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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Barfüßer-Predigers. Es schien fast, als ob sie sich selbst getroffen fühlte, so wie Bärbeli sich getroffen fühlen musste von Landskrons Worten. Hatte Cunrat sich nicht schon manches Mal über seltsame Geräusche gewundert, ein Stöhnen und Ächzen, dem seinen bei Nacht nicht unähnlich, das aus der Schlafkammer kam, wenn Meister Katz und Bärbeli an der Brotlaube waren? Und hatte er nicht schon mehrfach Fremde über den Hof verschwinden sehen? Gab sich die Meisterin womöglich anderen Männern hin? Plötzlich schaute Cunrat Mutter Katz an, wie man eine Frau anschaut: Obwohl sie wohl schon über 40 Jahre alt war, trug sie unter ihrem Mantel ein gegürtetes Kleid mit tiefem Ausschnitt, das ihre Rundungen unter- und oberhalb der Taille weidlich zur Geltung brachte. War er in ein Hurenhaus geraten?

    Noch am selben Tag überredete Cunrat den jungen Mathis, bei ihm in der Stube zu schlafen. Dieser folgte ihm ohnehin auf Schritt und Tritt wie ein Hündlein, seit er den Pfennig bekommen hatte, und wie ein Hündlein legte er sich in der folgenden Nacht brav zu Cunrats Füßen auf die lange Bank, sodass Bärbeli sich nicht getraute, ihrem Schwertträger einen Besuch abzustatten. Cunrat hatte lange nicht mehr so viel geschlafen wie in dieser Nacht, aber dafür hatte er auch lange nicht mehr so schlecht geträumt, von Frauen, die sich in Schlangen verwandelten und von dreiköpfigen Teufeln mit glühenden Spießen, und dazwischen streckte ihm eine Fratze die Zunge heraus.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, dankte er Gott, dass er ihn in dieser Nacht vor der Sünde bewahrt hatte, und gelobte eine Wallfahrt nach Einsiedeln zur Sühne der vorhergehenden Nächte. Außerdem würde er versuchen, einen Ablass für Tettinger zu bekommen, der gewiss im Fegefeuer saß.

    *

    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 23. November, dem Tag des Heiligen Clementius, im Jahre des Herrn 1414

    Ich, Poggio, entbiete Dir, meinem Niccolò, einen herzlichen Gruß!

    Die Einheimischen nennen den November den Nebelmond, und nun verstehe ich auch, weshalb. Unaufhörlich ziehen vom Rhein und vom See graue Schwaden empor, die Luft ist feuchtigkeitsgeschwängert und kalt, die Fensterläden bleiben den ganzen Tag geschlossen, um die schlimmste Feuchte abzuhalten, aber dennoch zieht sie durch alle Ritzen und lässt Holztruhen, Kisten, Schränke aufquellen.
    Viel ist geschehen in den letzten Wochen, viel gab es zu schreiben. Der Papst hat unaufhörlich meine Dienste in Anspruch genommen für Briefe, Notizen und Urkunden, sodass ich kaum Zeit fand, mich um meine eigene Korrespondenz zu kümmern. Doch nun will ich dir Neuigkeiten vom Concilium berichten.
    Der König lässt auf sich warten. Eigentlich sollte er längst hier sein, aber er hat es vorgezogen, sich zunächst in Aachen offiziell krönen zu lassen. Anscheinend fürchtet er ohne Krone um seine Autorität bei der Kirchenversammlung.
    Dafür sind in der Zwischenzeit viele weitere Konzilsteilnehmer eingetroffen. Endlich hat die Stadt auch auf eindringliche Bitten des Papstes Höchstpreise und Vorschriften für die Herbergen erlassen. Ein Bett für zwei Schläfer mit allem Zubehör kostet mithin 2 Rheinische Gulden im Monat. Dafür muss die Bettwäsche nach 14 Tagen gewaschen werden. Wie lange sich die Wirte an diese Vorschriften halten werden, weiß aber kein Mensch.
    Unter den neu eingetroffenen Gästen befindet sich auch der Böhme Jan Hus, der ehrwürdige Rektor der Universität zu Prag. Er ist ein Anhänger Wyclifs und gilt als Ketzer, aufgrund seiner Ideen, die sich vor allem gegen den Ämterschacher in der Kirche und den Reichtum der Prälaten richten. Einige Kardinäle würden ihn am liebsten auf dem Scheiterhaufen sehen, aber König Sigismund hat ihm einen Geleitbrief ausgestellt, sodass er unantastbar ist. Er hat auch gleich an allen Kirchen Anschläge machen lassen, in denen er seine Gedanken erläutert, und zwar auf Deutsch, so wie er auch auf Deutsch predigt, ganz privatim, in den Räumen seiner Wirtin. Damit macht er überdeutlich, wo er sein Publikum sieht: nicht bei den Theologen und Kirchenvertretern, sondern bei den Bürgern und einfachen Leuten, die nur der Volkssprache mächtig sind. Mein Diener Antonio, der zeitweise mit einem Söldnertrupp schweizerischer Lanzknechte unterwegs war und bei ihnen halbwegs Deutsch gelernt hat, hat mir eines der Pamphlete mitgebracht und die wichtigsten Stellen erläutert. Wir frommen Christen sollen die Wahrheit suchen, lernen, lieben,

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