In Liebe verführt
kaum wahrnahm, als er hinausging. Sie klingelte nach Biggins.
Er kam nach wenigen Minuten. »Der Kapitän sagt, Ihr hättet gern warmes Wasser zum Baden, Madam?«
Er hatte es also tatsächlich nicht vergessen. »Ja, danke, Biggins.« Sie hob ihr Haar. Es würde wunderbar sein, es zu waschen. Vielleicht konnte sie es dann in der Luft an Deck trocknen lassen. Mit dem Wind, den sie aufgrund der Geschwindigkeit des Schiffes spürte, würde es bestimmt rasch trocknen. Sie tauchte erneut in Anas Kleider ein und suchte nach etwas, das geeignet war, auf einem nächtlichen Deck nicht weiter aufzufallen.
Biggins erschien mit demselben Jungen, der morgens schon beim Frühstück geholfen hatte. »Der Kapitän sagt, er werde in zwei Stunden, wenn wir Anker geworfen haben, an Deck zu Abend essen, Madam«, erklärte Biggins und bedeutete dem Jungen mit einer ungeduldigen Handbewegung, die Krüge in das kleine Bad zu bringen. »Es sieht aus, als würde es ein schöner Abend werden, also lässt er fragen, ob Ihr ihm Gesellschaft leisten oder in der Kajüte zu Abend essen wollt, Madam.«
Hatte sie nicht sowieso schon beschlossen, dass ihr Haar in der Abendluft besser trocknen würde? »Bitte sagt dem Kapitän, dass ich gern zu ihm an Deck kommen werde.«
»Da habt Ihr Recht, Madam.« Biggins schnippte mit den Fingern dem Jungen zu, der gerade mit den leeren Krügen rückwärts aus dem kleinen Bade- und Kloraum trat. »Wir kommen in ein paar Minuten mit noch mehr heißem Wasser wieder, Madam.«
Zehn Minuten später hockte Meg in der Wanne voller heißem Wasser, und Gus saß gemütlich an der Tür und plapperte sinnloses Zeug vor sich hin, auf das er glücklicherweise keine Antwort zu erwarten schien.
4
Meg hatte Schwierigkeiten, sich nach dem Bad abzutrocknen, weil ihre Füße kaum Halt fanden. Die Mary Rose segelte unter einer steifen Brise dahin, der Himmel jenseits der Kajütenfenster wurde allmählich dunkel. In ein Handtuch gehüllt, das Haar unter einem Handtuchturban, kniete sie schließlich auf dem Polster am Fenster und schaute hinaus. Das Wasser hatte sein Glitzern verloren und die Farbe von Zinn angenommen, nur die rollenden Wellen hatten durch den Sonnenuntergang noch einen Schimmer von Rosa auf den Spitzen. Sie konnte das Land jetzt deutlicher erkennen. Eine kleine, felsige Erhebung mit grünen Hügeln darüber. Aus der Entfernung sah es verlassen aus.
Cosimos inzwischen vertrautes Klopfen ertönte an der Tür. »Eine Minute, bitte«, rief sie und sprang vom Polster. Das Handtuch war kein Ersatz für einen Morgenrock, nicht einmal für ein Nachthemd.
»Entschuldige, ich dachte, du wärst inzwischen fertig mit deinem Bad«, sagte er durch die Tür, und Meg hörte seiner Stimme sein amüsiertes Erstaunen an.
Sie ließ das feuchte Handtuch mitten im Zimmer fallen und riss den Kleiderschrank auf. Dann schnappte sie sich den Umhang mit der Kapuze und wickelte sich hinein. »Alles klar«, sagte sie.
Cosimo kam herein. Seine Augenbrauen hoben sich. »Das ist ein wahrhaft exzentrisches Kostüm, wenn ich so sagen darf. Ein Turban und ein Umhang? Ist das eine neue Mode, die ich nicht mitbekommen habe?«
Sie sah ihn finster an. »Du hast mir keine Zeit gelassen, mich richtig anzuziehen.« Sie zog das Handtuch vom Kopf und schüttelte ihr Haar.
»Warum hast du nichts gesagt?« Er bückte sich und hob das große Handtuch von Boden auf.
»Ich habe angenommen, du hättest in deiner Kajüte etwas Wichtiges zu tun«, sagte sie und deutete in Richtung auf die Seekarten. »Davon wollte ich dich nicht abhalten.«
»Nichts, was nicht noch Zeit hätte«, sagte er und warf das Handtuch in die Nische mit dem Bad. »Eigentlich bin ich nur gekommen, um mir einen Umhang zu holen. Es wird draußen langsam kühl. Wenn du hinaufkommst, wirst du auch einen brauchen. Und etwas an den Füßen.« Mit diesen Worten öffnete er einen weiteren Kleiderschrank. Daraus nahm er einen Umhang aus zweckmäßig dunkler Wolle und legte ihn sich um die Schultern.
Meg hatte sich wieder ans Fenster gesetzt und sich fest in den Umhang gewickelt. Sie fand nichts besonders Amüsantes an dieser unbehaglichen Lage, obwohl Cosimo eindeutig seinen Spaß daran hatte. Je eher sie von diesem Schiff verschwand, desto besser, dachte sie ärgerlich. Und dann kam ihr seltsamerweise zum ersten Mal die Frage in den Sinn, wo er wohl schlafen würde.
»Wo wirst du eigentlich schlafen?«, platzte sie heraus.
»Wann… heute Nacht?« Die Frage schien ihn wirklich zu
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