In Liebe und Tod
setzte er an.
»Geldwäsche mit Hilfe einer gemeinnützigen Stiftung«, antwortete Roarke. »Die Umleitung von steuerbefreiten Geldern auf Unterkonten, von denen sie wieder in die Stiftung einfließen, wo sie noch einmal verteilt werden. Ein wirklich schlauer Kreislauf, mit dessen Hilfe sich jährlich eine beachtliche Summe waschen lässt.«
»Die Bullock-Stiftung ist sehr angesehen, genau wie unser Haus. Was Sie da behaupten, kann unmöglich sein.«
»Natalie Copperfield hat sich die Bullock-Konten angesehen.«
»Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen, und Sie verstehen offensichtlich nicht, wie wir unser Unternehmen führen. Natalie hatte gar keinen Zugriff auf die Daten dieser Stiftung.«
»Aber Sie. Weil die Stiftung Ihre Kundin ist. Natalie Copperfields Mörder hat ihren privaten Computer und sämtliche Disketten aus ihrer Wohnung mitgenommen und sich außerdem Zugang zu dem Gerät in ihrem Büro verschafft und dort verschiedene Dateien gelöscht. Aber er konnte sie nicht alle löschen, vor allem nicht die der Kunden, für die Copperfield offiziell zuständig war. Deshalb hat sie den Namen der Bullock-Datei geändert, und deshalb ist diese Datei noch da.«
»Weshalb hätte sie so etwas tun sollen?«
Eve beugte sich über den Tisch. »Wir werden Sie wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung drankriegen, und falls Sie auch nur die geringste Hilfe wegen des Doppelmords von uns erwarten, reden Sie gefälligst mit uns.«
»Ich habe niemanden umgebracht. Mein Gott, sind Sie vollkommen wahnsinnig?« Mit zitternden Fingern zog er sich seine Tweedmütze vom Kopf. »Ich habe niemals irgendwelche Konten manipuliert. Das ist total verrückt.«
»Ihre Frau hat uns bestätigt, dass Sie in der Nacht der Morde bis kurz vor Mitternacht Karten gespielt haben. Und dass sie ungewöhnlich müde war. Deshalb hat sie sich sofort nach Ende des Kartenspiels ins Bett gelegt, Sie hätten währenddessen mehr als genügend Zeit für einen Besuch bei Natalie Copperfield gehabt. Um bei ihr einzubrechen, sie zu fesseln, zu misshandeln, zu ermorden und mit ihrem Computer zu verschwinden.«
Jetzt wich auch noch der letzte Rest von Farbe aus seinem Gesicht. »Nein.«
»Dann hätten Sie problemlos weiter zu Bick Bysons Wohnung fahren, mit ihm kämpfen, ihn betäuben, fesseln und befragen, töten und auch seinen Computer klauen können. Haben Sie die Geräte schon entsorgt?«
»Ich habe in meinem ganzen Leben keiner Menschenseele auch nur ein Haar gekrümmt. Ich habe das Haus in der Nacht nicht mehr verlassen. Mein Gott, mein Gott, was wollen Sie von mir?«
»Dann haben Sie also Bullock oder Chase die Drecksarbeit erledigen lassen?«
»Das alles ist vollkommen absurd. Nein, natürlich nicht.«
»Ich werde mir einen Beschlagnahmungsbefehl für alle Ihre Kundenkonten besorgen, Mr Kraus. Was Sie mit einem Konto gemacht haben, haben Sie bestimmt auch mit anderen getan.«
»Sie können sich alle Akten von mir holen, die Sie haben wollen. Sie werden darin nichts finden, denn ich habe nichts getan. Sie irren sich bezüglich der Bullock-Konten. Auch Natalie muss sich geirrt haben, weil an ihnen nichts verkehrt sein kann. Randall ...«
»Was hat Randall Sloan damit zu tun?«, sprang Eve sofort auf die Erwähnung dieses Namens an.
Kraus fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und winkte dann den Kellner heran, den er anfangs fortgeschickt hatte. »Bringen Sie mir einen Scotch, einen doppelten. Mein Gott, mein Gott.«
»Was hat Randall Sloan mit den Bullock-Konten zu tun?«
»Er ist dafür zuständig. Dem Namen nach bin ich es, aber er kümmert sich darum.«
»Warum erklären Sie mir das nicht ein bisschen genauer?«
»Er hat die Stiftung vor Jahren als Kundin für die Firma gewonnen. Ich war damals gerade erst als Juniorpartner bei dem Unternehmen eingestiegen. Aber sein Vater wollte nicht, dass er das Konto führt. Er hatte gewisse Zweifel an Randalls Zuverlässigkeit, seinen - äh - Fähigkeiten und seiner Arbeitsmoral. Er passt einfach besser in die PR-Abteilung, wo er damals auch schon war. Aber er hatte den Kunden geworben, und ich war damals neu. Deshalb kam er zu mir und hat mich gebeten - obwohl es nicht wirklich eine Bitte war ...«
Kraus nahm das Glas, das der Ober brachte, und leerte es mit einem schnellen Schluck. »Ich fühlte mich unter
Druck gesetzt, und ehrlich gesagt, fand ich es ziemlich unfair, dass man ihm den Kunden nicht überlassen wollte. Deshalb habe ich mich bereit erklärt, es dem Namen nach zu
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