirkte traurig und melancholisch. »Eine beeindruckende Hütte, nicht wahr? Tja, und wenn man nicht schlafen kann, hilft manchmal ein kleiner Spaziergang. Und den machst du noch lieber, wenn du auf die Mutter aufpasst und dem Liebhaber und Freund nicht wirklich vertraut.«
Eva fühlte sich ertappt. Ihre Wangen glühten.
»Du möchtest wissen, was in diesem Raum ist?«
»Nicht wirklich.«
»Immer ehrlich bleiben, Eva.«
Eva fröstelte es, doch sie war jung, voller Esprit, und sie wollte auf keinen Fall ängstlich wirken. »Ich habe deinen Teppich versaut. Das müssen wir reinigen, sonst gibt es Flecke.«
Sie ertappte sich, nicht auf die Saftpfütze, sondern zu den dunklen Flecken vor der Tür zum Nebenraum zu blicken. Sein Blick folgte ihr. »Da hatte ich Nasenbluten. Das muss auch noch gereinigt werden. Das macht alles meine Reinemachefrau. Die kennt sich mit so etwas aus.« Er bückte sich, hob das leere Glas auf und reichte es ihr. »Kein Grund, sich Sorgen zu machen, Eva.«
Er tippte eine Kombination, das Schloss öffnete sich mit einem schnappenden Geräusch, die Tür schwang auf.
»Bitte«, sagte er und wies hinein.
Sie trat ein, während er hinter ihr das Licht anschaltete.
8
Will Prenker las zum hundertsten Mal die Unterlagen des LKA.
Es war zum Haare raufen. Jede Leiche war aus dem Wasser gefischt worden. Warum entsorgte der Täter seine Opfer auf diese Weise? Die Gerichtsmedizin konnte auch bei Leichen, die wochenlang im Wasser gelegen hatten, Dinge feststellen, von denen die Polizei noch vor zehn Jahren nur geträumt hatte. Doch zuerst mussten die Leichen zusammengesetzt werden. Der Mörder verteilte Beine, Arme, Rumpf und Kopf über die ganze Stadt, sodass es stets eine Weile dauerte, bis das Opfer wieder in einem Stück war. Das war morbide und erschwerte dem LKA die Arbeit beträchtlich.
Fäulnisgase konnten unter Wasser nicht entweichen, sodass sie sich im Unterbauch sammelten. Der Darm und der Bauch wurden zu einem mit Aufgasung gefüllten Ballon, der den Rest an der Oberfläche hielt. An der Menge der Gase und der Zusammensetzung konnte die Polizei allerhand erkennen. Es war ziemlich klar, wo die Einzelteile in die Gewässer geworfen worden waren, egal ob es sich um ein fließendes oder stehendes Gewässer handelt. Sogar die Fließgeschwindigkeit konnte errechnet werden, und somit auf den Tag genau die Entsorgung. Jede Leiche, die aus einem fließenden Gewässer gefischt wurde, wies sogenannte Treibspuren auf.
Da die Leiche für gewöhnlich auf dem Bauch schwamm, Hintern in die Höhe, konnte aufgrund der postmortalen Veränderungen an Knien, Zehenspitzen und so weiter identifiziert werden, wie lange sie im Wasser verbracht hatte, und somit auch, wo sie entsorgt worden war. Da aber Beine, Knie oder Arme in einem ganz anderen Fluss waren, versagte hier die forensische Kriminalistik.
Ansonsten blieben die Zähne und die DNA-Spuren. Zähne waren eine Sache für sich, da der Abgleich lange dauerte, schließlich musste der Zahnärzteverband eingeschaltet werden, und die ließen sich Zeit. Allerdings konnten mittels DNA die Leichenteile perfekt zusammengefügt werden, unwichtig, wie unterschiedlich ihr Zustand war.
Die forensische Molekularbiologie war weit fortgeschritten. Eine toxikologische Auswertung
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