In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Musiker unterhielten die Gäste, an einem Tisch spielte man Karten, an anderen wurde gegessen. Cunrat setzte sich an den einzigen freien Platz zu einer Gruppe von Söldnern und bestellte einen Schweinebraten, aber nur Wasser zu trinken. Der Weingestank aus Egli Lochers Kammer hing ihm noch in der Nase.
Während er es sich schmecken ließ, stupfte ihn plötzlich etwas am Bein. Das Hündchen war ihm bis in das Gasthaus gefolgt und hatte sich zwischen ihn und den Söldner neben ihm gedrängt.
»Verdammtes Mistvieh!«, rief dieser und versetzte dem Hund einen Fußtritt, dass er winselnd unter den Tisch flog.
Cunrat wurde zornig und stieß seinen Nachbarn in die Seite.
»Was fällt dir ein? Das arme Tier hat dir doch nichts getan!«
Da sprang der Söldner streitlustig auf und schrie Cunrat erbost an, wieso er diesen verlausten Köter mit in die Schänke bringe. Doch nun erhob sich auch der Bäckergeselle, und als sie beide standen, überragte er den anderen um mehr als Haupteslänge.
»Was ist?«, fragte er ruhig und schaute von oben auf seinen Gegner herab.
Der überlegte einen Moment, dann murmelte er etwas wie »elendes Hundevieh« und setzte sich wieder hin. Der Stein des Anstoßes war unterdessen aus der Schänke geflüchtet.
Cunrat aß noch etwas von seinem Braten, dann nahm er den Rest, warf eine Münze auf den Tisch und begab sich ebenfalls nach draußen, wo sein neuer Freund schwanzwedelnd auf ihn wartete. Die Bratenreste, die Cunrat ihm hinwarf, schlang er rasend schnell hinab, und als der Bäcker weiterging, folgte er ihm fröhlich kläffend. Am Brunnen bei der Tulengasse hielt er sich kurz auf, um aus dem Sudeltrog zu trinken, doch dann lief er schnell wieder Cunrat hinterher.
Der war inzwischen an seiner Behausung angekommen, kurz bevor die Nacht ganz hereinbrach. Die anderen Bäcker hatten sich schon zur Ruhe gelegt, und Cunrat beschloss, sie nicht zu wecken, sondern Giovanni am nächsten Tag zu berichten, was er von Egli Locher erfahren hatte. Leise schloss er die Tür und ließ den Hund draußen sitzen.
Doch damit war dieser nicht einverstanden. Er kratzte am Holz und winselte. Besorgt um die Nachtruhe seiner Kollegen, öffnete Cunrat schließlich und ließ den zerzausten Gesellen herein, der sich sofort auf sein Bett legte. Doch das war selbst ihm zu viel. Er setzte ihn wieder zu Boden und legte sich schlafen.
»Was macht dieser Flohsack hier?«
Giovannis Schrei weckte Cunrat kurz vor Sonnenaufgang. Er stellte fest, dass der Hund sich in der Nacht wieder auf das Bett geschlichen und in seinen Kniekehlen eingerollt hatte. Giovanni, der eine unbezähmbare Angst vor Hunden hatte, konnte sich nicht beruhigen.
»Wie kannst du nur so ein Vieh hierher bringen, Cunrat? Der bringt nichts als Flöhe herein!«
»Ach, Giovanni, er ist mir nachgelaufen. Es ist ein armes Tier, das keiner Seele etwas zuleide tut!«
Wie um ihn Lügen zu strafen, begann der Hund Giovanni anzuknurren, der sich ihm bedrohlich genähert hatte.
»Siehst du, wie arm er ist? Ein räudiger Köter ist er, und ich will so etwas nicht in unserer Hütte haben!«
»Aber denk doch an den Heiligen Franz! Der hat den Vögeln und Fischen gepredigt, er sprach die Sprache der Tiere. Auch sie sind Geschöpfe Gottes!«
»Der hier sieht eher aus wie ein Geschöpf des Teufels, so hässlich ist er! Hässlicher als der dreiköpfige Höllenhund Zerberus!«
»Hässlich?«, erwiderte Cunrat trotzig. »Dann passt er ja zu mir. Und Zerberus ist ein schöner Name, er soll Zerberus heißen!«
»Es ist mir vollkommen egal, wie du ihn nennst, ich will ihn hier nicht haben.«
Cunrat stand auf und zog sein Hemd und die Beinlinge an. Dann verließ er mit dem Hund die Hütte.
»Komm, Zerberus, wir gehen an den Rhein, dir die Flöhe auswaschen. Dann erfährt eben keiner, was der Henker mir gestern über Hug Strigel erzählt hat.«
»Was?«
Giovanni lief ihm nach und packte ihn am Ärmel. Zerberus knurrte.
»Verdammt, Cunrat, was hast du erfahren?«
Cunrat blieb stehen.
»Und er?« Er wies auf den Hund.
»Von mir aus, dann behalt ihn. Aber ich will keine Flöhe in meinem Bett haben, und ihn schon gar nicht! Jetzt erzähl!«
Da erzählte Cunrat seinem Freund, wo der Turmwächter sich versteckt hielt. Zerberus hörte interessiert zu und wedelte zustimmend mit dem Schwanz.
Da sie abends nach Torschluss die Stadt nicht verlassen konnten, beschlossen sie, am nächsten Tag, dem Sonntag, noch vor der ersten Messe zum Galgenhügel zu gehen, weil es um
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