In Liebe und Tod
Frühstücksverabredungen die Gehwege bevölkerten. Hausangestellte standen, die Hände wegen der Kälte in den Manteltaschen, an den Haltestellen, um mit den Bussen in Richtung der Wohnungen und Stadthäuser zu rumpeln, in denen sie während der nächsten Stunden sauber machen würden. Unter der Erde drängten sich unzählige weitere Gestalten und warteten dort auf die U-Bahn, die auch schon um diese Uhrzeit donnernd durch das Dunkel schoss.
An den Straßenecken bauten Schwebegrillbetreiber ihre Stände auf und boten den frühmorgendlichen Pendlern grässlichen Kaffeeersatz und steinharte Bagels an. Der über den Rosten aufsteigende Qualm zeigte, dass sie auch schon Rührei für diejenigen brieten, die hungrig oder verrückt genug waren, das Wagnis einer Vergiftung am Anfang eines Arbeitstages einzugehen.
Ein paar geschäftstüchtige Händler breiteten Kopien von Designerstücken sowie Waren zweideutiger Herkunft auf Klapptischen und Decken aus. An einem Tag, an dem der bitterkalte Wind einem bis in die Knochen drang und * der Himmel nur darauf zu warten schien, endlich tonnenweise Schnee über der City abzuladen, machten sie mit ihren Mützen, Handschuhen und Schals sicher ein bombastisches Geschäft.
Tatsächlich trafen, kurz bevor Eve die Garage des Reviers erreichte, die ersten dicken Schneeflocken neben widerlichen, kleinen Eisstückchen auf ihrer Windschutzscheibe auf.
In ihrem Büro schenkte sie sich die nächste Tasse Kaffee ein, legte ihre Füße auf den Schreibtisch und starrte die Pinnwand an.
Es war eine persönliche Angelegenheit gewesen, dachte sie erneut.
Jake Sloan hatte eine persönliche Beziehung zu beiden Opfern gehabt.
Lilah Grove hatte versucht, eine persönliche Beziehung zu dem männlichen Opfer aufzubauen.
Cara Greene hatte angeblich ein freundschaftliches Verhältnis zu dem ersten Opfer unterhalten.
Vater, Sohn und Enkel Sloan hatten ein persönliches Interesse an Copperfield gehabt.
Alle diese Leute hatten viel in den Erfolg und den guten Ruf der Firma investiert.
Eve legte ihren Kopf ein wenig schräg und fing an, ihre Gedanken zu sortieren. Was für eine nicht ganz saubere Beziehung hatten einer oder mehrere von diesen Leuten innerhalb von Sloan, Myers und Kraus gehabt?
Sie rief die ihr von Roarke gegebenen Daten auf und fing mit der Suche an.
Während sie an ihrem Schreibtisch saß, betrat Roarke das Büro von ihrem Vorgesetzten und stellte, als dieser sich erhob, um ihm die Hand zu geben, mit kühler Stimme fest: »Ich weiß zu schätzen, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.«
»Kein Problem. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Commander Whitney ihn.
»Nein. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.« Roarke öffnete seine Aktentasche und zog einen schmalen Hefter daraus hervor. Seine Anwälte hatten mit diesem Dokument die ganze Nacht zu tun gehabt. »Wie mir berichtet wurde, gibt es gewisse Befürchtungen wegen meiner Beziehung zur Ermittlungsleiterin im Fall Copperfield/ Byson«, fing er an.
»Warum setzen Sie sich nicht?«
»Okay. Was Sie hier haben«, fuhr Roarke immer noch mit kühler Stimme fort, »ist ein Dokument, das meine Anwälte aufgesetzt haben, und das es mir verbietet, Informationen zu verwenden, die ich möglicherweise über die Ermittlungsleiterin bekomme und die in Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehen.«
Whitney warf einen Blick auf das Papier, sah dann aber sein Gegenüber wieder an. »Verstehe.«
»Außerdem ist darin festgelegt, dass ich ausschließlich
Zahlen im Zusammenhang mit den Ermittlungen in diesem Fall vorgelegt bekommen werde. Die Namen von Privatleuten, von Firmen oder Organisationen sind für mich tabu. Das Dokument ist äußerst detailliert, und die Strafen, die mich bei einer Nichteinhaltung der Bestimmungen erwarten, sind sehr hoch. Natürlich werden Sie diesen Vertrag noch Ihrer Rechtsabteilung zeigen wollen; falls aus deren Sicht irgendwelche Veränderungen oder Zusätze erforderlich sein sollten, können Sie das mit meinen Anwälten diskutieren, bis alle Seiten mit dem Dokument zufrieden sind.«
»Ich werde den Vertrag umgehend weiterleiten.«
»Gut.« Damit stand Roarke wieder auf. »Natürlich ist durch den Vertrag nicht ausgeschlossen, dass ich einen Weg finde, um die Bestimmungen auf unehrliche Weise zu umgehen und meine Frau und z wei brutal ermordete junge Menschen zu meinem Vorteil auszunutzen. Deshalb kann ich nur hoffen, dass Ihnen und den anderen Verantwortlichen klar ist, dass die
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