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In Liebe und Tod

In Liebe und Tod

Titel: In Liebe und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Bereich der Wache war deutlich zivilisierter als ihr eigenes Dezernat. Hier wurden keine mit Drogen vollgepumpten Verdächtigen durch die Gegend gezerrt. Hier war alles ruhig, hier herrschten gedämpfte Farben und durch die ordentlich geschlossenen Türen links und rechts des Ganges drang kaum jemals ein Laut.
    Miras Tür jedoch stand offen und die Sekretärin, die den Raum bewachte, wirkte ungewohnt entspannt, weshalb Eve sich vielleicht ersparen könnte, vor ihr auf dem Boden rumzurutschen, nur, damit sie Zugang zur Meisterin bekam.
    Mira sah sie bereits von ihrem Schreibtisch aus. »Eve. Kommen Sie rein. Ich muss nur noch schnell etwas Papierkram fertig machen.«
    »Danke, dass Sie sich so spontan Zeit für mich genommen haben.«
    »Ich habe heute nicht so viel zu tun.«
    Wie immer sah die Psychologin ausnehmend gepflegt, aber nicht aufgetakelt aus. Sie hatte ihr sandfarbenes
    Haar ein bisschen wachsen lassen, sodass es in weichen Wellen auf ihre Schultern fiel, und ihr dreiteiliges, pflaumenblaues Kostüm wurde durch die glitzernden Silberketten und die kleinen, funkelnden Ringe in den Ohren vorteilhaft betont.
    Sie sah Eve freundlich aus ihren sanften, blauen Augen an, die jedes Geheimnis sahen, das das Hirn ihres Gesprächspartners möglicherweise in sich barg.
    »Hatten Sie schon eine Gelegenheit, sich die Berichte anzusehen?«
    »Ja. Nehmen Sie Platz. Es ist eine Schande, finden Sie nicht auch? Dass diese Jugend, dieser Optimismus so abrupt beendet worden sind.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Im Grunde fingen ihre Leben gerade erst an.«
    »Jetzt sind sie beendet«, fügte Eve tonlos hinzu. »Warum?«
    »Das kann man kaum jemals so einfach sagen. Aber kommen wir zum Profil des Täters«, fuhr sie nüchtern fort. »Wie Sie sicher erwartet haben, stimme ich Ihren und den Schlussfolgerungen des Pathologen zu und gehe davon aus, dass es in beiden Fällen ein und derselbe Täter gewesen ist. Höchstwahrscheinlich männlich, zwischen fünfunddreißig und fünfundsechzig. Er ist nicht impulsiv und es ging ihm bei den Taten offenbar nicht um den Kick. Er hat keins der beiden Opfer vergewaltigt, denn das war nicht Teil dieses Geschäfts. Wahrscheinlich ist Sex für ihn nicht gleichbedeutend mit Macht und Kontrolle. Vielleicht hat er eine sexuelle Beziehung, in der er der untergeordnete Partner ist.«
    »Eine Vergewaltigung braucht Zeit«, fügte Eve hinzu. »Er hatte einen straffen Zeitplan und ein ganz bestimmtes Ziel.«
    »Genau. Aber eine Vergewaltigung oder die Drohung damit wird oft wie auch Verstümmelung bei Foltermorden eingesetzt. Es gab keine sexuellen Übergriffe, keine Verstümmelungen, und auch keinen ernsthaften Vandalismus. Er war vorbereitet und hatte eine ganz bestimmte Aufgabe. Die hat er unter Einsatz brutaler Gewalt und körperlicher - sowie wahrscheinlich emotionaler - Misshandlungen erfüllt.«
    Mira breitete die Fotos von den Tatorten auf ihrem Schreibtisch aus.
    »Durch die Fesselungen hat er die Opfer unter Kontrolle gebracht und hilflos gemacht. Dass er beiden Opfern das Klebeband wieder vom Mund gezogen hat, sagt mir, dass er ihre Gesichter, und zwar ihre ganzen Gesichter sehen wollte oder musste, als er sie erdrosselt hat.«
    »Weil er stolz auf seine Arbeit war.«
    »Ja. Darauf, dass er seinen Job erledigt hat, darauf, dass er die Macht und die Kontrolle hatte. Dass er einen Mann von Bysons Alter und Statur überwältigt hat, lässt darauf schließen, dass er ebenfalls in guter körperlicher Verfassung ist. Die Verwendung des Gürtels von ihrem Morgenmantel und der Kordel von der Baustelle zeugt von klarem Denken und großer Geistesgegenwart. Das Fehlen jeder DNA am ersten Tatort zeigt, dass er Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat, und die Tatsache, dass man am zweiten Tatort DNA-Spuren gefunden hat, macht deutlich, dass er während eines Augenblicks die Beherrschung verloren hat.«
    »Weil er angegriffen wurde.«
    »Genau. Byson hat ihm wehgetan, darauf hat er wütend reagiert.« Über Miras Gesicht huschte der Hauch von einem Lächeln, dann aber wurde sie sofort wieder ernst. »Die eigentliche Zielperson war Copperfield. Aber all das wissen Sie bereits.«
    »Trotzdem ist es gut, dass Sie es mir bestätigen.«
    »Es war ein Akt der Verzweiflung, aber er wurde ohne Verzweiflung ausgeführt. Natürlich hat er die beiden oder das, was sie hätten tun können, gefürchtet, aber weder die Leichname noch die Tatorte deuten auf Panik hin. Er hatte alles unter Kontrolle und hat das

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