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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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erstaunt, und Cosimo begriff, was für eine dumme und zugleich arrogante Frage das war. Megs Persönlichkeit stand weit über solchen kleinlichen Gefühlen wie Eifersucht.
    »Nein, überhaupt nicht«, erklärte Meg. »Wie könnte es?«
    »Vergib mir, ich hatte nicht richtig nachgedacht«, sagte er trocken. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Meg legte einen Finger auf ihr Kinngrübchen. »Es ist nur so seltsam… es fühlt sich eigenartig an, das Leben eines anderen Menschen zu führen«, sagte sie langsam. »Ich sehe ihr ähnlich genug, um mit ihr verwechselt zu werden, ich trage ihre Kleider, schlafe mit ihrem Liebhaber, gehe auf ihre Abenteuer… sie ist irgendwie allgegenwärtig, und ich habe diesen Drang in mir, alles über sie zu erfahren… mich, mein Handeln, meine Reaktionen, ständig mit ihr zu vergleichen.«
    Cosimo war nie auf den Gedanken gekommen, dass sie eine derart komplexe Haltung in Bezug auf eine Lage haben könnte, die ihm nur zufällig erschien. Es verwirrte ihn etwas. Doch dann kam ihm die rettende Idee, dass Frauen halt manches ganz anders sahen als Männer. Selbst Ana hatte ihn manchmal mit der komplexen Art ihrer Gefühle überrascht. Und Meg war wesentlich weniger vom Leben abgehärtet, als Ana es gewesen war.
    Er hatte allerdings kein Recht, etwas von Anas Leben und Geheimnissen zu erzählen. Genau genommen fand er es sogar schmerzlich, über sie zu sprechen, wenn er daran dachte, was sie in den letzten Wochen durchgemacht haben musste. »Ich vergleiche dich nicht«, stellte er fest. »Mit niemandem, weder die Figur noch das Wesen.«
    Das war ja wohl nicht das Thema , registrierte Meg. Aber vermutlich konnte sie nicht erwarten, dass er sie verstand. Auf jeden Fall richtete er schon wieder jene Wand zwischen ihnen beiden auf. Über Ana zu diskutieren war offenbar nicht zulässig.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach das unbehagliche Schweigen. »Ihr werdet an Deck gebraucht, Kapitän«, rief Biggins.
    »Sofort.« Cosimo ließ Megs Hände los, legte seine Hände auf ihre Schultern und gab ihr noch einen raschen Kuss. »Ich kann dir nicht sagen, wie froh du mich gemacht hast«, sagte er. »Ich will dich nicht verlieren, Liebste.«
    Sie lächelte. »Ich bin auch noch nicht bereit, dich zu verlassen, Cosimo.«
    Als er fort war, ging sie hinüber zum Kartentisch und nahm das kleine Päckchen mit Papieren in die Hand. Warum waren diese Nachrichten so wichtig? Eine so kleine Menge, dass er sie unter seinem Arm verstecken konnte. Und sie mussten jenen ganzen, langen, gefährlichen Weg nach Toulon transportiert werden. Sie überlegte sich, dass er sie ja ganz offen hatte liegen lassen, sie also nicht spionierte. Also entfaltete sie die drei Blätter. Das, was darauf stand, war völlig sinnlos, nur Zeile um Zeile unverbundener Buchstaben und Zahlen.
    Verschlüsselt natürlich. Ihr Blick streifte das Regal mit den Wörterbüchern. Vielleicht würde es sich als interessante Übung erweisen, wenn sie versuchte, den Code zu knacken. Sie glättete die Papiere mit der Handfläche und konzentrierte sich auf die Folge von Buchstaben und Zahlen, suchte nach Verbindungen, Zeichenfolgen, die sich wiederholten, allem, was irgendwie Sinn ergab. Nach ein paar Minuten holte sie Dr. Johnsons Wörterbuch vom Regal. Sie blätterte darin, bis sie eine Seite mit Notizen am Rand fand. Sie las die verschiedenen Einträge sorgfältig und schaute immer wieder auf die verschlüsselten Seiten neben dem Buch, um festzustellen, ob ihr irgendetwas bekannt vorkam.
    Sie war so beschäftigt, dass sie nicht hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und auch nicht bemerkte, wie Cosimo in der Tür stand und sie beobachtete. Gus landete auf dem Kartentisch neben dem Wörterbuch, und sie fuhr zusammen. »Ich habe gar nicht gehört, wie du hereingekommen bist.«
    »Das sehe ich.« Er schloss die Tür. »Was machst du da?«
    »Ich habe versucht, den Code zu knacken«, sagte sie und versuchte, dabei nicht schuldbewusst oder entschuldigend zu klingen. »Du hattest die Nachrichten offen auf dem Tisch liegen lassen, also bin ich davon ausgegangen, dass es dir nichts ausmacht.«
    »Hmm«, murmelte er und griff über ihre Schultern nach den Seiten. »Eine ziemlich mutige Annahme, Meg.« Er faltete die Papiere sorgfältig, schob sie in die Hosentasche und war dankbar, dass er die Weitsicht besessen hatte, etwas zu erzeugen, das so aussah wie die mythischen Nachrichten. »Aber es war unvorsichtig von mir, sie liegen zu lassen… Und,

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