In Liebe verführt
Vorbereitung. Und was immer er in diesem Krieg sein oder tun mochte – und Meg war davon überzeugt, dass seine Tätigkeit als Kurier nur ein kleiner Teil war – Cosimo machte es gut und konnte von ihr aus die Einzelheiten gerne für sich behalten. Sie wollte ein letztes, leidenschaftliches, gefährliches Abenteuer, bevor sie wieder in den Kokon ihres früheren Lebens eingeschlossen wurde. Sie konnte sich darauf verlassen, dass ihre Wünsche diesbezüglich erfüllt würden. Es war eine Partnerschaft, bei der jeder von ihnen exakt wusste, was er bekam.
Und das würde sie mit jeder Faser ihres Seins ganz fest weiterhin glauben .
Sie öffnete den Mund unter dem heißen Druck seiner Lippen, und ihr Körper schmolz geradezu, als er ihr Hinterteil umfasste und sie gegen seine Lenden drückte. Es gab geistlosere Gründe als diesen, um sich etwas so Verrücktes vorzunehmen wie eine Reise quer durch Frankreich mitten im Krieg in Gesellschaft eines englischen Spions.
Zwei Tage später stand Meg an Deck der Mary Rose und schaute zu, wie eine Schiffskiste in ein Segelboot hinuntergelassen wurde, ein Boot, das sie bisher noch nicht benutzt hatten. Es war deutlich größer als das Ruderboot und hatte eine kleine Kajüte, die ihnen etwas Schutz bieten würde.
Cosimo gab seinen Leutnants, Mike und dem Bootsmann die letzten Befehle. Das Schiff würde weitersegeln ins Mittelmeer und dort auf der Meerseite der Iles d’Hyères gleich außerhalb von Toulon ankern. Dort würde es warten, bis sein Kapitän und Meg wieder bei ihnen auftauchten.
Meg fragte sich flüchtig, wie sie und Cosimo zu diesen Inseln gelangen sollten, um die Mary Rose zu treffen. Aber sie nahm an, dass der Freibeuter auch dafür einen Plan hatte. Er würde halt irgendein Boot finden, das sie hinüberbrachte.
Es war eine mondlose Nacht, eine Nacht, auf die Cosimo gewartet hatte. Er hatte die Mary Rose in der Nähe der Mündung der Gironde gehalten, die von Bordeaux kam, hier mündete und hinter Bordeaux die Garonne wurde, ein Fluss, der sich quer durch Frankreich wand. Cosimo und Meg würden diesem Fluss so weit wie möglich auf dem Segelboot folgen, in der Hoffnung, dass sie es vielleicht bis nach Toulouse auf dem Wasser schafften. Wenn nicht, würden sie die bergige Gegend von Tarn in Richtung Vaucluse durchqueren. Von dort aus würden sie bergab bis Toulon reisen. Zumindest war das die Route, die Cosimo ihr erklärt hatte. Sie vermutete, dass diese Route stets dann geändert wurde, wenn es sich als notwendig erwies.
»Fertig?«
Sie drehte sich um, als sie seine Stimme hinter sich hörte. »Ja… ja, natürlich.« Es gelang ihr, das Beben in ihrer Stimme zu beherrschen, aber nicht das Kribbeln in ihrem Bauch, der sich anfühlte, als hätte sich ein ganzes Nest kleiner Schlangen darin eingenistet.
Cosimo fragte sich, ob sie jetzt, nachdem der große Moment gekommen war, wohl lieber an Bord der Mary Rose bliebe, wenn er ihr die Wahl gäbe. Doch er war ziemlich sicher, dass sie ihn auslachen würde.
»Alles ist an Bord«, sagte er und klang so fröhlich sachlich wie üblich. »Heute Nacht werden wir so dicht wie möglich an Bordeaux heranfahren und uns für den Tag einen ruhigen Liegeplatz suchen. Morgen Nacht, im Schutz der Dunkelheit, werden wir dann an Bordeaux vorübersegeln. Ich hoffe, dass es eine weitere mondlose Nacht geben wird.« Er trat einen Schritt zurück. »Lass mich dich anschauen.«
Meg zog die Mütze herunter bis über die Augenbrauen und stellte sich in Pose, die Hände in den Hüften, das Kinn gehoben, den Kopf schräg gelegt.
Cosimo grinste anerkennend. »Du gibst einen prima jungen Mann ab, wenn ich so sagen darf.«
Meg verzog ein wenig das Gesicht. Ein Teil des strengen Trainings der vergangenen Tage hatte darin bestanden, alles auf möglichst männliche Weise zu tun, vom Sitzen auf einem Stuhl bis zum Schneiden von Fleisch. Sie war noch nie auf die Idee gekommen, dass es derart elementare Unterschiede zwischen den Geschlechtern geben könnte. Doch jetzt fielen sie ihr überall auf. So sehr sie die Gründlichkeit der Ausbildung gehasst hatte, musste sie doch Cosimos Weitsicht anerkennen und bewundern. So bekam sie etwas mehr Selbstvertrauen, dessen sie dringend bedurfte.
Sie betrachtete ihn mit ähnlicher Gründlichkeit und musste spontan anerkennend lächeln. Er war gekleidet wie ein Fischer, in grobe Kniehosen, ein loses Hemd mit einem unordentlich gebundenen Halstuch, Holzschuhen an den Füßen und einer Kappe, die er verwegen
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