In Liebe verführt
Hund«, murmelte er.
Cosimo wandte sich ihm zu und lächelte ironisch. »Verrat dieses kleine Geheimnis aber niemandem, mein Freund.«
»Niemals«, versicherte ihm David.
Gus schlug mit den Flügeln und schien aufs regungslose Wasser hinausfliegen zu wollen. Die beiden Männer sahen zu, wie er ein paar Meter weit flog und dann auf einer Rahe landete, um sich emsig die Federn zu putzen.
»Ist er wirklich so klug, wie es den Anschein hat, und weiß, wie er mit Menschen umgehen muss, oder ist er nur so sehr an die Gefangenschaft gewöhnt?«
»Von beidem etwas«, gab Cosimo zurück. »Kommt allerdings aufs selbe heraus.«
»Ja«, stimmte ihm David zu und machte einen Schritt von der Reling weg. »Ich frage mich, ob etwas Ähnliches auf Miss Barratt zutreffen könnte.« Er ging von dannen, wechselte noch ein paar Worte mit dem Steuermann und stieg zum Hauptdeck hinunter.
Cosimo blieb noch ein Weilchen in Gedanken versunken, dann schlug er denselben Weg ein. Vor seiner Kajüte blieb er stehen, dann klopfte er. Er wusste wirklich nicht, wie er seine Passagierin weiter behandeln sollte. Aber es war sicher klug, wenn er sie erst einmal etwas besser kennen lernte und dafür sorgte, dass sie sich in seiner Gegenwart wohl fühlte.
Er klopfte also möglichst sanft an.
Megs Herz stolperte erneut vor Schreck, doch sie schaffte es, mit einigermaßen sicherer Stimme »Herein!« zu rufen. Dabei blieb sie am Fenster sitzen und sah ihren Besucher mit kühlem, fragendem Blick an.
Cosimo gab den prüfenden Blick zurück. »Das passt doch ganz gut«, stellte er fest. »Und die Farbe steht Euch hervorragend.« Er hielt für Gus die Tür auf, der mit einem geschickten Hopser die hohe Schwelle überwand und auf seine Stange flog, wo er, den Kopf schräg gelegt, Meg ebenfalls beäugte.
Meg fand, dass dieser Kommentar unter den gegebenen Umständen entschieden zu persönlich war, also ignorierte sie ihn und fixierte ihren Besucher stattdessen nur schweigend.
»Es ist ein schöner Nachmittag«, setzte Cosimo zu einem neuen Versuch an. Er schloss die Tür, ging aber nicht weiter in die Kajüte. Der auf ihn gerichtete grüne Blick hatte definitiv etwas Abweisendes an sich. »Wirklich schade, wenn Ihr den im Zimmer verbringt.«
»Ich bin so zufrieden, wie ich unter solchen Umständen nur sein könnte, Sir«, erwiderte Meg kühl.
Er lehnte sich mit den Schultern an die Tür und lächelte bedauernd. »Bitte, Miss Barratt, können wir nicht einen Waffenstillstand eingehen? Ich bin wirklich nicht dafür verantwortlich, dass Ihr auf meinem Schiff seid.«
»Und wer dann, bitte sehr?«
Er dachte eine Weile darüber nach, dann sagte er: »Nun, meiner Meinung nach seid Ihr es selbst. Ihr seid unter die Räder meiner Kutsche gerutscht und habt damit, wenn ich das richtig sehe, Euer Leben in ernste Gefahr gebracht. Meine Leute haben Euch eigentlich das Leben gerettet.«
Meg klappte ruckartig ihr Buch zu, stand auf und ließ es auf die Bank fallen. »Das war keine besonders einfallsreiche Argumentation, Kapitän Cosimo, und schwach dazu!«
Er hob in einer lachenden Geste die Hände, als ergebe er sich. »Pax, Miss Barratt«, sagte er. »So kommen wir nie zueinander. Also jetzt erklärt mir, was ich für Euch tun kann, damit sich unsere Lage entspannt.«
Er war ein verdammt attraktiver Mann, dachte Meg und ärgerte sich einerseits darüber, wie unwichtig dieser Gedanke war, andererseits war er halt absolut unvermeidlich. Cosimo bewegte sich mit einer lockeren Grazie, die ihr ja schon auf meilenweite Entfernung aufgefallen war, als er auf die Mary Rose gesprungen war. Das ausgewaschene Blau seiner Augen glitzerte wie das von der Sonne beleuchtete Wasser unter dem Fenster. Auch sein Mund gefiel ihr. Er war breit und voll, wenn Cosimo lächelte, und ohne das Lächeln vermittelte er eine ruhige Entschlossenheit, eine unverkennbare Autorität, die Meg erstaunlich beruhigend fand. Aber sie war nicht bereit, unvorsichtig zu werden. Vermutlich konnte nämlich ihr zugegebenermaßen unfreiwilliger Entführer mit seinem Charme so ziemlich alles erreichen, wenn er es drauf anlegte.
»Ich brauche derzeit nur zwei Dinge von Euch, Kapitän Cosimo…«
Er brachte sie mit einer erhobenen Hand zum Schweigen. »Oh, bitte, Meg, mein Name ist einfach Cosimo. Da wir hier eine Kajüte teilen, könnten wir auf solche Formalitäten verzichten und uns duzen.« Er runzelte plötzlich die Stirn, doch sie sah, dass das nur gespielt war. »Du hast doch wohl nichts
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