In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
wollen lern.
Das August-Medaillon zeigte zwei Bauern, wie sie barfuß, nur mit Bruche und Hemd bekleidet das Korn schnitten.
Gut Mosts hab ich vil / Wem ich sein geben wil.
Ein Mann pflückte Trauben in einen Korb, daneben stand ein hölzerner Bottich, in dem ein anderer die Trauben stampfte. Ein Krug neben dem Bottich verwies auf den fertigen Most.
In Aller Heiligen Namen / Sä ich hie neuen Samen.
Beim Gedanken an den Samen schielte Cunrat wieder auf Gretlis Bauch und bekam einen Schweißausbruch.
Mit Holcz sol man sich bewern / Der Wintter begynn her zu nähern.
Im November schlug der Bauer das Holz, mit dem sich die Herren noch im Februar am Feuer wärmten.
Mit Wursten und mit Bratten / Wil ich mein Haus beratten.
Ein Herr saß schmausend vor einer Festtafel, auf der gebratene Gänse und Würste aufgetischt waren.
»Das ist bei uns!«, rief das kleine Mädchen fröhlich, und die Erwachsenen lachten.
Doch da polterte plötzlich eine laute Stimme von der Treppe her. »Was steht ihr alle hier herum?«
Ulrich Holderstroh war nicht erfreut über Gretlis Vortrag, der seine Knechte von der Arbeit abhielt. »In Kürze treffen der König und seine Gäste hier ein, und ich sehe die Tafel noch nicht bereit! Los, an die Arbeit! Und du, Mäntellerin, verschwinde!«
Gretli warf Cunrat einen verschwörerischen Blick zu, dann zog sie dem Koch eine Schnute, nahm die Kinder an die Hand und verschwand auf der Treppe nach oben.
In der Tat hatten die Knechte erst die Holzböcke für den Tisch hochgetragen, nun liefen sie rasch wieder die Treppe hinab, um auch noch die Bretter zu holen, die zur Tafel aufgebaut werden sollten. Cunrat folgte ihnen und packte kräftig mit an. Im Vorbeigehen sah er in der Küche Giovanni einen Hasen ausnehmen, die hübsche Magd nahm die Eingeweide entgegen und warf sie in einen Eimer am Boden. Später würden sie im Ehgraben entsorgt werden.
Cunrat und die Knechte stellten im Saal die Tische in Hufeisenform auf, sodass der Ehrentisch nahe beim Kamin stand. Wenn die Gäste aus dem Münster kommen würden, waren sie bestimmt durchgefroren. An diesem Tisch wurden auch reich geschnitzte Stühle postiert, in der Mitte der Ehrensessel für den König mit einem prächtigen Brokatkissen, während die Gäste an den seitlichen Tischen mit Bänken vorliebnehmen mussten. Allerdings wurden diese von den Mägden ebenfalls mit weichen Kissen belegt.
Über die Tische wurden gewobene Tücher aus feinstem Leinen gedeckt, dann das Geschirr aufgetragen. An des Königs Platz stand ein goldener, daneben silberne und bronzene Pokale, auf den übrigen Tischen Noppengläser in unterschiedlichsten Farben. Keramikteller und Näpfe wurden bereitgestellt, dazwischen fabelwesen- und tiergestaltige Aquamanilien zum Waschen der Hände. Außerdem waren auf dem ganzen Tisch Brotkörbchen aufgestellt, die mit hübschem Stoff ausgeschlagen waren.
Dann kamen von der Küche schon die ersten Mägde hoch mit abgedeckten Platten, die auf den Tischen verteilt wurden. Cunrat wagte es, einen der Deckel zu lüften und sah darunter gekochte Frösche. Er schaute sich um, ob keiner ihn beobachtete, denn sein Magen knurrte schon bedenklich, doch das Glück war ihm nicht hold. Eben betrat Ulrich Holderstroh den Saal, um das Geschirr zu zählen, auf dass ihm an Ende kein Stück davon fehle. Seufzend schloss Cunrat den Deckel wieder und begab sich in die Küche, um beim Auftragen zu helfen.
Giovanni war immer noch sehr beschäftigt oder tat wenigstens so. Cunrat stellte sich neben ihn und fragte, ob er nicht etwas zu essen für ihn hätte. Rasch steckte der Freund ihm ein Hühnerbein zu, das der Bäckergeselle mit drei Bissen verschlang. Dann bekam er noch eine dicke Scheibe Brot, sodass sein ärgster Hunger gestillt war.
»Es sind viele fremde Knechte hier, auch einige aus des Königs Gefolge«, erklärte ihm Giovanni. Er wies auf ein paar Ungarn, die am Herd standen und sich in ihrer seltsamen Sprache unterhielten. »Da drüben, das sind zwei Italiener und ein Franzose, ebenfalls für heute angeheuert, hat mir Christin erzählt, und auch der dort am Kamin. Wenn du mich fragst, sind da ganz schön zwielichtige Burschen dabei.«
»Christin?«
»Die hübsche Magd dort!« Er zeigte auf das Mädchen, dem er vorher im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme gegriffen hatte und die nun zu ihnen herüberlächelte, als sie ihren Namen hörte.
»Und der da drüben macht unseren guten Küchenmeister rasend! Peter Rumler, der Leibkoch des
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