In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
edle Frau. Ich bin Schwester Margarethe. Wenn Ihr Durst habt, werde ich Euch gern noch etwas Wein bringen.«
»Da sage ich nicht nein. Aber Schwester Margarethe, sagt uns doch, warum man euch Mäntellerinnen nennt. Mein Freund hier ist neugierig.«
Da wandte sie sich zu Cunrat. Unter ihrer grauen Haube sah man ein paar rötlichblonde Haare vorwitzig herauslugen, ihre Augen leuchteten im Fackellicht des Spitalsaales hellgrün, und ihr Mund lächelte ihn voller Güte an. Sie war doch eine Heilige.
»Die gute Frau, die unsere Sammlung gegründet hat, hieß Frau Mäntellerin. Daher tragen auch wir ihren Namen. Wünscht Ihr noch etwas?«
Als Cunrat in seiner Paradieswonne nicht sofort antwortete, fragte sie: »Seid Ihr vielleicht hungrig? Soll ich Euch eine kräftige Suppe bringen?«
»Eine Suppe, ja!«, brachte er nur hervor.
Schwester Margarethe ging davon und kam kurz darauf mit einem Krug in der einen Hand und einer kleinen tönernen Schüssel in der anderen wieder. Den Krug reichte sie rasch Giovanni, dann setzte sie sich auf Cunrats Bett, stellte die Schüssel auf die Bettdecke und hob mir ihrem Arm seinen Kopf an, um ihm Löffel für Löffel die warme Erbsensuppe einzuflößen. Cunrat schaute voller Ehrfurcht die ganze Zeit zu ihrem Gesicht auf. Ab und an erwiderte sie zwischen einem Löffel und dem nächsten seinen Blick, schlug dann aber schnell die Augen wieder nieder auf seinen Mund, damit der Löffel den Weg nicht verfehle. Als Cunrat die Schüssel geleert hatte, ließ sie seinen Kopf langsam auf das Kissen zurücksinken. Dabei lächelte sie ihn liebevoll an, wobei sich in ihren Wangen zwei kecke Grübchen bildeten. Cunrat schloss die Augen und schlief voller Seligkeit ein.
Ein Rütteln und Rufen weckte ihn. »He, Langer, wie heißt du überhaupt?«
Giovanni stand neben seinem Bett, mit der rechten Hand hatte er unsanft seinen Arm gepackt.
»Sie werfen mich raus, Langer, sie sagen, ich war lang genug da, das Spital sei nur für Arme und Mittellose, ich könne wohl für mich selber sorgen. Für dich hat der Bäcker Katz gebeten, dass sie dich noch eine Nacht behalten, seine Tochter war hier und hat an deinem Bett gesessen und geseufzt. Eine dralle Magd, nicht zu verachten. Da wirst du wohl bald zur Familie gehören! Na denn, sei’s drum, jeder macht sein Glück, wie er’s kann! Aber wie heißt du denn nun?«
»C… cunrat Wolgemut.«
»Cunrat Wolgemut. Schöner Name! So wünsch ich dir denn, dass du immer wohlgemut seiest! Und wenn du mich mal besuchen willst, ich wohne zur Untermiete im Haus zum Hirschhorn . Hinter St. Johann, direkt neben dem Bischofstörle. Nicht sehr komfortabel, aber mir reicht’s. Oder frag im Lörlinbad nach mir!« Dann senkte er die Stimme. »Und schau die Mäntellerin nicht so an. Das sind fromme Frauen, die gehören dem da oben.« Dabei zeigte er an die Decke, wohl Gottvater im Stockwerk darüber meinend. »Komm lieber ins Lörlinbad , dort sind die Weiber nicht so zimperlich!«
Er versetzte Cunrat noch einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter, dann grüßte er mit einer weiten Armbewegung die anderen Siechen, die im Saal lagen, und verschwand.
Später am Tag kam Margarethe wieder an Cunrats Bett. Seine Augen begannen zu glänzen, als er sie sah, und der Schweiß trat ihm auf die Stirn, so schön kam sie ihm vor.
»Herr, habt Ihr Fieber?«, fragte sie ihn und wischte ihm mit ihrer Schürze die Stirn ab.
»Nein, es ist nichts, es ist nichts.«
Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. »Wie heißt Ihr, Herr?«
»Cunrat Wolgemut. Bäckergeselle aus Weißenau. Ich wohne bei Meister Katz vor der Augustinerkirche.«
»Ich weiß, seine Tochter war hier.« Sie senkte die Augen und ließ seine Hand los. In diesem Augenblick trat Joß an sein Bett. Schwester Margarethe erhob sich rasch, grüßte Joß flüchtig und ging fort.
»Hier, soll ich dir bringen.« Der Bäckergeselle legte unwillig und ohne Gruß einen Weißbrotkranz auf Cunrats Decke. »Bärbeli wollte dich eigentlich sofort holen lassen, aber der Meister hat gesagt, wir haben genug Arbeit, da kann sie dich nicht auch noch pflegen. Du sollst bis morgen hier bleiben. Dann bist du ja hoffentlich genesen und kannst wieder arbeiten.«
»Ja, b… bestimmt«, war alles, was Cunrat antwortete.
Cunrat und Giovanni begegneten sich recht bald wieder. Giovanni war von den Stadtwachen nach seiner Entlassung aus dem Spital festgenommen und bis zum Prozess im Raueneggturm eingesperrt worden, und auch Cunrat und Joß
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