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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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erworben hatte, auf Reisen oder durch Freunde, die um seine Sammelleidenschaft wussten. Schließlich öffnete er einen speziellen, kostbar geschnitzten Kasten auf einem hohen Fuß, der durch ein Schloss gesichert war, und zeigte uns darin seine zwei wertvollsten Raritäten. Da starrte uns aus smaragdgrünen Augen ein Wesen an, wie ich es in der Tat noch nie gesehen hatte: Es besaß den Körper und den Kopf einer Katze, jedoch schienen seine hinteren Gliedmaßen und der Schnabel von einem Hahn geborgt, sein Schwanz war schuppig wie der eines Fisches, und aus seiner Stirn wuchs ein kleines Geweih wie bei einem Reh. Meister Ismael erklärte uns, dass ein Gewürzhändler aus Indien ihm dieses seltsame Wesen mitgebracht habe, der habe es aus dem Tiergarten eines Maharadschas erworben, wo sich noch andere außergewöhnliche Tiere getummelt hätten, wie Einhörner, Greifen, Basilisken und sogar ein Phönix. Er konnte mir den Namen des Tieres jedoch nur auf Indisch sagen – er klang wie Mukkukadum – weil es noch keinen lateinischen Namen habe, da es im Westen bisher vollkommen unbekannt sei. Wenn du mich fragst, ich glaube, dass mit etwas Leim ein hiesiger Gerber aus den Körpern der genannten Tiere ein ebenso schönes Mukkukadum hätte herstellen können. Tatsächlich habe ich mich ein wenig gewundert, dass Meister Ismael, der mir ansonsten sehr gelehrt erschien, ein solches Wesen für bare Münze nehmen konnte.
    Wesentlich interessanter und glaubwürdiger, weil nicht so leicht zu fälschen, schien mir seine zweite Kostbarkeit, die er für uns sogar aus dem Kasten nahm. Zuerst konnte ich nicht richtig erkennen, worum es sich handelte, doch dann streckte uns der Jude die ausgestreckte Handfläche hin, und darauf befand sich etwas, das ich von den Anatomiebüchern her, die ich an der Universität gelesen habe, als Finger- oder Fußknochen eines Menschen identifiziert hätte, jedoch etwa zehnmal so groß. Meister Ismael erläuterte uns, dass es sich um einen Knochen aus dem Fußgerüst eines Riesen handelte! Man hatte ihn in einer Grube in den Herzynischen Wäldern gefunden, die offenbar in grauer Vorzeit den Riesen als Friedhof gedient hatte, und ein Kölner Kaufmann, der sich das ganze Skelett eines solchen Giganten gesichert hatte, war bereit gewesen, gegen eine große Summe den Mittelknochen der kleinen Zehe an unseren Sammler abzugeben.
    Über all diesen unglaublichen Dingen hätten wir beinahe vergessen, warum uns der Arzt hierher geführt hatte. Doch nun wies er auf ein kleines Skelett, das etwas abseits der Vogelschar ebenfalls von der Decke hing und langsam hin und her schwebte. Wäre es größer gewesen, so hätte man dieses Tierlein aufgrund seiner langen vorderen Gliedmaßen und des kräftigen Gebisses für das Knochengerüst eines fliegenden Drachen halten können.
    »Dies ist eine Fledermaus«, belehrte uns hingegen Meister Ismael, »und schaut euch gut an ihr Gebiss. Seht ihr die vier starken Eckzähne? Welche Spuren, glaubt ihr, hinterlässt so ein Gebiss?«
    Sein Tonfall missfiel mir ein wenig, fühlte ich mich doch belehrt wie ein Scholar, und das von einem Juden! Aber wie die beiden anderen verstand ich sofort, worauf er hinaus wollte: Ein Biss von einer Fledermaus hinterlässt gewiss vier Löchlein. Die Toten hatten jedoch deren nur zwei gehabt, wie er uns versicherte. Ergo konnten die Bisse nicht von einem dieser kleinen Vampire stammen. Folgerichtig lautete unsere nächste Frage, welches Tier denn dann solche Bisswunden hinterlasse, und nun führte uns Meister Ismael beinahe triumphierend ans Ende der Kammer, wo in einem länglichen, flachen Kasten das unheimlichste all der hier vorhandenen Wesen ausgestellt war. Ohne Extremitäten, nur aus einer Unzahl halbkreisförmiger Rippen bestehend, die zu beiden Seiten ihres in mehrfachen Krümmungen drapierten Rückgrates angebracht waren und mich an die gleichmäßigen Ringe eines Panzerhemdes erinnerten, doch dafür ausgestattet mit wahrhaft furchterregenden Fangzähnen im länglichen Schädel, präsentierte sich hier unzweifelhaft das grausige Knochengerüst einer Schlange.
    Den langen Cunrat schauderte es sichtlich, er schien richtiggehend Angst vor dem Gerippe zu haben.
    »Seht ihr die zwei Giftzähne?«, fuhr der Jude nun fort mit seiner Belehrung. »Die Bisswunden, die ich bei den Toten gesehen habe, wiesen zwei Löcher auf, gerade so, als ob die Unglücklichen von einer Schlange gebissen worden wären.«
    Verwundert fragte ich ihn, ob es denn hier

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