In Liebe verführt
Selbstvertrauen. Sie wusste in ihrem tiefsten Inneren, dass genau diese Mischung ihr Verhängnis sein könnte.
Sein Blick wanderte prüfend über sein kleines, schwimmendes Reich und traf auf Meg, die an der Luke stand. Er hob grüßend eine Hand und machte eine Geste, sie möge herüberkommen. Meg stieg also zum Oberdeck hinauf und stellte sich neben ihn ans Steuerruder. Einem der jungen Offiziere rief er zu: »Mr. Fisher, bitte ruft die Männer her.«
»Aye, Kapitän.« Der junge Mann verließ seinen Posten an der Heckreling, wo er damit beschäftigt gewesen war, das Reffen des Bramsegels zu beaufsichtigen, und kam nach vorn. Er nahm eine Pfeife aus der Tasche und blies einen schrillen, durchdringenden Ton.
Männer versammelten sich von allen Seiten auf dem Hauptdeck, wo sie gedrängt, aber ordentlich standen. Sie verstummten und sahen zu ihrem Kapitän und der restlichen kleinen Gruppe auf dem Oberdeck auf. Ihr Schweigen war eher neugierig als besorgt, schien es Meg. Eine gewisse gespannte Erwartung lag in der Luft, als gingen die Männer davon aus, etwas Angenehmes zu hören zu bekommen.
Cosimo schien mit normaler Stimme zu sprechen, aber er war weit zu hören. »Meine Herren, wie ihr wisst, warten wir darauf, den Hafen von Sark anlaufen zu können. Wir werden dort einen oder zwei Tage bleiben. Miss Barratt wird unser Gast sein.« Er legte eine Hand auf Megs Schulter und dirigierte sie so vor sich. »Ich weiß, dass ihr sie mit größter Höflichkeit behandeln werdet. Irgendwelche Fragen? Ja, Bootsmann?« Er deutete auf einen massigen Mann mit tiefen Falten im Gesicht und dichten, eisengrauen Haaren.
»Verzeiht, Kapitän, aber wohin fahren wir danach?« Eine leichte Unruhe unter den Männern begrüßte die Frage, und die Spannung schien zuzunehmen.
Cosimo lachte das lässige Lachen eines Mannes unter Gefährten, die Vertrauen zueinander hatten. »Meine Freunde, das werdet ihr wissen, sobald ich es selbst weiß.«
Ein wissendes Gelächter ertönte, und viele der Männer schüttelten resigniert die Köpfe. Der Bootsmann grinste. »Ich hatte nichts anderes erwartet, Sir.«
»Hätte ich auch nicht angenommen«, stimmte Cosimo zu. »Mit der Flut bei Morgengrauen segeln wir weiter, bis dahin seid ihr frei. Es gibt genug Fleisch für ein brauchbares Abendessen und ein Fass Bier dazu.«
Jubel ertönte, ein paar Mützen wurden in der Luft geschwenkt. Cosimo hob eine Hand, um die Männer zu entlassen, und wandte sich an Mr. Fisher, neben dem ein weiterer junger Mann wartete, der sein Zwilling hätte sein können. Die gleichen rosa Wangen, hinter denen noch ein wenig Babyspeck zu erkennen war, der gleiche breite Mund, die gleichen braunen Augen. Cosimo sagte: »Beordert jemanden ins Krähennest, Mr. Fisher. Wir wollen nicht ganz vergessen, dass wir in französischen Gewässern sind. Und Mr. Graves, prüft die Navigationskarte und zeichnet mir einen Kurs ein, der uns durch die Felsen und nicht auf sie führt.«
»Aye, Sir«, kam die einstimmige Antwort.
Cosimo lächelte. »Miss Barratt, erlaubt mir, Euch meine Leutnants vorzustellen, Mr. Fisher und Mr. Graves.«
Die beiden jungen Männer verbeugten sich. »Es freut uns, Euch an Bord zu haben, Madam«, sagte Mr. Fisher.
»Ja, ganz meine Meinung, Madam«, stimmte ihm der andere zu. »Ganz zu Euren Diensten, Madam.«
»Nun, vielen Dank… Euch beiden«, sagte Meg mit einem warmen Lächeln. »Ich werde mir Mühe geben, Euch nicht im Weg zu sein.«
Die beiden Männer wurden dunkelrot und verstummten. Cosimo rettete sie, indem er sie mit einem Winken entließ, und sie zogen sich zurück.
Als sie außer Hörweite waren, fragte Meg halb amüsiert, halb missbilligend: »Sollten die beiden nicht noch zur Schule gehen?«
»Das tun sie«, sagte Cosimo leichthin. »Das Meer ist ihre Schule und ihr Lehrer. Aber sie sind älter, als sie aussehen. Nur nicht besonders erfahren in Dingen der Welt außerhalb dieser hier.«
»Sie könnten Brüder sein.«
»Tatsächlich sind sie Cousins.« Er wandte sich vom Steuerruder ab, als der Steuermann herbeikam. »Zurr es gut fest, Mike. Der Wind ist ein wenig zickig heute Abend.«
»Aye, das hatte ich auch schon gedacht, Sir«, sagte der Mann und nickte Meg kurz zu. Es hatte den Anschein, dass sie jetzt, nachdem sie richtig vorgestellt worden war, auch förmlich begrüßt werden durfte. Sie reagierte mit einem freundlichen Nicken.
»Lass uns beobachten, wie der Mond am Himmel aufsteigt«, lud Cosimo sie ein und lenkte sie zur Reling
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