In Liebe verführt
war.
»Als ich auf der Brücke erst einmal alles unter Kontrolle gebracht hatte, habe ich mich nach Euch erkundigt. Der Schiffsarzt teilte mir mit, dass Euch außer einer möglichen kleinen Gehirnerschütterung nichts zugestoßen wäre und dass sie Euch in meiner Kajüte zu Bett gebracht hatten.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte mir weiter nichts dabei… bis ich schließlich kurz vor Morgengrauen unter Deck kam und entdeckte, was für eine Katastrophe passiert war.«
» Katastrophe ?«, quietschte Meg. »Ich bin eine Katastrophe?«
Er fuhr sich mit der Hand durch das wellige, rotbraune Haar, das etwas länger war, als dass man es hätte modisch nennen können – eine Tatsache, die Meg nur am Rande auffiel. »Es ist etwas schwierig zu erklären«, sagte er ausweichend. »Die Dame, die eigentlich hätte kommen sollen, war aus freiem Willen dazu bereit, an einer sehr wichtigen Unternehmung teilzunehmen. Ihre Abwesenheit und folglich Eure unfreiwillige Anwesenheit ist wirklich eine Katastrophe.«
Meg starrte ihn an, als wäre er ein Schlangenbeschwörer und sie die Schlange. »Wer seid Ihr?«
»Mit der Hilfe von Namen würden wir uns sicher leichter tun«, gab er zu und legte den Kopf schief. »Wen genau haben also meine Männer gestern Nachmittag aus der Gosse gefischt?«
»Mein Name ist Meg Barratt«, verkündete sie, und jetzt wurde ihr endlich der Ernst ihrer Lage bewusst. Sie dachte an ihre Eltern, an Arabella und an Jack. Sie waren inzwischen sicher verzweifelt. »Wenn ich nicht sofort nach Folkstone zurückgebracht werde, weiß ich nicht, was geschehen wird. Ich muss unbedingt nach Hause!« Ihr verzweifelter Blick heftete sich auf die Reihe von Fenstern in der Kajüte… und auf die unermüdliche Bewegung des Meeres dahinter, das unter dem Kiel dahinglitt und sie wer weiß wohin brachte.
»Das kann ich nicht tun«, sagte er, und die klare Feststellung war von einem beinah greifbaren Bedauern begleitet. »Selbst wenn die Flut nicht gegen uns wäre – die Zeit ist es. Meine Mission kann nur zu einem gewissen Zeitpunkt erfolgreich erledigt werden, und diese Gelegenheit darf ich nicht versäumen.«
Jetzt verstand Meg langsam, dass sie echt in der Falle saß. Sie konnte das Schiff nicht umdrehen. Wenn sein Kapitän es nicht wollte, musste sie hingehen, wo auch er hinging. »Wer seid Ihr?«, wiederholte sie.
»Mein Name ist Cosimo.«
Er verbeugte sich kurz, wie es bei einer förmlichen Vorstellung üblich war.
»De Medici?«, fragte sie mit unverhohlenem Sarkasmus. Dieser Name passte absolut zu all dem Gerede von Missionen und wichtigen Unternehmungen.
Beunruhigenderweise lachte er nur. »Meine Mutter liebte die italienische Geschichte und hatte eine sehr lebhafte Phantasie.«
»Wenn Ihr demnach nicht de Medici heißt, wie dann?« Ihre Lippen verzogen sich spöttisch.
»Nur Cosimo«, sagte er, ohne sich um ihre Missbilligung zu kümmern. »Ihr braucht nicht mehr, als diesen Namen zu kennen.«
»Ich habe überhaupt kein Verlangen danach, Euch zu kennen.« Sie wandte sich ab und ging hinüber zu den Fenstern. Dort kniete sie sich auf die gepolsterte Bank und sah regungslos aufs Meer hinaus, während sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die in ihre Augen stiegen.
»Wenn Ihr Euch gut genug fühlt, um Euch anzukleiden, werdet Ihr im Schrank Kleider finden. Ich bin sicher, dass sie Euch ebenso wie das Nachthemd passen werden.« Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss.
»Wiedersehn… Wiedersehn… armer Gus… armer Gus«, murmelte der Papagei.
»Ach, sei doch still!«, sagte Meg heftig, obwohl ihr die drohenden Tränen die Kehle zuschnürten.
»Armer Gus«, knarzte der Papagei noch einmal und steckte den Kopf unter den Flügel.
2
Cosimo stieg hinauf zum Deck, und obwohl er äußerlich gelassen wirkte, sah es in seinem Inneren ganz anders aus. Der Steuermann wollte ihm das Steuer übergeben, als er auf die Brücke trat, doch er schüttelte den Kopf. »Ich übernehme später, Mike, wenn wir näher beim Hafen sind.«
»Aye, Kapitän. Die Felsen in der Umgebung der Insel sind genauso verräterisch wie an manchen Stellen der bretonischen Küste«, sagte der Steuermann ernst.
Cosimo lachte leise und klopfte dem Mann auf die Schulter. »Ich wollte damit nicht sagen, dass du der Aufgabe nicht gewachsen bist, Mike. Aber ich stelle mich halt selbst gern der Herausforderung.«
Der Mund des anderen verzog sich zu einem Grinsen. »Und es gibt keinen, der das besser könnte
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