in neuen Abenteuern
Klasse aufgerückt bin? Leider werde ich nun nicht mehr so viel mit euch zusammen sein können wie früher.“
„Das tut mir sehr leid“, sagte Hanni traurig. Sie und Nanni mochten die fröhliche Lucie sehr. Lucies Vater hatte sich bei einem Autounfall den Arm schwer verletzt und konnte deshalb seinen Beruf als Maler nicht mehr ausüben. Beinahe hätte Lucie Lindenhof verlassen müssen, weil ihre Eltern die Kosten für das Internat nicht mehr aufbringen konnten. Die Direktorin jedoch hatte Lucie für ein Stipendium vorgeschlagen.
„Margret ist auch aufgerückt“, berichtete Lucie. Die große schlanke Margret kam in diesem Augenblick hinzu. Sie gab den Zwillingen einen freundschaftlichen Rippenstoß.
„Hallo“, sagte sie. „Habt ihr schon die traurige Neuigkeit gehört? Lucie und ich sind jetzt in der dritten Klasse – und wir arbeiten verflixt hart. Stimmt‘s, Lucie?“
Lucie nickte. Margret war ihre Freundin. Die beiden Mädchen waren sehr froh, dass sie zusammen in die dritte Klasse aufgerückt waren. „Aber sonst sind wir doch noch alle zusammen?“, fragte Nanni, als sie zum Gemeinschaftsraum gingen.
„Ja“, nickte Jenny. „Ein paar Neue sind dazugekommen. Übrigens hat sich eure Cousine mit einer von ihnen angefreundet – es ist eine Amerikanerin, steinreich, sie heißt Sadie Greene. Da drüben steht sie.“
Die Zwillinge schauten zu Sadie hinüber. Mit ihrer eleganten Kleidung stach sie alle anderen aus.
„Liebe Zeit!“, meinte Hanni staunend. „Was für ein Modepüppchen!“
„Wahrhaftig“, sagte Jenny. „Sie denkt nur an ihr Aussehen und bringt mit ihrem französischen Akzent die arme Mamsell schier zur Verzweiflung. Und sie redet wie eine verhinderte Filmschauspielerin. Für eure alberne Cousine ist sie nicht das Rechte. Sobald die beiden zusammen sind, sprechen sie nur von Kleidern, Frisuren und Filmstars – etwas anderes interessiert sie nicht.“
„Wir werden uns Elli einmal vorknöpfen“, meinte Hanni. „Ich habe schon gemerkt, dass sie sich jetzt noch alberner benimmt als sowieso schon. Aber – wer ist das da drüben? Diese Wilde da?“
„Das ist Carlotta“, sagte Jenny grinsend, „eine halbe Spanierin. Sie hat ein noch hitzigeres Temperament als Mamsell. Und das will schon was heißen. Von der Schule hat sie ganz seltsame Vorstellungen – aber sie ist ein lustiger Kerl. Sie und Mamsell werden sich noch einmal ganz fürchterlich in die Haare kriegen, darauf möchte ich wetten.“
Ist das schön, wieder hier zu sein, dachte Hanni. Aufregungen wird es in den nächsten Monaten garantiert genug geben. Nur schade, dass Margret und Lucie nicht mehr in unserer Klasse sind!
An ihrem ersten Schultag hatten Hanni und Nanni noch keine Hausaufgaben. Aber sie mussten auspacken und ihre Sachen einordnen. Deshalb verließen sie bald den Gemeinschaftsraum und gingen in den Schlafsaal hinauf.
„Ihr seid jetzt in Nummer sechs“, rief ihnen Hilda nach. „Ich bin auch dort, außerdem Jenny, Helene Arnold – eine Neue – und Carlotta Braun. Dann noch Katrin und Suse. Ihr merkt schon, welches eure Betten sind.“
„Komm, beeil dich“, forderte Hanni ihre Schwester auf. „Ich möchte möglichst schnell wieder unten sein. Es gibt noch so viel zu fragen. Eine von den Neuen hat mir ganz gut gefallen – ich meine die mit der Himmelfahrtsnase und den spitzbübischen Augen.“
„Ja, die mag ich auch“, sagte Nanni. „Sie sieht aus, als hätte sie es faustdick hinter den Ohren. Da passt sie gut zu Jenny.“
„Wir müssen die Hausmutter und Frau Theobald begrüßen“, erinnerte Hanni, als sie mit dem Auspacken fertig waren. Sie gingen also zur Hausmutter hinüber. Sie sortierte gerade die Wäsche, „Herein“, rief sie mit fröhlicher Stimme, als die Zwillinge anklopften. „Da sind ja die beiden Tunichtgute wieder“, sagte sie und lächelte. „Und ich hatte es so friedlich!“
Die Zwillinge grinsten. Wie alle Mädchen mochten sie die Hausmutter gut leiden. Sie besaß viel Humor und hatte Verständnis für alle Nöte. Aber wehe, wenn jemand seine Sachen nicht in Ordnung hielt oder nachlässig war! Dann brach ein gehöriges Donnerwetter los!
„Hier sind eure Laken und Handtücher“, sagte die Hausmutter. „Geht achtsam damit um. Denkt immer daran, dass ihr die Risse selber stopfen müsst. Und jetzt verschwindet – falls ihr nicht einen Schluck aus meiner schönen Arzneiflasche haben wollt!“
Die Zwillinge lachten. Die Hausmutter besaß die größten Arzneiflaschen,
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