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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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kein Jota von dem versteht, was er abschreibt, sodass sich unzählige und völlig groteske Fehler eingeschlichen haben. Also habe ich einige Nächte mit Kopieren zugebracht, bis mich meine von der Gicht geplagten Finger schmerzten.
    Der Bote, der unseren Schatz transportiert, wurde mir als absolut vertrauenswürdig empfohlen und ich habe ihn besonders gut bezahlt, also hoffe ich, dass die Abschrift bereits bei Dir eingetroffen sein wird, wenn Dich dieser Brief erreicht. Bitte schreibe mir bald, ob Du sie in treuen Händen hältst!

    Inzwischen zieht sich die Schlinge um Papst Johannes immer weiter zu. Sein Generalkapitän Herzog Friedrich von Österreich hat ihn fallen lassen und sich freiwillig zurück nach Costentz zum König begeben. Wir alle glaubten, er würde nun verurteilt, denn gleich zu Beginn des Monats wurde ein Mann auf das Rad geflochten, weil er angeblich mehrere Attentatsversuche auf König Sigismund im Auftrage des Herzogs Friedrich unternommen hatte. Meine Costentzer Freunde und ich sollten sogar als Zeugen vernommen werden. Doch höre nur, was dann geschah.

    Zunächst muss ich dir sagen, dass ich nicht glaube, dass der arme Hingerichtete tatsächlich der Verursacher der diversen Anschläge war, welche – wie du weißt – in den letzten Monaten diese kleine Stadt erschüttert haben. Dir zu erklären, warum ich dieser Meinung bin, wäre zu aufwändig. Nur so viel: Nach der Hinrichtung hat es einen weiteren Anschlag gegeben, bei dem unser Freund Simon Ringlin beinahe getötet wurde. Der Mörder hat es so aussehen lassen, als ob er gestürzt wäre, sodass nur wir, die engsten Freunde und der jüdische Arzt, der ihn behandelt hat, die Wahrheit kennen. Der König hingegen glaubt an die Schuld des Geräderten, und wir hatten noch keine Gelegenheit, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

    Am Nachmittag des 5. Mai nun, dem Sonntag Rogate, versammelten sich im Kloster der Franziskaner etwa 40 Bischöfe, Kardinäle, Äbte und fürstliche Gesandte, weil König Sigismund hier den abtrünnigen Herzog Friedrich von Österreich empfangen wollte. Der König hatte darauf geachtet, dass vor allem Gesandte aus Mailand, Genua, Florenz und Venedig anwesend waren. Offenbar wollte er den unbotmäßigen italienischen Republiken und Herrschaften zeigen, dass er auch seinen stärksten Widersacher unterwerfen kann. Ich war im Gefolge des Kardinalbischofs von Ostia ebenfalls zugegen, wunderte mich jedoch, dass ich keine Aufforderung vonseiten des Königs erhalten hatte, als Zeuge gegen Friedrich aufzutreten, erwartete ich doch, dass es nun zum Prozess kommen würde. Denn wenn ich auch glaube, dass der Hingerichtete kein Mörder war, so scheint es doch sicher, dass Friedrich einen Mordauftrag erteilt hat, und als meine Freunde und ich beim König waren, um ihn zu warnen, schien er sehr erzürnt und verlangte ausdrücklich von uns, dass wir uns als Zeugen für den Prozess gegen den Österreicher bereithalten sollten.
    Umso größer war nun mein Erstaunen darüber, dass Sigismund zwar eine Reihe von Anklagen gegen Friedrich vortrug, darunter Beihilfe zur Flucht des Papstes, Übergriffe auf Bistümer und Abteien sowie Beraubung von Witwen und Waisen, aber mit keinem Wort den Auftrag des Königsmordes erwähnte. Nun weiß man, dass er schon im Vorfeld Verhandlungen mit Friedrich und seinen Fürsprechern geführt und dabei vor allem eine Verabredung getroffen hatte: Frieden zu schließen, wenn dafür Johannes ausgeliefert würde. Und für dieses Ziel musste er offenbar die Kröte schlucken und auf die unverzeihliche Anklage des geplanten Königsmordes verzichten. Vielleicht hat er sich selbst ja damit beschwichtigt, dass der tatsächliche Mörder bereits seine Strafe erhalten habe und damit dem Recht Genüge getan worden sei. Außerdem wollte er wahrscheinlich angesichts der unseligen Debatte um den Tyrannenmord kein weiteres Öl in das Feuer gießen, das zwischen den Burgundern und den Franzosen lodert. Faktum ist, dass er all die Dinge, die wir hätten bezeugen sollen, mit keinem Wort erwähnte.
    Nachdem er seine Anklagen formuliert hatte, bat er um den Rat der Versammelten, was er angesichts der Vorwürfe tun solle, jetzt, wo Friedrich um Versöhnung bitte. Er habe doch geschworen, niemals mit dem Österreicher Frieden zu schließen.
    Noch nie hat sich jemand so leicht überzeugen lassen, seinen Schwur zu vergessen. Es genügten einige wenige Worte vonseiten der Bischöfe, dann wurde Friedrich hereingeführt, und mit ihm kamen

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