In Liebe und Tod
stehlen, und natürlich hätte sie jemand anderen dazu verführen können, dass er die Drecksarbeit für sie erledigt, aber was hätte ihr das in diesem Fall gebracht? Nachdem Byson nicht mehr da ist, kriegt sie vielleicht ein paar von seinen Kunden, aber weshalb hätte sie dann auch noch Copperfield aus dem Verkehr ziehen lassen sollen? Und die war das eigentliche Ziel. Was haben Sie über die Alibis herausgefunden?«
»Okay, Jake Sloans Freundin Rochelle DeLay ist fünfundzwanzig Jahre alt, unverheiratet und arbeitet im Catering-Bereich im Palace.«
»Sie ist eine von Roarkes Leuten?«
»So in etwa. Ihr Vater DeLay ist der angesagte Küchenchef in dem Hotel. Sie ist seit ungefähr zwei Jahren dort. Keine Vorstrafen.«
Eve bog entschlossen nach links ab. »Wir fahren dort vorbei und lassen uns das Alibi von ihr persönlich bestätigen. Was ist mit den anderen Alibis?«
»Sasha Zinka und Lola Warfield, die angeblich mit Randall Sloan in einem Club gewesen sind. Achtundvierzig beziehungsweise zweiundvierzig Jahre alt. Seit zwölf Jahren verheiratet. Haben jede Menge Geld von Seiten Zinkas Familie. Ihnen gehört Femme.«
»Und das wäre?«
»Ein Hersteller von exklusiven Kosmetika. Das Unternehmen wurde von Zinkas Urgroßvater gegründet und ist eins von wenigen noch existierenden unabhängigen Unternehmen dieser Größe. Sie besitzen Designer-Spas, in denen ihre Produkte verwendet und verkauft werden. Zinka ist ein paar Mal wegen irgendwelcher Kleinigkeiten mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Tätlicher Angriff, Zerstörung fremden Eigentums. Einmal hat sie einem Kollegen von uns einen Kinnhaken verpasst.«
»Ach ja?«
»Aber gesessen hat sie nie. Jede Menge hoher Geldstrafen und eine Reihe Zivilverfahren, aber in den letzten zehn Jahren scheint sie sauber gewesen zu sein.«
»Jugendlicher Übermut. Obwohl sie offenbar zu Jähzorn neigt.«
»Und die Kraus’schen Alibis, Madeline Bullock und Winfield Chase, haben sogar noch mehr Geld. Sie sind Mutter und Sohn. Die Kohle stammt von ihrem zweiten Mann Sam Bullock, mit dem sie keine Kinder hatte. Die beiden waren fünf Jahre verheiratet, bevor er mit hundertzwölf gestorben ist. Sie war damals sechsundvierzig.«
»Ist das nicht romantisch?«
»Dabei wird einem richtig warm ums Herz. Der erste Ehemann war jünger. Er war jugendliche dreiundsiebzig, und sie selbst war zweiundzwanzig, als er sie geheiratet hat.«
»Wohlhabend?«
»Nicht so reich wie der gute Sam, aber ebenfalls durchaus betucht. Wurde von einem Hai gefressen.«
»Wie bitte?«
»Doch, wirklich. Hat mit achtundachtzig noch am Great Barrier Reef getaucht. Und dann kommt plötzlich dieser Hai und frisst ihn einfach auf.«
Sie bedachte Eve mit einem nachdenklichen Blick. »Als Appetithappen von einem Hai verschlungen zu werden, ist eine der zehn Arten, auf die ich garantiert nicht enden will. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
»Ich habe bisher noch nie darüber nachgedacht, dass man auch auf diese Weise sterben kann. Aber nun, da ich es tue, weiß ich mit Bestimmtheit, dass das nichts für mich ist. Irgendeinen Hinweis darauf, dass nachgeholfen wurde?«
»Sie haben den Hai nicht vernehmen können, aber es wurde als Tod durch Unfall deklariert.«
»Okay.«
»Aber zurück zu Bullock. Er hat ein Pharmaunternehmen aufgemacht, ist dann in verschiedene andere Bereiche eingestiegen und hat dort jede Menge Geld gemacht. Die Stiftung, die die Witwe seit dem Tod des Mannes vor acht Jahren leitet, ist ein echter Knaller. Sie gibt jährlich mehrere Millionen für wohltätige Zwecke aus, vor allem für die Behandlung kranker Kinder, die Witwe hat keine Vorstrafen und der Sohn nur eine Jugendstrafakte, die allerdings nicht eingesehen werden darf. Er ist inzwischen achtunddreißig, ist Vizepräsident der Stiftung und war bisher weder verheiratet, noch hat er jemals eine eingetragene Partnerschaft gehabt.«
»Sie leben in London, richtig?«
»Ja. Sie haben auch noch ein paar andere Wohnsitze, allerdings keinen in den Staaten. Mutter und Sohn haben dieselbe Adresse.«
»Man sollte meinen, dass er sich von dem Gehalt, das er bekommt, eine eigene Wohnung leisten kann.«
»Jetzt zu den letzten Alibis: Myers war angeblich mit Karl und Elise Helbringer aus Deutschland zusammen. Die beiden sind seit fünfunddreißig Jahren verheiratet und haben drei Kinder. Karl und Elise haben gemeinsam, als sie Mitte zwanzig waren, eine Stiefelfabrik gegründet und das Angebot im Verlauf der Jahre beständig erweitert, sodass
Weitere Kostenlose Bücher