In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
an.
»Schwester Margarethe hat eine größere Nase.«
Doch Cunrat ließ sich nicht beirren.
»M… mag sein, doch die edle Stirn ist g… genau wie die Ihre! Und weißt du, Giovanni, d… dass sie ein Wunder an mir g… gewirkt hat?«
»Ein Wunder?« Giovanni lachte laut los, verstummte dann aber rasch, da andere Gotteshausbesucher sich empört nach ihm umdrehten. »Sie hat dir den Kopf verdreht, das ganz ohne Frage!«, flüsterte er mit erhobenem Zeigefinger.
»N… neinneinnein«, schüttelte Cunrat den Kopf. »B… bei ihr k… kann i… ich sprechen ohne zu s… stocken!«
Giovanni sah ihn einen Augenblick verblüfft an, dann sagte er: »Aber es hält nicht an.«
Da ließ Cunrat enttäuscht den Kopf sinken, es war zu offensichtlich, dass Giovanni recht hatte.
Doch dann holte er tief Luft und richtete sich auf. Eigentlich hatte er seinen Freund wegen einer ganz anderen Sache hierhergeführt.
»Giovanni, i… im Angesicht der H… heiligen Margarethe will i… ich ein Gelübde t… tun.«
»Mit Gelübden sollte man vorsichtig sein, mein Lieber. Was willst du denn geloben?«
Da hob Cunrat seine Hand und sagte feierlich: »I… ich gelobe, dass i… ich nicht ruhen w… werde, bis i… ich den Mörder der T… tettingers gefunden h… habe. Er m… muss seine Strafe b… bekommen!«
Giovanni hob die Augenbrauen und runzelte die Stirn. »Den Mörder der Tettingers? Warum nicht gleich die Schergen Christi?«
Doch Cunrat ließ sich nicht beirren. »Mit Gottes und der H… heiligen Margarethe H… hilfe und mit d… deiner Unterstützung werde i… ich es schaffen! Willst d… du mir h… helfen? So schwöre auch d… du!«
»Ich schwöre niemals, Cunrat! Aber ich verspreche, dass ich dir helfen werde, so gut ich eben kann. Wenn ich Zeit habe.«
Dann stieß er den andächtig verharrenden Freund in die Seite.
»Sieh mal, da drüben!«
Er zeigte auf eine Frau, die im linken Seitenschiff kniete, vor einem Altar mit einer Marienstatue aus Stein. Die Madonna trug ein lächelndes Kind auf dem Arm, sie selbst hatte das Haupt leicht zur Betenden herab geneigt, der steingraue Schleier umspielte das Gesicht und fiel ihr weich auf die Schultern, um in einem Gewirr von Falten und Windungen zu ihren Füßen zu enden. Die Frau selbst trug ein wertvolles Gewand mit einem Samtmantel darüber und einen prächtig bestickten Schleier. Um ihren Ärmel war ein gelbes Tuch geschlungen.
»Solchen Frauen macht dein Gestammel nichts aus, Cunrat, lass uns schauen, ob sie nicht Zeit für uns hat.«
Rasch begab sich Giovanni auf die andere Seite der Kirche und lehnte sich an eine Säule hinter der Knieenden. Cunrat folgte ihm. Sie starrten auf den Rücken der Frau.
Als sie die beiden jungen Männer bemerkte, beendete sie ihr Gebet. Sie bekreuzigte sich, stand auf und ging zum Portal. Beim Vorbeigehen warf sie Giovanni einen wütenden Blick zu. Cunrat sah, dass krause Haare unter ihrem Schleier hervorquollen, so schwarz wie ihre Augen. Die Nase war leicht gekrümmt, ihre Lippen voll, fast wie bei einer Mohrin, und auf ihrer Oberlippe wuchs ein feiner, dunkler Flaum. Sie hatte den Mund verzogen, in einem Ausdruck tiefer Verachtung, als sie nun mit einer weiten Geste den Mantel um sich schlang und die Kirche verließ.
Giovanni sprang auf, bekreuzigte sich ebenfalls und eilte ihr nach. Cunrat grüßte mit gebeugtem Knie noch rasch zur Heiligen Margarethe hinüber, dann folgte er seinem Freund.
Die Frau ging schnell die St.-Johann-Gasse entlang, bog links in die Predigergasse ein und passierte dann das Innere Schottentor, auch Bischofstörle genannt.
Die beiden Männer liefen ihr hinterher, wobei sie aufpassen mussten, dass sie mit den Holztrippen, die sie über ihren Lederstiefeln trugen, auf dem gefrorenen Untergrund nicht ausrutschten oder über die eishart gewordenen Unebenheiten stolperten, die die Wagen und Pferde auf der vom Regen bodenlosen Straße zurückgelassen hatten. Schließlich rief Giovanni sie an: »Schöne Frau, so wartet doch einen Augenblick!«
Abrupt blieb sie stehen, ohne sich umzudrehen. Als sie sie einholten, stellte Giovanni sich ihr in den Weg. Doch bevor er ein Wort sagen konnte, versetzte sie ihm eine Ohrfeige.
»Habt Ihr keinen Anstand? Eine Frau sogar in der Kirche zu belästigen? Während sie zur Gottesmutter betet?«
»Aber …«, Giovanni rieb sich die Wange, doch er kam nicht zu Wort.
»Schämen solltet Ihr euch! Ja, ich bin eine gemeine Frau und man kann mich kaufen, aber alles hat seine
Weitere Kostenlose Bücher