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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Wofür braucht Ihr so viel Geld? Ihr habt keine Frau, keine Kinder …«
    Hug Strigel wand sich eine Weile. Dann sagte er: »Ich hab beim Spiel verloren.«
    »Ihr spielt? Wo? Bei Schopper?«
    Der Wächter nickte.
    »Ich hab euch da noch nie gesehen.«
    »Für uns Wächter gibt es eine eigene Spielrunde, damit wir keinen Ärger bekommen.«
    »Und da habt Ihr auch die Armbrust verloren.«
    Nicken.
    Giovanni stand auf.
    »Nun denn, wir wünschen Euch noch eine gute Nacht!«
    Er wandte sich zur Treppe, und Cunrat folgte ihm.
    »Wartet!«, rief der Wächter verzweifelt. »Wollt ihr zu Hanns Hagen gehen?«
    »Ja, noch heute Nacht. Vielleicht wird er ja dann in Zukunft eine bessere Meinung von uns haben.«
    »Das könnt ihr nicht machen! Wenn er erfährt, dass ich mit der Sache zu tun hatte, wird er mich einsperren oder sogar hängen lassen! Ich hab euch doch auch geholfen!«
    Sie gingen die Treppe hinab, doch Hug Strigel lief ihnen hinterher.
    »Lasst mir eine Nacht Zeit!«
    »Wofür? Um Schopper zu warnen? Damit der Hundsfott die Stadt verlässt?«
    »Ich habe kein Geld, aber ich gebe euch etwas Anderes dafür!«
    »Was könntet Ihr uns schon geben?«
    Hug Strigel sah von einem zum anderen. Er zögerte einen Moment, dann sagte er: »In dem Sack war nicht nur die Armbrust. Ganz unten habe ich eine Ledertasche mit Papieren gefunden.«
    »Papiere?« Giovanni war plötzlich ganz Ohr. »Papiere des Conte? Stand etwas über Lucia darin?«
    »Das weiß ich nicht, ich kann ja nicht lesen. Aber sie sahen sehr wichtig aus.«
    »Warum hast du uns das nicht gleich gesagt? Wo hast du sie, du Höllengauch?« Giovanni packte den Wächter zornig am Wams.
    »Sie sind nicht hier! Lasst mich los!«
    Der Bäcker nahm seine Hände weg.
    »Eine Nacht!«, wiederholte Hug Strigel.
    »Gut. Eine Nacht, bevor wir zu Hanns Hagen gehen. Und jetzt die Papiere.«
    »Ich hab euch gesagt, dass ich sie nicht hier habe. Morgen bekommt ihr sie.«
    »Du wirst sie jetzt holen, und ich begleite dich.«
    »Das geht nicht«, jammerte der Wächter, »ich kann doch meinen Platz hier nicht einfach verlassen!«
    »Cunrat vertritt solang deine Stelle hier. So gut schlafen wie du kann er allemal!«

    *

    »Er hatte die Tasche bei seiner Mutter in einer Truhe versteckt!«, berichtete Giovanni seinem Freund auf dem Heimweg durch die nächtliche Stadt. »Lauter lateinische Dokumente, die kann ich nicht so gut lesen. Damit werden wir morgen zu Poggio Bracciolini gehen. Aber Deutsch«, fügte er hinzu, »Deutsch kann ich gut lesen und sogar schreiben. Eine Nacht haben wir ihm gegeben!«

    Am nächsten Morgen erschien ein kleiner Junge mit einer geschriebenen Nachricht beim Vogt Hanns Hagen. Als der die Botschaft gelesen hatte, lief sein Gesicht rot an. Er rief seine Wachen zusammen und machte sich auf den Weg zur Haue . Doch dort traf er nur eine in Tränen aufgelöste Magd, die ihm berichtete, dass ihr Herr, der Schankwirt Sebolt Schopper, noch spät in der Nacht Besuch bekommen habe. Daraufhin habe er eilig gepackt und mit seinen Leuten die Stadt verlassen. Er werde nicht mehr zurückkommen, und so habe sie jetzt keine Arbeit mehr und die Schänke keinen Wirt.

    Etwa zur selben Zeit meldete ein Knecht dem ehemaligen päpstlichen Sekretär Poggio Bracciolini, dass zwei Männer mit einem Hund ihn zu sprechen wünschten. Es war das erste Mal, dass Cunrat und Giovanni ihrem gelehrten Freund einen Besuch in der Bischofspfalz abstatteten. Sie kannten ansonsten nur den Hof vor dem Palast, vom Fastnachtsturnier und von der Kerzenverteilung durch den Papst her, und auch als sie Poggio einmal abgeholt hatten, waren sie nicht über den Eingangsbereich hinausgekommen.
    Nun führte der Knecht sie über Treppen und Gänge ins zweite Geschoss der Kaplanei, die direkt neben der Bischofspfalz stand, und klopfte an die Tür von Poggios Kammer. Der wunderte sich über den Besuch, bat sie jedoch erfreut herein und bot ihnen Platz an einem großen Tisch an, der mit vielen Papieren bedeckt war. Er räumte sie vorsichtig zur Seite und legte einige davon in eine Truhe zu den Büchern, die sich dort stapelten. Weitere Bücher standen auf einem kleinen Holzgestell daneben, mit dem Buchrücken nach oben auf ihrem hölzernen Einband wie auf Stelzen. Cunrat musste daran denken, wie er Poggio bei seinem Einritt nach Costentz im Gefolge des Papstes gesehen hatte, die Packtaschen des Maultieres voller Bücher. Sein wandernder Blick entdeckte im Hintergrund des großen Zimmers einen Alkoven, dessen

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