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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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auch Schlangen gäbe, denn ich hatte immer nur in unseren Breiten von diesen teuflischen Tieren gehört. Und in der Tat antwortete Meister Ismael, dass er das auch nicht verstehe, denn es gäbe hier zwar Schlangen, doch diese seien höchstens für Mäuse giftig, nicht für Menschen. Und um diese Jahreszeit hätten sie sich ohnehin in unterirdische Höhlen zurückgezogen, weil sie in der Kälte ihren Körper nicht bewegen könnten.
    Da mutmaßte der venezianische Bäcker, der mir einen recht klugen Eindruck macht, dass der Mörder die Schlangen vielleicht aus dem Süden mitgebracht habe.
    Doch der Jude verwarf diese Hypothese mit dem Hinweis, dass keine Schlange in den kalten Herbst- und Wintermonaten den langen Weg über die Berge bis an den Costentzer See überlebt hätte. Und er schloss: »Es ist ein Rätsel, dessen Lösung ich euch nicht kann liefern. Ich kann euch nur geben die Prämissen. Die Schlüsse müsst ihr selber ziehen.«
    Damit entließ er uns, und ich muss sagen, dass ich nicht unglücklich war, diese grausige Gruft, auch wenn sie nur von toten Tieren bevölkert war, verlassen zu können.

    Nun denke ich in jedem Moment, den ich von Arbeit frei bin, über Meister Ismaels Rätsel nach, doch bin ich noch zu keiner Lösung gekommen.

    Aus der Konzilsstadt grüßt Dich

    Dein Poggio

    *
    Auch Giovanni und Cunrat diskutierten eifrig über das, was sie bei Meister Ismael gesehen hatten, wenn sie die Gelegenheit hatten, unter vier Augen zu reden. Cunrat gruselte sich noch nachträglich beim Gedanken an all die unheimlichen Dinge im Kabinett des jüdischen Doktors. Vor allem die Schlange hatte ihn an eine bedrohliche Situation erinnert, die er als Kind erlebt hatte. Gemeinsam mit seiner Mutter war er Erdbeeren sammeln gewesen, im Wald bei Weißenau, an einem besonders trockenen Hang, wo die Sonne schon früh im Jahr die weißen Rosettenblüten in süße Beeren verwandelte. Auf einem großen flachen Stein hatte im Sonnenlicht ein schwarzer Stock gelegen, und arglos hatte der Junge sich ihm langsam sammelnd genähert. Doch als er kaum noch eine Elle von dem Stein entfernt war, hatte der vermeintliche Stock sich plötzlich zischend aufgerichtet, und eine Schlange hatte wild züngelnd nach ihm geschnappt. Zwar erwischte sie ihn nicht und verschwand rasch seitwärts im Gebüsch, doch ihm war der Schreck in alle Glieder gefahren, und beim Anblick des grausigen Skeletts im Haus des Juden war ihm dieses Vorkommnis wieder in allen Einzelheiten ins Gedächtnis gekommen.
    Doch da war noch etwas anderes, was ihn beunruhigte.
    »Giovanni, glaubst du, dass der Jude Hexenwerk treibt mit den toten Tieren?«, fragte er eines Abends.
    »Hexenwerk? Wie kommst du darauf?«
    »Weil man doch sagt, dass die Hexen für ihre Salben auch Teile von Toten verwenden.«
    »Ja, aber von toten Menschen, nicht von Tieren. Wenn du jemanden am Galgenhügel graben siehst, dann kannst du davon ausgehen, dass er ein Hexer und mit dem Teufel im Bunde ist, aber nicht wegen eines toten Tieres. Denk doch nur, Cunrat, dann müsstest du bei jedem Metzger Angst haben, dass er ein Hexer sein könnte. Außerdem glauben die Juden gar nicht an den Teufel. Insofern brauchst du nicht zu fürchten, dass er dich verhext haben könnte.«
    »Haben dir diese toten Tiere keine Angst gemacht?«
    »Angst? Nein, mir macht der Gedanke an den lebenden Mörder, der hier herumläuft, viel mehr Angst. Wir müssen unbedingt herausfinden, was es mit dem Zimmer in der Haue auf sich hat. Wenn du mich fragst, finden wir da des Rätsels Lösung!«
    Doch gerade in diesen Tagen kamen viele neue Gäste nach Costentz, die Vertreter der Universitäten von Wien, Erfurt und Leipzig, der Pfalzgraf Ludwig von Baiern und die Bischöfe von Merseburg, Besançon und Basel. Und mit ihnen überfluteten Familiares und Reisige die Stadt, und alle wollten verpflegt werden. Die Bäcker schufteten von morgens bis abends und fielen nach der Arbeit wie tot in ihre Betten. Einzig Giovanni verschwand noch ab und zu, um Lucia im Lörlinbad aufzusuchen oder in der Haue ein Spielchen zu machen. Doch sie fanden keine Gelegenheit mehr, das betreffende Zimmer bei Tageslicht zu untersuchen.
    Dann hörten sie, dass Hanns Hagen jemanden wegen des Überfalls auf Cunrat und Gretli festgenommen hatte. Giovanni brachte die Nachricht von der Haue mit, wo ihm die Stadtwachen davon erzählt hatten.
    »Du wirst niemals glauben, wer der Übeltäter ist!«
    »Nun sag schon!«
    »Knutz! Kaspar Knutz, der Weber!«
    »Der

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