In Liebe und Tod
Ich will, dass du den Fall abgibst.«
»Du willst - wow, warte.«
»Ich will, dass du ihn abgibst«, wiederholte er. »Ich lasse nicht zu, dass auch nur eine dieser verdammten, sensiblen Informationen in mein Haus, in den Kopf von meiner Frau oder sonst irgendwohin gelangt, wo sie vermuten können, dass ich sie benutze. Ich will verdammt sein, bevor ich mir irgendwann vorwerfen lassen muss, ich hätte irgendwelche dieser Informationen für den Abschluss eines Deals verwendet, bei dem ein anderer, aus welchem Grund auch immer, in die Röhre gucken muss. Das lasse ich, verdammt noch mal, nicht zu.«
»Okay, vielleicht sollten wir uns erst einmal beruhigen.« Sie musste zweimal durchatmen, bevor sich in ihrem Kopf nicht mehr alles drehte, dann aber erklärte sie: »Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich die Ermittlungen an jemand anderen übergebe.«
»Doch, genau das tue ich. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich dich in Bezug auf deine Arbeit bisher kaum jemals um etwas gebeten. Du bist nicht die einzige qualifizierte Ermittlerin. Gib den Fall an jemand anderen ab«, verlangte er erneut. »Und zwar sofort. Dann kann man mich nicht mehr beleidigen. Und mich soll der Teufel holen, wenn ich zulasse, dass meine Frau diejenige ist, die mich derartig beleidigt, weil ihre Vorgesetzten offenbar zu feige dazu sind.«
Damit machte er auf dem Absatz kehrt, marschierte aus dem Raum, und sie blieb wie betäubt zurück.
8
Sein Zorn nagte immer noch an ihm, als er in sein Arbeitszimmer stürmte und mit einem lauten Knall die Tür hinter sich schloss. Er wusste, wenn er nicht gegangen wäre, hätte dieser Zorn mit voller Wucht Eve getroffen.
Ihr gottverdammter Job, ging es ihm durch den Kopf, d ie elendigen Cops. Weshalb in aller Welt hatte er sich jemals eingebildet, sie könnten akzeptieren, wer und was er war?
Er war kein unschuldiger Mensch und hatte auch niemals behauptet, es zu sein.
Hatte er gestohlen? Immer wieder. Hatte er betrogen? Jahrelang. Hatte er seine Intelligenz, seine Gewitztheit und was auch immer ihm nützlich gewesen war, benutzt, um sich einen Weg aus der Gosse dorthin zu erkämpfen, wo er heute war? Das hatte er auf jeden Fall, und wenn es nötig wäre, würde er es ohne jede Reue sofort wieder tun.
Es ging ihm nicht darum, als rein und heilig angesehen zu werden. Er war als Dubliner Straßenratte mit gewissen Fähigkeiten und bestimmten Vorstellungen geboren worden und hatte diese Ziele dank seiner Talente tatsächlich erreicht. Warum auch nicht?
Er stammte von einem Menschen ab, der kaltblütig gemordet hatte, und, ja, er hatte das ebenfalls getan.
Aber er hatte mehr aus sich gemacht. Hatte sich verwandelt. War inzwischen, wenn auch vielleicht kein besserer, so auf jeden Fall ein anderer Mensch. Als er sich in einen Cop verliebt hatte, in eine Frau, die er auf jeder Ebene vorbehaltlos respektierte, hatte er sehr viel für sie aufgegeben. Inzwischen waren seine Geschäfte ausnahmslos legal. Auch wenn er in der Geschäftswelt immer noch als Hai angesehen wurde, war er ein verdammt gesetzestreuer Hai.
Darüber hinaus hatte er sogar mit den Cops, also genau den Menschen, die einst seine Feinde gewesen waren, kooperiert. Hatte ihnen unzählige Male seine schier endlosen Ressourcen zur Verfügung gestellt. Dass ihn das amüsiert, fasziniert, befriedigt hatte, änderte nichts an der Tatsache.
Deshalb war es nicht nur beleidigend und ärgerlich, sondern schlichtweg inakzeptabel, dass man ihm mit einem Mal nicht mehr zu trauen schien.
Er stopfte die Hände in die Hosentaschen, stellte sich ans Fenster und starrte stirnrunzelnd auf die funkelnden Lichter der Stadt, in der er inzwischen zu Hause war.
Er hatte es aus eigener Kraft geschafft, dachte er noch einmal. Hatte sich dieses Leben selber aufgebaut.
Er liebte diese Frau mehr als alles andere. Dass irgendjemand den Verdacht hegte, er würde sie benutzen - und sie ließe es zu -, rief heißen Zorn in ihm wach.
Sollte doch jemand anderes bis zum Umfallen schuften, damit er diesen verdammten Mörder fand. Falls diese Leute meinten, sie könnten ihn irgendwann noch mal dazu bewegen, den zivilen Berater für sie zu spielen, hatten sie sich eindeutig geirrt.
Er hörte, dass die Tür zwischen seinem und Eves Büro geöffnet wurde, drehte sich aber nicht um.
»Ich habe alles gesagt, was ich zu diesem Thema zu sagen habe«, erklärte er. »Die Sache ist für mich erledigt.«
»Fein, dann hör mir einfach zu. Ich kann verstehen, dass du
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