In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
wegrollt!«, stellte Giovanni fest.
Schließlich hatte Cunrat einen schmalen Durchgang freigemacht, durch den Giovanni sich mit der Fackel zwängte. Mit Mühe gelang es auch dem langen Bäcker, hinter die Fassreihe zu gelangen, dabei musste er sich aber tief bücken, weil das Gewölbe zur Mauer hin steil abfiel. Dennoch sah auch er schließlich, was sein Freund mit offenem Mund anstarrte: zwei große Truhen, gefüllt mit Diebesbeute. Giovanni hatte die Deckel angehoben, und im Fackelschein funkelten Münzen aus Gold und Silber, silberne Löffel und reichverzierte Messer, Perlen, Goldschmuck, Haarnadeln und Ringe mit Edelsteinen, ja sogar fein ziselierte Kelche und Reliquienbehälter.
»Die Bande hat auch Kirchen beraubt!«, rief Cunrat entsetzt.
»Und sie mal, was hier liegt!«
Giovanni leuchtete hinter die zweite Truhe. Dort war ein grauer, unförmiger Sack gegen die Wand gelehnt. Der Bäcker zerrte mit seiner freien Hand daran.
»Erkennst du ihn? Da ist die Armbrust des Conte drin. Sie ist im Turm liegen geblieben, als er geflüchtet ist, und offenbar hat Hug Strigel sie gleich zu Silber gemacht.«
»Dann wusste er, dass man bei Sebolt Schopper Diebesgut loswird!« Cunrat schüttelte fassungslos den Kopf. »Der Kerl ist durch und durch verkommen!«
In diesem Augenblick hörten sie Schritte auf der Treppe. Cunrat verstummte, und Giovanni trat schnell mit dem Stiefel das Fackellicht aus. Mit den Schritten näherte sich auch der Schein einer Laterne. Sebolt Schoppers Knecht wollte Weinnachschub für die Spieler holen. Dabei fiel sein Blick auf die lose am Boden liegenden Fässer im ersten Keller. Er leuchtete hinein, während die beiden Bäcker den Atem anhielten.
Da begann der Knecht zu fluchen und lief rasch zurück zur Treppe.
»Jetzt holt er den Wirt, los, wir müssen hier raus!«, flüsterte Giovanni und griff sich noch rasch ein paar Münzen aus einer der Truhen. Cunrat zwängte sich mühsam durch den Spalt in der Fasswand, sein Freund schob ihn von hinten, dann tappten sie in völliger Finsternis zum Kellertor. Hastig fingerte Giovanni den Schlüssel aus seinem Beutel, doch vor lauter Eile rutschte er auf der feuchten Treppe aus und fiel hin. Dabei entglitt ihm der Schlüssel, und sie hörten ihn die Stufen hinabklimpern.
»Verflucht!«
Giovanni tappte mit den Händen über die Stufen, um den Schlüssel zu finden, aber vergebens.
Schon hörten sie leise, aufgeregte Stimmen auf der Treppe. Offenbar wollte Sebolt Schopper kein großes Geschrei machen vor den Würfelspielern. Laternenlicht wackelte die Stiege herab.
»Komm!«
Giovanni zog Cunrat in den nächsten Kellerraum.
Der Wirt und sein Knecht begaben sich in den Rheinweinkeller, um nachzuschauen, ob ihre Beute noch an Ort und Stelle war.
Da drängte Giovanni seinen Freund aus dem Versteck.
»Jetzt! Nach oben! Zum Geheimgang!«
Der Widerschein von Schoppers Laterne zeigte ihnen den Weg zur Treppe. Sie rannten los, doch als sie am Weinkeller mit dem Diebesgut vorbeiliefen, bemerkte sie der Knecht, der im vorderen Teil stehen geblieben war. Er stieß einen Schrei aus und nahm die Verfolgung auf.
Mit der Hand immer am Treppenauge und dem sich nähernden Lichtschein im Nacken keuchten Giovanni und Cunrat die Wendeltreppe hoch bis zum zweiten Geschoss, dann liefen sie zu der Kammer, in der sich der Zutritt zum Geheimgang befand. Das Fenster am Ende des Korridors stand offen, sodass von draußen etwas Nachtlicht einfiel und sie zumindest erkennen konnten, welche Tür sie nehmen mussten.
Als sie diese wieder hinter sich zugeschlagen hatten, wies Giovanni seinen Freund an: »Nimm das Bett und stemm es gegen die Tür!«
Cunrat ertastete mit seinen großen Händen das Holzgestell von beiden Seiten und hob das Bett in die Höhe. Dann ließ er es schräg gegen die Tür krachen und trat mit dem Fuß kräftig darauf. Inzwischen waren Schopper und sein Knecht auch zu der Kammer gelangt. Sie rüttelten am Eisenring, mit dem man den Riegel anheben konnte, aber die Bettbretter stemmten sich hart gegen die Dielen und hielten die Tür fest.
»Hol eine Axt!«, befahl der Wirt.
Währenddessen hatte Giovanni im Schrank das Schloss zum Geheimgang gefunden. Cunrat hörte, wie er den Schlüssel darin drehte. Er hat im Turm auch den zweiten Schlüssel an sich genommen, dachte er. Gewiss lernen Spione, solche Dinge zu tun!
Dann folgte er ihm, stieg vorsichtig in den Schrank hinein, ohne sich die Schienbeine anzuschlagen, und gelangte schließlich in den Raum
Weitere Kostenlose Bücher