In Liebe verführt
während ich neben dir hergaloppiere, schottisch-französisch spreche und nachdrücklich die roten Haare wehen lasse –«
Sein Mund unterbrach den Rest ihres Satzes, und Meg gab seinem Kuss ohne Widerstand nach. Das Messer, von dem sie ganz vergessen hatte, dass sie es noch in der Hand hatte, fiel dumpf klappernd zu Boden.
Cosimo trat zurück, hob das Messer auf und wischte es sorgfältig mit einem Lappen sauber, bevor er es in den Messerblock steckte, wo es hingehörte. Meg spürte die Sorgfalt, mit der er es behandelte, sah die besondere Sicherheit, mit der er den Griff hielt. Es war ein einfaches Küchenmesser, auch wenn es sehr scharf war. Sie hätte es ohne Überlegung an dem Lappen abgewischt und in den Block gesteckt. Doch Cosimo behandelte es mit fast liebevoller Sorgfalt.
17
»Wir wollen das Ganze noch mal durchgehen«, sagte Cosimo und ging mit hinter dem Rücken gefalteten Händen in der Kajüte auf und ab.
Meg verdrehte die Augen. »Muss das sein?«, fragte sie müde.
»Ja«, gab er knapp zurück. »Du musst in jeder Einzelheit deine Rolle beherrschen. Also, wie heißt du?«
»Anatole Giverny«, sagte sie und seufzte. »Oder Nathalie Giverny, Witwe, je nachdem, was ich für Kleider trage.«
»Und mit wem reist du?«
»Mit meinem französischen Cousin, Cosimo Giverny, der mich zu meiner Familie nach Venedig begleitet. Meine Mutter lebt schon seit fünf Jahren in Venedig, seit damals mein Vater gestorben ist. Vor kurzem hat sie einen reichen venezianischen Händler geheiratet, wurde dann aber vor ein paar Monaten krank und hat nach mir geschickt. Es sieht so aus, als ob ihr Leben nur noch an einem seidenen Faden hinge.«
»Gut«, sagte er. »So, und wie wirst du dich auf dieser Reise verhalten?«
Meg dachte, dass sie kreischen würde, wenn sie das jetzt noch einmal durchkauen musste. Während der letzten zwei Tage hatte Cosimo sie diesen Katechismus wiederholen lassen, bis sie auch im Schlaf nichts anderes mehr hörte. Sie holte tief Luft. »Cosimo, ich beherrsche das alles im Schlaf. Die Worte wiederholen sich in meinem Kopf wie eine Gebetsmühle.«
»Gut«, sagte er unerbittlich. »Genau das will ich hören. Aber nun, bitte…«
»Ich bin sehr schüchtern und zurückgezogen«, sagte sie und gab den Widerstand auf. »Wie es sich für eine kürzlich verwitwete Frau gehört. Ich werde dir das Reden überlassen, außer wenn man mich direkt fragt. Ich werde nirgendwo allein hingehen und bei verschlossener Tür in meinem Zimmer bleiben, wenn wir in einem Wirtshaus sind. Wenn irgendwer neugierige Fragen stellt, werde ich ihn an dich verweisen.« Plötzlich hob sie die Hände. »Mein Gott, ich werde mich benehmen, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf, im Schlafzimmer eines Wirtshauses eingesperrt… ich kann mir keine langweiligere Reise vorstellen!«
Sein Mund wurde hart, und seine Augen bekamen jenes arktische Glitzern. »Du hast dich einverstanden erklärt, meine Regeln zu akzeptieren, Meg. Ich habe die Absicht, uns beide an einem Stück nach Toulon zu bringen, und ich weiß besser als du, wie das funktionieren kann. Akzeptierst du das?«
Sie seufzte noch einmal. »Ja, ich akzeptiere es. Aber ich hatte gehofft, dass die Reise uns auch ein wenig Spaß machen würde. Warum sonst sollte ich überhaupt mitgehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, dass dir dieses Widerkäuen schwer fällt, aber glaub mir, es ist notwendig.« Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. »Und glaub mir, meine Liebe, ich habe vor, eine Menge Gelegenheiten für Spaß einzuplanen.« Er zog sie fest an sich und tippte mit der Fingerspitze an ihr Kinn. »Vertrau mir.«
Jetzt strahlten seine Augen wieder warm, und seine Mundwinkel hoben sich zu jenem sinnlichen Lächeln, das sie so liebte. Was die Anziehungskraft betraf, konnte sie ihm blind vertrauen, dachte Meg, während sein Mund den ihren sanft wie ein Schmetterling streifte. Sie glaubte, ihm ebenso vertrauen zu können, was ihre Sicherheit betraf. Was brauchte sie mehr?
Die Tatsache, dass er ihr nicht mehr von sich selbst zu geben bereit war als das, was an der Oberfläche zu erkennen war, hatte sie akzeptiert. Eigentlich war es ihr sogar lieber, nicht weiter unter diese Oberfläche vorzudringen. Was sie nicht wusste, brauchte ihr auch keine Sorgen zu bereiten. Das mochte feige sein, aber er hatte ihr ein Abenteuer versprochen, eine Reise voller Aufregungen und Leidenschaft. Und deswegen kam sie ja mit. Die entnervenden Aspekte lagen vor allem in der
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