Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
und seinem Sohn, mit dem Heiligen Geist und fliegenden Engeln. Dann kam eine Heilige und gab ihm zu trinken. Und obwohl es saurer Wein war, glaubte er im Paradies zu sein, denn er hatte nie etwas Schöneres gesehen als diese Frau. Sie lächelte ihn an, und er lächelte auch und war glücklich.
    Als er jedoch das zweite Mal die Augen öffnete, war ein weißes Gewölbe über ihm, er hörte Stöhnen und hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Alles fiel ihm langsam wieder ein, wie er nach Costentz gekommen war, seine sündigen Nächte mit Bärbeli, der tote Tettinger und die Rauferei mit den fremden Bäckergesellen. Er fühlte sich aus dem Paradies vertrieben.
    »He du, bist du endlich wach geworden? Na, da bin ich aber froh!«, sagte plötzlich eine muntere Stimme neben ihm. Langsam wandte Cunrat sein Gesicht zur Seite und versuchte den Kopf zu heben, um zu sehen, wer ihn ansprach, aber sofort verstärkten sich die rasenden Kopfschmerzen, und er ließ sich ächzend zurücksinken auf das Kissen.
    »Na, nun übertreib mal nicht mit Stöhnen, dein Kumpan hat auch ganz schön zugelangt!«, fuhr die Stimme fort.
    Der kleine dunkelhaarige Bäcker aus dem Welschland lag im Bett neben Cunrat, inmitten eines Saales, wo noch viele weitere Betten standen. Wie eine Trophäe hob er seinen linken Arm, der ganz mit Leinenbinden umwickelt war. Außerdem war eines seiner braunen Augen dunkelblau umrandet.
    »W… wer bist du? W… wo sind w… wir?«, fragte Cunrat langsam.
    »Oweh, ein Stammler! Ich bin Hans Roth von Ulm oder Giovanni Rossi, wie’s dir lieber ist. Aus welschen Landen zum Concilium nach Costentz gekommen, aus der schönen Stadt Venedig, wenn du’s genau wissen willst. Wohin es mich bei einer Pilgerfahrt vor einem halben Dutzend Jahren verschlagen hat. Bin dort geblieben und hab was Rechtes gelernt, gute Brezen und Pasteten backen, nicht so fades Zeug, wie ihr hier macht. Und befinden tun wir beide uns im Spital zum Heiligen Geist, alldieweil wir in eine schöne Rauferei verwickelt waren, die sich zufällig genau zwischen Kornhaus und Spital ereignet hat. Und diejenigen, die liegen geblieben sind, wurden von den barmherzigen Frauen des Spitals eingesammelt und versorgt. So liegen wir hier seit gestern, erst im Obergeschoss, wo die bunten Malereien sind – hast du die Engel gesehen? – und heute Morgen hat man uns hier runter gelegt, und morgen wird man uns wohl wieder fortschicken. Aber so lang wollen wir das gute Essen und den Schoppen Wein, den sie uns bringen, genießen.«
    Cunrat hatte schon geglaubt, sein Nachbar würde nie mehr aufhören zu reden. Sein Kopf schmerzte immer stärker, vom Schlag, den er bekommen hatte und von den vielen Worten, die in seine Ohren drangen, aber wenigstens wusste er jetzt, wo er war und wie er hierher gekommen war. Nun sah er auch wieder den letzten Augenblick vor sich, bevor ihm schwarz geworden war vor Augen. Er erinnerte sich, wie er Joß gegen die drei fremden Bäckergesellen beigestanden hatte. Der Schwarzhaarige war nicht dabei gewesen.
    »H… hast d …du mich niederg… geschlagen?«
    Der andere lachte.
    »Hab dich gut getroffen mit dem Brett! Das lag da günstig am Wege. Dachte schon, dass du nicht mehr aufwachst, das hätt mich gegrämt, denn dann hätten sie mich womöglich am Galgen aufgeknüpft. Aber es geht dir ja wieder besser, und dein Kumpan hat mir gleich die Antwort gegeben. Er hat nämlich sein Messer gezogen und meinen Arm geritzt und mich dann niedergeschlagen. Die Mäntellerin hat aber gesagt, es sei nicht so schlimm mit meinem Arm. Na, Gott sei Dank, denn den brauch ich, zum Teigkneten und Brezenwinden und Würfelspielen und Mädchenangreifen …«
    »H… hans, Giovanni …«
    »Aha, das H geht dir nicht gut über die Lippen. Nenn mich Giovanni, wenn dir das leichter fällt. Ich fühl mich hier sowieso mehr als Venediger denn als Deutscher. Kein Wunder, wenn ihr uns so traktiert!«
    Cunrat nahm einen neuen Anlauf.
    »Giovanni, w… was ist eine M… mäntellerin?«
    »Das sind die guten Frauen, die uns hier im Spital versorgen. Beginen aus der Sammlung beim Bleicherstaad, gleich hier um die Ecke. Frag mich nicht, warum sie so genannt werden, vielleicht weil sie graue Mäntel tragen. Da kommt eine! Gott zum Gruß, edle Frau, bringt Ihr uns wieder Wein?«
    Es war die Heilige aus Cunrats Paradiesvision, die vor Giovannis Bett trat, und er begriff, dass sie eine der frommen Frauen des Spitaldienstes war. Sie errötete ein wenig, dann sagte sie: »Ich bin keine

Weitere Kostenlose Bücher