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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Adlige?«
    »Und wenn er sie doch in einem Kloster untergebracht hat?«
    »Wenn, dann bei frommen Frauen, da würde sie nicht so auffallen.«
    »Was gibt es denn für Frauenklöster im Thurgau?«
    »Das nächste ist Münsterlingen. Möglich wäre es. Das Kloster der Augustinerinnen liegt nicht weit vor der Stadt, aber doch genügend abgelegen, dass es vor neugierigen Nachfragen sicher ist.«
    »Aber würden die frommen Frauen das mitmachen?«
    »Frommen Frauen ist alles zuzutrauen!«
    Der so despektierlich von den Nonnen sprach, war Giovanni.
    Cunrat wies ihn zurecht: »Manche Frauen sind wirklich fromm!«
    »Ja ja, heiliger Cunrat, so wie dein Gretli. Die war auch einmal eine fromme Frau. Und jetzt?«
    Cunrat wurde rot und schwieg.
    »Man müsste ein Pferd haben, dann könnte man ihm nächstes Mal folgen!«, versuchte Ringlin das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Der Einzige, den ich hier kenne, der ein Pferd hat, ist Egli Locher, der Henker«, meinte Giovanni finster, »aber ich glaube nicht, dass er es uns leihen wird.«
    »Poggio hat ein Pferd!«, warf Cunrat ein und dachte daran, wie er den Italiener zum ersten Mal gesehen hatte, als er im Gefolge des Papstes in die Stadt eingeritten war, die Packtaschen voller Bücher. »Nein, kein Pferd, ein Maultier!«
    »Dann soll der Maulheld doch nach Münsterlingen reiten und die frommen Frauen ein wenig aushorchen!«, meinte Giovanni und fügte sarkastisch hinzu: »Mit Frauen kennt er sich ja aus. Und Frauen tratschen gern, ob fromm oder nicht.«

    *

    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 13. März, dem Tag des Heiligen Ansovinus von Camerino, im Jahre des Herrn 1415

    Ich, Poggio, sende Dir, meinem Niccolò, einen Gruß!

    Mein lieber Niccolò, Du würdest nicht glauben, mit welcher Bravour ich meine Aufgabe als Spion wahrnehme! Und wenn ich Dir sage, dass ich beim Versuch, eine junge Frau aus der Gefangenschaft im Kloster zu befreien, stattdessen einen antiken Autor aus den dunklen Mauern klösterlicher Ungelehrsamkeit erlöst habe, so wirst Du mich gewiss für einen Aufschneider und Fazetienerzähler halten! Doch setze Dich in Ruhe ans Kaminfeuer und schenke Dir ein Glas Malvasierwein ein, denn mein Brief ist lang genug, um Dir den Abend zu verkürzen.

    Von der verschwundenen Frau hatte ich dir bereits geschrieben, und dass ihre Freunde einen Mailänder im Verdacht haben, sie womöglich entführt zu haben. Bei dem Verdächtigen handelt es sich übrigens um einen Deutschen, nämlich den Kontorverwalter der Ravensburger Handelsgesellschaft in Mailand. Der Vater des unglücklichen Mädchens und ihr Buhle haben den Mann verfolgt und sind zu dem Schluss gekommen, dass er die Entführte vermutlich in ein nahes Frauenkloster mit Namen Münsterlingen gebracht hat. Nun war es an mir, dort vorstellig zu werden und herauszufinden, ob sich Lucia, so der Name der jungen Frau, wirklich dort befand oder nicht.
    Einen Vorwand für meinen Besuch auszudenken, fiel mir nicht schwer, hieß es doch, das Kloster besitze ein Skriptorium und sogar eine kleine Bibliothek. Also holte ich mein treues Maultier aus seinem Winterquartier im Stadtteil Paradies und ritt etwa eine Meile in südöstlicher Richtung am Costentzer See entlang bis zu einer Landzunge, die ein Stückweit in das Wasser hineinragt und auf der die frommen Frauen ihr Kloster errichtet haben, sodass es auf drei Seiten durch den See von der Welt abgeschirmt ist . Mein Weg führte durch nüchterne Weinäcker und winterliche Wiesen mit kahlen Obstbäumen. Die krakeligen Äste der uralten Apfelbäume waren von gelbgrünen Flechten überzogen. Es regnete nicht, aber der Himmel war von einem gleichmäßigen Grau, und das andere Seeufer durch den feuchten Dunst nicht zu erkennen. Als Begleiter hatte ich meinen Diener Antonio ausgewählt, denn auch wenn ich deutsche Texte inzwischen recht gut lesen kann, so tue ich mir mit der Konversation doch noch ein wenig schwer, während Antonio bereits fast so schnell Deutsch zu reden imstande ist wie Italienisch. Meine Ohren und Zunge hingegen sind im Kampf mit gewissen barbarischen Lauten dieser Sprache manchmal immer noch unterlegen. Dass die Nonnen womöglich Latein könnten, wagte ich nicht zu hoffen.
    Als man uns am Tor empfing, gab ich an – was noch nicht gelogen war – dass ich der Sekretär des Papstes sei und – hier wich ich ein wenig vom Weg der Wahrheit ab – dass er mich auf Visite geschickt hatte, um zu sehen, ob im Kloster der Heiligen Walburga die

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