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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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eisernes Schloss und die Schlüssel immer mit sich herumträgt, der achtet auch darauf, dass das Tor geschlossen ist. Nein nein, diese Tür hat jemand anders geöffnet. Dann wurden die Weidasche und das übrige Zeug im Keller deponiert, damit der Visierer etwas findet, was Tettinger so in Verruf bringen würde, dass es als Motiv für einen Selbstmord durchgehen konnte.«
    »A… aber wie konnte m… man das Schloss öffnen, w… wenn er d… den Schlüssel am G… gürtel trug?«
    Darauf wusste Giovanni nun auch keine Antwort. Cunrat musste an Geschichten vom Teufel denken, die er gehört hatte, in denen mit einem Schlag eine Tür aufsprang, wenn der Leibhaftige davor stand.
    »Und w… wenn es der T… teufel war?«
    »Ach Cunrat, glaub doch nicht alle Ammenmärchen, die die Betschwestern und Pfaffen erzählen! Der Teufel bringt doch keine Weidasche in Tettingers Keller! Nein, Cunrat, wenn wir herausfinden wollen, wer deinen Freund umgebracht hat, dann sollten wir als Erstes überlegen, wer von seinem und Karolinas Tod einen Nutzen hat.«
    In diesem Moment ging der neue Wirt an ihrem Tisch vorbei, um leere Krüge einzusammeln. Sie starrten ihn beide an.
    »Noch einen Krug vom Überlinger?«, fragte er sie harmlos. Beide nickten, ohne den Blick von ihm zu wenden.
    »Nun trägt er die Schlüssel!«, flüsterte Giovanni, als Schopper ihnen den Rücken gekehrt hatte und weitergegangen war.
    »A… aber nur z… zwei. T… tettinger hatte d… drei.«
    »Egal wie viele, jedenfalls hat er am meisten vom Tod der Tettingers profitiert. Glaubst du, dass er stark genug wäre, einen Mann zu töten und aufzuhängen?«
    Cunrat schüttelte zweifelnd den Kopf. »Nicht einen M… mann wie T… tettinger. Er war g… groß.«
    »Aber vielleicht hatte Schopper Gehilfen. Kennst du ihn näher? Hat er Freunde? Verwandte?«
    »N… nein, ich k… kenne ihn nicht.«
    »Dann müssen wir jemanden suchen, der ihn kennt. Ich hab auch schon eine Idee.«

    In der ersten Dezemberwoche kam der Schnee. Zunächst als kalter Regen, der die Straßen aufweichte, sodass Fuhrwerke, Lasttiere und Menschen in tiefem Schlamm versanken. Dann ließ die Nachtkälte die Regentropfen zu Flocken gefrieren, und am nächsten Morgen waren Straßen, Dächer und Bäume unter einer dicken weißen Decke begraben. Die Menschen suchten warme Plätze auf, an Kaminen und Öfen, und man erzählte sich vom Winter vor fünf Jahren, als der Bodensee ganz zugefroren war, und man nicht mehr mit Lädinen und Booten, sondern nur noch mit Fuhrwerken und zu Fuß ans andere Ufer gelangen konnte. Viele Menschen waren damals erfroren, vor allem Arme und Stadtverwiesene, die keine Bleibe finden konnten. Ob es wieder so ein harter Winter werden würde? Auch jetzt waren es die Fremden, die am meisten unter der eisigen Kälte litten, jedenfalls die Ärmeren unter ihnen. Sie suchten Schutz in Ställen und Schuppen, und in den Gasthöfen drängte sich alles um die Herdstellen. Nachdem es zwei Tage geschneit hatte, wurde es erst richtig kalt. Dafür kam für kurze Zeit die Sonne wieder, die den Schnee zum Glitzern brachte.

    Cunrat zog Giovanni am Ärmel mit sich das Seitenschiff entlang. Es war der erste Sonntag im Dezember, nach Mittag, und die frühwinterliche Sonne neigte sich schon dem Westen zu, doch ihre Strahlen drangen noch immer durch die Fenster des südlichen Schiffes in die St.-Johann-Kirche ein. Sie ließen die farbigen Glasbilder über den Heiligenaltären leuchten und malten einen bunten Fleckenteppich wie von übergroßen Mosaiksteinen auf den Boden der Kirche.
    Zwischen der dritten und der vierten Säule vom Chor aus gesehen blieb Cunrat stehen.
    »S… siehst du sie? Erk… kennst du sie? Die w… wunderbare, reine Frau?«, flüsterte er voller Ehrfurcht und blickte hoch zum Fenster.
    Darauf war eine weibliche Heilige dargestellt, in grauem Gewand mit einer engen Haube. Sie reichte einem Bettler zu essen. Im gleißenden Nachmittagslicht leuchtete ihr Heiligenschein, als ob er wirklich aus Gold wäre.
    »Die Heilige Margarethe von Ungarn. Na und?«, fragte Giovanni wenig erbaut.
    »Die H… heilige Margarethe, ja, a… aber siehst d… du nicht, wessen Antlitz sie t… trägt? Siehst d… du nicht die feinen, k… kleinen Lippen, d… das runde Kinn, die artige N… nase und vor allem ihre Augen, w… wie sie d… den Armen anblickt? G… genau so h… hat Schwester Margarethe m… mich angeschaut, als sie mir im Sp… pital zu essen gab.«
    Giovanni sah den Freund belustigt

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