In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
hat mich niedergeschlagen?«, wunderte sich Cunrat. »Dann ist er der Mörder von Johann Tettinger und seiner Schwester? Und von Ambrotscho?«
Giovanni schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Warum sollte er die Tettingers und den Mailänder umbringen? Und wie soll er das angestellt haben? Auch wenn er dich überfallen hat, der Knutz ist höchstens ein Handlanger!«
»Aber von wem?«
Das wusste Giovanni auch nicht, er hatte nur gehört, dass Knutz im Turm saß und sogar Egli Locher zurate gezogen worden war. Das bedeutete, dass man Knutz einem peinlichen Verhör unterzogen hatte.
Am selben Abend noch gingen Cunrat und Giovanni trotz ihrer Müdigkeit ins Lörlinbad . Der Frauenwirt Rosshuser war immer gut informiert und kannte Knutz persönlich, vielleicht konnte er ihnen mehr verraten. Der Wirt erwies sich in der Tat als zuverlässige Quelle.
»Knutz ist einige Zeit nicht mehr aus dem Haus gegangen, wegen seines zerkratzten Gesichts. Aber dann hat er es wohl nicht mehr ausgehalten ohne Wein und wollte sich einen Krug voll holen bei Ruof Lämbli. Mit einem Tuch vor dem Gesicht. Der Lämbli war neugierig und hat ihn gefragt, ob er die Blattern habe oder den Aussatz, da ist Knutz wütend geworden und hat ihn beschimpft. Der Wirt hat sich das nicht gefallen lassen, und es ist zu einer Rauferei gekommen. Zwei Gassenwächter haben den Lärm gehört und den Knutz gleich mitgenommen und zum Vogt gebracht. Zuerst wollte er nicht sagen, woher er seine Kratzwunden hat, da hat ihn Hagen aufziehen lassen von Egli Locher, zweimal, und da hat er gesungen wie ein Vöglein.«
»Und was hat er gesagt?«, fragte Giovanni.
Rosshuser wies mit dem Kopf in die andere Ecke der Schänke. Allein an einem Tisch saß dort Egli Locher, der Henker, in seinem grünen Gewand, mit einem großen Krug Wein vor sich, und starrte in den Becher, als ob der Wein ihm etwas mitzuteilen hätte. Ohne die gnädige Kapuze glich sein Gesicht mit den dicken Augenbrauen, dem schiefen Mund und den wulstigen Lippen einer Fastnachtslarve. Nur seine Augen waren die eines traurigen Kindes, das nicht recht begreift, was geschieht. Zu seinen Füßen lag eine mächtige schwarze Dogge mit kurz geschnittenen Ohren.
»Immer wenn er ein peinliches Verhör oder eine Hinrichtung machen musste, sitzt er hier und betrinkt sich. Ich weiß nicht, ob er den richtigen Beruf hat. Aber vielleicht könnt ihr von ihm ja mehr erfahren.«
Der Scharfrichter hob den Kopf, als die beiden an seinen Tisch traten. Er war es nicht gewöhnt, dass normale Menschen sich zu ihm, dem Unehrlichen, gesellten. Der Hund begann zu knurren, doch mit einem rauen »Still, Falk!« brachte Locher ihn zum Schweigen. Die Bäckergesellen setzten sich vorsichtig und mit Abstand auf zwei Hocker, dann begann Giovanni, in munterem Ton drauflos zu reden. Er stellte sich und seinen Freund vor und erzählte, dass Cunrat der von Kaspar Knutz Überfallene gewesen sei, dann wies er seinen Genossen an, die Kopfwunde zu zeigen, die inzwischen jedoch schon fast verheilt war.
Egli Locher musterte Cunrat aufmerksam, doch er sagte nichts. Giovanni erzählte weiter, dass auch sie den Knutz kannten und ob Locher ihnen nicht sagen könne, was der Weber beim Verhör gestanden habe. Der Henker sah eine Weile wortlos von einem zum anderen, dann nahm er einen kräftigen Schluck Wein.
»Er hat es nicht lang ausgehalten, hat schon nach dem zweiten Aufziehen alles zugegeben«, sagte er schließlich langsam und mit heiserer Stimme.
Cunrat schluckte. Er stellte sich vor, dass man ihn an den auf den Rücken gebundenen Händen mit einem Seil hochziehen und sein ganzes Gewicht an den verdrehten Schultern hängen würde, vielleicht sogar noch mit schweren Steinen an den Füßen. Vermutlich würde er schon beim ersten Mal gestehen, was auch immer. Doch dann fiel ihm ein, dass seine Mutter ihm einmal gesagt hatte, dass derjenige, der unschuldig ist, von den Heiligen beschützt werde und die Folter ohne Schmerzen überstehe. Knutz war offenbar schuldig gewesen, sonst hätte ihn der Henker nicht zum Reden bringen können.
Giovanni fuhr fort: »Ihr müsst wissen, dass der Vogt uns persönlich zugesagt hat, er werde den Angreifer, der meinen Freund so böse zugerichtet hat, finden und zur Rechenschaft ziehen.« Er übertrieb ihre Freundschaft zu Hanns Hagen ein wenig, um Egli Locher weitere Informationen zu entlocken. Doch der schien unbeeindruckt und schüttelte nur traurig den Kopf.
»Was hat er denn nun gesagt? Warum hat er
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