Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
dass man sich wundern muss, dass der Strick nicht gerissen ist unter seinem Gewicht. Die Schwester hat ihn gefunden und ein großes Geschrei gemacht. Es scheint, dass er der Weinfälscherei bezichtigt worden war, und dies ist ein Vergehen, das hier streng bestraft wird, mit gutem Recht, mein lieber Niccolò, denn ich erinnere mich noch mit Grausen an die Folgen, als ich in Florenz vor etlichen Jahren einen gepanschten Rebensaft zu mir genommen habe! Allerdings muss ich sagen, dass ich auch einmal in der Trinkstube des erhängten Wirtes zu Gast war und danach keinerlei Unwohlsein verspürt habe. Dennoch glauben die meisten Leute, dass er schuldig sei und sich selbst umgebracht habe, um seiner gerechten Strafe zu entgehen. Einige andere verbreiten hingegen das Gerücht, er sei vom Teufel erwürgt worden. Wie ich von einem Knecht erfahren habe, ist sogar der Stadtvogt, Hanns Hagen, nicht ganz überzeugt, dass er sich eigenhändig getötet habe, aber das darf er natürlich nicht offen sagen, denn sonst gäbe es einen Aufruhr unter den Leuten, dass die Stadt ihre Bürger und Gäste nicht richtig schützen könne. Und die einfachen Seelen in Costentz würden sich erst recht vom Teufel bedroht fühlen. Selig die Armen im Geiste! Doch man weiß wirklich nicht, was man davon halten soll. Scheint es dir nicht auch seltsam, dass ein Mann, dem höchstens die Stadtverweisung und eine Geldstrafe drohen, es vorzieht, sich selber mit dem Tode zu bestrafen?

    Nun grüße ich Dich aus dem nebligen Costentz im Monat des Nebels!

    Dein Poggio

    *

    Cunrat und Joß waren mit einem Handkarren unterwegs zum Kornhaus. Wie alle Bäcker in Costentz musste auch Meister Katz sein Mehl dort einkaufen. Als sie am Brunnen zwischen Metzig und Kornhaus ankamen, hielt Joß seinen Kollegen am Ärmel zurück.
    »Die Welschen!«, knurrte er, »mit ihren verdammten Stoßkärrlin!«
    Vom Oberen Markt her kam ein Trupp junger Männer ebenfalls zum Kornhaus gefahren. Einer von ihnen zog einen Lastkarren, dem von Joß und Cunrat nicht unähnlich, zwei andere jedoch führten auf einem großen, zweirädrigen Stoßkarren einen fahrbaren Ofen mit sich, der aus Ziegeln und Lehm auf die Ladefläche gemauert war. Vor allem aus Italien waren einige Bäcker mit solchem Gerät nach Costentz gekommen, denn der Rat hatte für die Zeit des Konzils allen auswärtigen Handwerkern erlaubt, sich wie eigene Bürger in der Stadt aufzuhalten und ihrer Tätigkeit nachzugehen.
    »Mit ihren neumodischen Backwaren nehmen sie uns alle Kunden weg, diese Hunde!«, stieß Joß wütend hervor.
    Cunrat wusste, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn durch die vielen Auswärtigen in Costentz hatten auch sie alle Hände voll zu tun. Dennoch wurde bei der Arbeit und in den Gesellenstuben häufig über die fremden Bäcker geredet, und meist nichts Gutes, denn diese stellten nicht nur die üblichen Pfennigwecken und hellen oder dunklen Brote her, sondern auch knusprige Pasteten, die mit verschiedenem Fleisch gefüllt waren, sowie die inzwischen überall beliebten Brezeln. Da konnten die Costentzer Bäcker nicht recht mithalten, und es gab immer wieder böses Blut.
    Cunrat und Joß gingen rasch weiter, um noch vor den Italienern zum Tor des Kornhauses zu gelangen, doch deren Karren waren schneller als erwartet, und so stießen sie an der Ecke des großen Gebäudes aufeinander.
    »Lasst uns durch, wir waren schneller!«, rief forsch einer der Fremden auf Deutsch, ein kleiner, drahtiger Kerl mit dunklen Locken und blitzenden braunen Augen, den Cunrat schon einmal in der Haue gesehen hatte.
    »Das glaubst du wohl selber nicht, du welscher Hund!«, antwortete ihm Joß mit grimmiger Stimme und ebensolchem Blick und stieß grob den Handwagen weiter, dem Dunkelhaarigen in die Beine, sodass er zu Fall kam. Er schrie laut auf, und seine Kumpane stürzten sich auf Joß. Zu dritt rissen sie ihn zu Boden und begannen mit Fäusten und Füßen auf ihn einzudreschen.
    »He!«, schrie Cunrat und ging dazwischen. Mit seinen langen Armen packte er zwei der Malträtierer, zerrte sie hoch und stieß sie kräftig zur Seite weg. Den Dritten packte Joß selber am Kragen, zog ihn zu sich auf den Boden und versetzte ihm einen kräftigen Faustschlag. Doch als Cunrat seinem Mitgesellen auf die Füße helfen wollte, kam etwas von hinten auf seinen Kopf niedergesaust, und die Welt wurde schwarz.

    Als er zum ersten Mal die Augen aufschlug, war er gestorben. Gottes Thron stand vor ihm, mit dem himmlischen Vater

Weitere Kostenlose Bücher