In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Königs, der sich in alles einmischt.« Giovanni grinste, offenbar hatte er seinen Spaß daran, das Treiben in der Küche zu beobachten.
Peter Rumler war im Gegensatz zum hageren Holderstroh ein fetter Mann, dem der Schweiß in Strömen vom kahlen Haupte floss. Mit einer breiten Kelle versuchte er sich Luft zuzufächeln, während er bald dem, bald jenem Küchenburschen Befehle gab, was zu tun sei.
»Mehr Kümmel und Senf an die Soße! Du da, stampf das Fleisch noch kleiner! Spart nicht an Rosinen und Feigen im Kuchen, die liebt der König! He, gib mir noch von dem Wein!«
Dann sank er, von seiner Wichtigkeit erschöpft, auf einen Schemel, auch weil er merkte, dass die Bediensteten von Tettikover sich durch ihn nicht aus der Ruhe bringen ließen, sie gehorchten nur Holderstroh.
Endlich war es so weit. Der König zog mit seinen Gästen in das Hohe Haus ein, angekündigt von Herolden mit Businen und ehrerbietig begrüßt von Heinrich Tettikover, seiner Frau Anna und dem ganzen Gesinde, das sich neben der Küche aufgestellt hatte. Cunrat hatte den König noch nie von so Nahem gesehen, er verneigte sich tief. Dem Rex Romanorum, wie er angekündigt wurde, folgten seine Frau Barbara, außerdem die Königin von Bosnien, dann der eigentliche Gastgeber, Burggraf Friedrich von Hohenzollern aus Nürnberg sowie die englische Gesandtschaft und die Herren Gesandten des polnischen Königs. Außerdem kam ein Mann mit langem schwarzem Bart, der griechische Gelehrte Manuel Chrysoloras. Als Vertreter des Papstes, der auch eingeladen war, erschien Kardinal Odo Colonna. Offiziell hieß es, Johannes habe wegen einer Unpässlichkeit nicht kommen können, aber man munkelte, der alte Fuchs habe nicht mit den Engländern an einem Tisch sitzen wollen, nachdem der Bischof von Salisbury, Robert Hallum, ihm in seiner Antrittsrede vor dem Konzil die Schuld an der Kirchenspaltung und den bestehenden Missständen zugeschrieben hatte. Cunrat sah, dass unter den Begleitern des päpstlichen Kardinals auch Poggio Bracciolini war, der ihm freundlich und überrascht zunickte. Einige der hohen Herrschaften trugen wertvolle bodenlange Pelzmäntel, die von den polnischen Gesandten freigebig verteilt worden waren, damit der König und andere maßgebliche Personen ihnen im Streit mit dem Deutschen Orden etwas gewogener sein würden.
Die Gäste – mit Frauen, Dienern und Musikern etwa fünf Dutzend Personen – begaben sich ins Obergeschoss und setzten sich an die große Tafel, je nach ihrer Wichtigkeit näher beim König oder weiter entfernt. Neben ihm saßen die beiden Königinnen und sein Schwiegervater, Graf Hermann von Cilli, dann der Burggraf von Nürnberg, die Anführer der polnischen Gesandtschaft, Erzbischof Nikolaus Tramba, Bischof Kurdwanowo und der Elekt von Posen Andreas Laskary, auf der anderen Seite die Engländer, Bischof Hallum sowie die Bischöfe Nicholas Bubwith und John Catrick, und schließlich Kardinal Odo Colonna. Die übrigen Gäste verteilten sich an den Seiten der großen Tafel, mitten unter ihnen Heinrich Tettikover mit seiner Gemahlin. Die Söldner, die zum Schutz der illustren Gesellschaft mitgekommen waren, wurden an einem aufgebockten Tisch im Erdgeschoss neben der Küche mit Eintopf und Fleisch versorgt.
Dann begann das Festmahl.
Als ersten Gang gab es die bereits aufgetragenen Frösche, Krebse und kleine Fische, dazu warme Pasteten, die Tettikover bei den venezianischen Bäckern gekauft hatte, sowie Bratäpfel und gebackene Feigen. Zu trinken kredenzte man warmen, gewürzten Wein, aus dem Welschland, vom Rhein, und für Sigismund und seinen Tisch sogar den teuren griechischen Malvasier.
Dem König wurde nur aus abgedeckten Platten und Tellern serviert, damit auf dem Weg von der Küche kein Gift ins Essen gelangen konnte. Dennoch beobachtete Cunrat, wie Sigismund in jedes Gericht, das ihm hingestellt wurde, kurz mit einem Schäufelchen hineingriff, das aussah wie ein großer dunkler Zahn und an einer goldenen Kette von seinem Gürtel baumelte. Als er Giovanni in der Küche danach befragte, erklärte ihm der, das sei eine Natternzunge, ein wertvolles Amulett, das sich verfärbe, wenn Gift im Essen sei.
Als Nächstes wurden die Zwischengerichte gebracht: gebratene und gekochte Fische, Heringe, Stockfisch, Forellen, Hechte und Karpfen, als Galreide glibbernd mit viel Gewürz oder angerichtet auf Platten, bestreut mit Mandeln und kleinen weißen Maden, wie Cunrat geglaubt hatte, bis Giovanni ihm erklärte, dass dies eine
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