In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
dahinter. Giovanni zerrte ihn ungeduldig zur Seite, um die Geheimtür wieder zu verschließen.
Dann tasteten sie sich in Richtung Stadtmauer durch die Kammer. Sie war schmal und länglich, ohne Fenster. Cunrat spürte mit seiner linken Hand, dass die Außenseite aus grobem Mauerwerk bestand, zur Rechten fühlte er die Holzbohlenwand, an die der Schrank angebaut war. Am Ende gelangten sie zu einer Holztür an der Schmalseite, die zum Wehrgang führen musste.
»Verflucht, hier ist auch ein Schloss!«, rief Giovanni.
Die Axt hatte bereits die Zimmertür durchschlagen, man hörte das Geschrei des Wirts aus dem Raum jenseits der Geheimtür und die Protestschreie der Gäste, die schon wieder im Schlaf gestört wurden. Nur ließ Sebolt Schopper sich diesmal nicht davon abhalten, weiter nach den beiden zu suchen, denn ihm war eines klar geworden: Wenn bekannt wurde, dass er der Kopf der Diebesbande war, dann war ihm der Galgen gewiss. So begann sein Knecht auch die Innenseite des Schrankes mit der Axt zu bearbeiten.
»Vielleicht passt der kleine Schlüssel auch zu dieser Tür?«, rief Cunrat verzweifelt.
Giovanni stocherte eine Weile in dem metallenen Beschlag herum, dann hörten sie, wie der Riegel sich hob. Die Tür öffnete sich und sie flüchteten auf den Wehrgang, von wo aus sie rasch die Treppe hinablaufen wollten, um das Weite zu suchen, ganz so, wie es wohl der Conte nach seinem Überfall auf Simon Ringlin gemacht hatte.
Doch kaum hatten sie den Wehrgang betreten, hörten sie eine laute Stimme: »Halt, wer da?«
Abrupt blieben sie stehen. Vom Bündrichstor her näherte sich mit Hellebarde und Laterne der Stadtwächter. Als er näher kam, erkannten sie Hug Strigel.
»Ah, Ihr seid es, Hug!«, seufzte Giovanni erleichtert.
Aus dem Augenwinkel sahen sie eine Bewegung hinter der halb offenen Tür des Geheimganges. Sebolt Schopper und sein Knecht waren ebenfalls in den Raum hinter dem Schrank gelangt, doch angesichts des Wächters trauten sie sich nicht, die beiden Bäcker noch weiter zu verfolgen. Die Tür wurde geschlossen.
»Was treibt ihr hier mitten in der Nacht?«
Auch Hug Strigel hatte gesehen, wo sie herkamen.
Giovanni antwortete ihm in leicht spöttischem Ton: »Wir haben Euch gesucht!«
Cunrat sah seinen Freund überrascht an, während Hug Strigel vorsichtig fragte: »Mich? Warum denn?«
»Lasst uns in die Wachstube gehen, dann können wir darüber reden.«
»Also gut, kommt mit!«
Sie folgten ihm in das Obergeschoss des Rindportertores. Dort bot er ihnen Wein aus einem Krug an und bat sie freundlich, Platz zu nehmen.
»Nun, weshalb habt ihr nach mir gesucht?«
»Könnt Ihr euch das nicht denken?« Giovanni sah den Wächter über seinen Becher hinweg an.
»Äh … nein!«
»Wo ist denn die wertvolle Armbrust des Conte Sassino geblieben?«
Hug Strigel drehte nervös den Weinbecher zwischen den Händen.
»Ach die! Die hab ich verkauft. Hanns Hagen weiß ja nichts von der ganzen Geschichte, ich konnte ihm die Waffe schlecht abliefern, sonst hätte er unangenehme Fragen gestellt. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
»Wem habt Ihr sie denn verkauft?«
»Einem Liebhaber.«
»Sicher einem guten Armbrustschützen.«
»Gewiss!«
Giovanni wandte sich zu Cunrat und sagte: »Ich wusste gar nicht, dass Sebolt Schopper ein so guter Armbrustschütze ist. Wusstest du das?«
Die Bäcker lachten, während Hug Strigel zu schwitzen begann.
Dann wurde Giovanni todernst. »Ihr habt sie dem Kopf der schlimmsten Diebesbande von Costentz verkauft!«
»Was? Wovon redet ihr?« Hug Strigel schien wirklich überrascht.
»Von Sebolt Schopper!«
Nun lachte der Wächter. »Diebesbande! Ihr seid ja verrückt. Schopper verscherbelt hie und da ein paar Sachen, deshalb hab ich ihm die Armbrust angeboten.«
»Sachen wie goldene Kelche und Reliquienschreine!«, empörte sich Cunrat.
»Was redet ihr denn da?«
»Mein lieber Freund,« senkte Giovanni die Stimme, »das, was wir im Keller der Haue gefunden haben, bringt nicht nur Sebolt Schopper an den Galgen, sondern all seine Handlanger und Lieferanten gleich mit!«
Hug Strigel fuhr sich ängstlich mit der Hand über das Gesicht. »Das hab ich nicht gewusst, ich schwöre es!«
Giovanni leerte seinen Becher, dann sagte er: »Ihr habt eine Menge Geld von uns kassiert. Drei Gulden, wenn ich mich recht erinnere.«
Der Wächter sah ihn einen Augenblick an, dann verstand er.
»Ich hab das Geld nicht mehr, das schwör ich!«
»Wohnt Ihr nicht bei Eurer Mutter?
Weitere Kostenlose Bücher