In Liebe und Tod
war, dessen Liebe nicht erwidert worden ist.«
»Wir ermitteln in alle Richtungen«, antwortete Eve, bevor sie sich von ihrem Platz erhob. »Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, kontaktieren Sie mich bitte auf dem Revier.«
»Das ist alles?« Lola verzog schmollend das Gesicht. »Ich hatte gehofft, dass Sie uns so richtig in die Mangel nehmen würden.«
»Vielleicht beim nächsten Mal. Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben«, fügte Eve hinzu.
Sie wartete, bis sie draußen waren und zu ihrem Wagen zurückgingen, bevor sie von Peabody wissen wollte: »Na, was haben die beiden für einen Eindruck auf Sie gemacht?«
»Sehr direkt, ausnehmend selbstbewusst und vollkommen gelassen. Die Verabredung mit Sloan scheint völlig normal verlaufen zu sein, sie kommen mir nicht vor wie Frauen, die einen Mann, der für sie arbeitet, decken würden - selbst wenn sie praktisch mit ihm befreundet sind. Natürlich ist da noch die Verbindung zwischen Zinkas Schwester und dem ersten Opfer, aber ich kann mir keine von den beiden als Doppelmörderin oder auch nur als Beteiligte vorstellen, um die Schwester vor Schaden zu bewahren. Außerdem schwimmt diese Familie im Geld, wenn es um Kohle geht, brauchen sie bestimmt nicht zu betrügen, denn sie sind auch so schon reich genug.«
»Bei so etwas geht’s nicht darum, was jemand braucht, sondern um Gier und Macht«, korrigierte Eve. »Aber trotzdem habe auch ich nicht das Gefühl, dass sie in die Sache verwickelt sind. Falls Copperfield etwas an dem Konto der Schwester aufgefallen ist und die beiden etwas davon wissen, sind sie verdammt cool. Wissen wir, was Anna Kerlinko in der Mordnacht getrieben hat?«
Peabody zog ihren Handcomputer aus der Tasche, als sie in den Wagen stieg. »Wenn man die Zeitverschiebung mit berechnet, hat sie mit ihrem momentanen Geliebten am Frühstückstisch gesessen, als Copperfield ermordet wurde, und saß während des Mordes an Byson in ihrem Büro. Wofür es mehrere Zeugen gibt. Sie kann unmöglich unbemerkt hierhergekommen sein, die beiden erledigt haben und dann wieder zurückgeflogen sein.«
»Also sprechen wir erst mal mit dem nächsten Alibi.«
Da sie die Leute auf der Liste in der geographischen Reihenfolge besuchen wollte, manövrierte sie den Wagen sechs Blocks in Richtung Osten zur New Yorker Filiale der Kanzlei, die die Bullock-Stiftung vertrat. Copperfield hatte das Konto vor ein paar Monaten bekommen, überlegte Eve, und es gab eine weitere Verbindung dadurch, dass Byson für die Konten der Nichte eines Partners zuständig gewesen war.
Die Kanzlei hatte ihre Büros in einem eleganten alten Sandsteinhaus. Im Foyer war es so still wie in einer Kirche und hinter dem Empfangstisch saß eine Frau eingehüllt in das mehrfarbige Licht, das durch ein großes, zur Straße weisendes Buntglasfenster fiel.
Mit ihrem langen, roten Haar war sie ein echter Hingucker. Als Eve ihr ihre Marke zeigte, blinzelte sie jedoch mehrere Male überrascht und stieß verwundert aus: »Ich verstehe nicht.«
»Das ist eine Dienstmarke«, erklärte Eve. »Wir sind von der Polizei. Und jetzt rufen Sie den Chef des Ladens an und sagen, dass wir mit ihm sprechen müssen, ja?«
»Himmel. Ich meine, tut mir leid, aber Mr Cavendish ist in einer Besprechung. Ich rufe aber gerne seine Assistentin an und sage ihr, dass sie einen Termin mit Ihnen machen soll.«
»Nein, nein, Sie verstehen offenkundig wirklich nicht. Lassen Sie es mich Ihnen noch mal erklären. Dies ist eine Dienstmarke. Wir sind von der Polizei.« Eve sah sich suchend um. »Die Büros sind sicher oben?«, fragte sie, als sie die breite Treppe mit dem blank polierten Holzgeländer sah.
»Oh, aber-aber-aber ...«
Eve ließ den Rotschopf einfach weiterstammeln und marschierte, gefolgt von ihrer Partnerin, entschlossen auf die Treppe zu.
Die obere Etage sah nicht mehr wie eine Kirche, sondern eher wie ein Museum aus. Die Teppiche waren alt, abgewetzt und teuer. Die Holzpaneele waren echt und wahrscheinlich sogar original, ebenso wie die Ölgemälde, die sie an den Wänden sah.
Zu ihrer Linken wurde eine Tür geöffnet und die Frau, die sie erblickte, war zwar deutlich älter als das Mädchen unten am Empfang, sah aber mindestens doppelt so scharf aus.
Sie hatte sich das rabenschwarze Haar zu einem strengen Knoten aufgesteckt, der ihr makelloses, scharf geschnittenes Gesicht besonders vorteilhaft zur Geltung kommen ließ. Das Nadelstreifenkostüm wirkte genauso streng wie die Frisur, war aber ganz
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