In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
seine Vettern Herzog Ludwig von Baiern und der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern. Sie fielen alle vor dem König auf die Knie, baten um Gnade für den Österreicher und versprachen im Gegenzug, Johannes an das Konzil auszuliefern. Dann erneuerte Friedrich mit einem langen Brief seinen Treueid gegenüber dem König. Dies alles wurde schriftlich festgehalten, und fast noch in derselben Stunde wurde eine Abordnung von Kardinälen mit dem Burggrafen von Nürnberg und seinen Truppen nach Freiburg gesandt, um Johannes zurückzuholen.
So wird es nun also zum Prozess gegen den ehemaligen Papst kommen, während Friedrich sich seinem eigenen Prozess entzogen hat, indem er seinen Herrn ans Messer liefert. Mein lieber Niccolò, auch ich habe mich von Johannes abgekehrt, als die Lage für uns alle aussichtslos geworden war, aber zu einer solchen Infamie wäre ich niemals in der Lage!
Doch auch wenn Friedrich der höchsten Strafe, sein Leben zu verlieren, entronnen ist, so wurde sein Vergehen dennoch grausam bestraft. Nicht nur, dass der König ihn vor den versammelten Gesandten demütigte, er zog auch seine Schlösser und Besitzungen an sich, außerdem gewährte er den Städten des Österreichers, deren Abgeordnete an diesem Tag ebenfalls vor ihn getreten waren, die Reichsfreiheit. Ich muss dir gestehen, Niccolò, dass der Herzog mir in diesem Augenblick fast leidtat. Er ist noch so jung, und ich glaube nicht, dass er sich wirklich der Folgen seiner Tat bewusst war, als er dem Papst zur Flucht verholfen hat. Der alte Fuchs hat ihn benutzt, und es ist ihnen beiden schlecht bekommen. Nun muss Friedrich wegen seines Verrats zwar nicht den Tod, aber eine wahrhaft prometheische Strafe erdulden!
Doch damit war es noch nicht genug. Sigismund hat an diesem Tag seine Macht eindrucksvoll demonstriert! Vor den versammelten Delegierten der italienischen Republiken hat er dem mailändischen Herzog Filippo Maria Visconti endlich die Herzogswürde verliehen, worauf dieser schon so lange vergeblich gewartet hatte. Dessen Abgesandter, Gasparo de’ Visconti, nahm Banner und Fahne aus den Händen des Königs entgegen und schwor im Namen seines Herrn, dem Römischen Reich zu dienen wie alle anderen Herzöge und Fürsten.
Was mit denen geschieht, die einen solchen Schwur brechen, hat ihnen Sigismund am Beispiel von Friedrich von Österreich unmissverständlich vorgeführt. Der König versteht sich wirklich zu inszenieren, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie ernst er es mit der Verleihung der Herzogswürde an den Mailänder wirklich gemeint hat. Doch mir scheint, dass er fester im Sattel sitzt als je zuvor. Die italienischen Fürsten und Städte sollten sich gut mit ihm stellen! Und vielleicht wird es ihm tatsächlich gelingen, die Kirche zu einen.
Wenn ihn der unbekannte Mörder nicht vorher umbringt!
Dein Poggio
*
»So ein Hundsfott!«
Giovanni knirschte vor Wut mit den Zähnen. Poggio hatte ihnen im Lamm vom Friedensschluss zwischen dem König und dem österreichischen Herzog berichtet und ihnen auch deutlich gemacht, dass Sigismund angesichts der neuen Lage ja nun auf ihre Zeugenschaft verzichtet hatte und sich mithin gewiss nicht mehr in der Pflicht fühlen würde, etwas für sie zu unternehmen, zum Beispiel gegen den Ritter von End.
»So ein Lügner! So ein Genshenker!«
»Pssst, Giovanni!«, versuchte Cunrat den Freund zu bremsen. »Sei doch still, es sind überall Spione unterwegs! Und er ist der König!«
»König hin oder her, wozu ist ein König gut, wenn er seine Versprechen nicht hält?«
Poggio lachte. »Mein lieber Giovanni, er wird das anders sehen. Da er dich nicht als Zeugen in Anspruch genommen hat, fühlt er sich dir auch nicht mehr verpflichtet.«
»Vielleicht ist es gut, dass wir ihn nicht gewarnt haben«, stieß Giovanni hervor. »Soll der Mörder doch zu seinem Ziel kommen! Ich werde mich nicht mehr weiter um die Sache kümmern, sondern nur noch überlegen, wie ich Lucia befreien kann!«
»Aber Giovanni«, wandte Cunrat ein, »der Mörder hat vielleicht auch andere Menschen umgebracht, die Tettingers, Ambrogio …«
»Was gehen mich die Tettingers an? Ich will Lucia wiederhaben!«
Zornig sprang Giovanni auf und verließ die Schänke. Cunrat und Poggio blieben konsterniert zurück.
»Dein Freund ist sehr … wie sagt man … impulsiv?«
Cunrat wunderte sich manchmal über Poggios Deutsch, das abgesehen von dem rollenden R inzwischen fast makellos gewesen wäre, hätten die
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