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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einen eigenen Vorgarten, dreieinhalb Zimmer und fließendes Wasser. Solche Häuser sind sehr, sehr teuer.«
    Ich: »Darf ich Sie nach der Story Ihres neuen Romans fragen?«
    T.Sh.: »Aber gern. Bitte sehr. Also die Story. Da ist dieser Major der Jüdischen Brigade, denn die Geschichte spielt auswärts, an einem Sonntag, und es gibt eine Menge von Schießereien und sonstigen Zusammenstößen, kurz und gut, ein fürchterliches Durcheinander, und diese junge Tochter in der italienischen Stadt, eine Figur, also klassisch, wie ein Filmstar, und die hat ein Verhältnis mit einem Jungen, einem Schriftsteller, der immer vor sich hinträumt, ein Tagträumer, ein Traumtänzer...«
    Ich: »Einer unserer Soldaten, nicht wahr?«
    T.Sh.: »Richtig. Zu Hause geht er noch auf die Universität, der Soldat, und studiert alles mögliche. Aber jetzt, als Soldat, gerät er in einen Konflikt, also in einen Rivalitätskampf um dieses Mädchen. Sie heißt Shula...«
    Ich: (unterbrechend) »Einen Augenblick, lieber Freund. Shula - das klingt wie eine griechische Tragödie.«
    T. Sh.: »Stimmt. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Und dieses Mädchen, wie heißt sie gleich, ist gegen den Krieg und ist verrückt nach... nach...«
    Ich: »Oedipus?«
    T. Sh.: »Genau. Ich habe das so konstruiert, um den Komplex direkt aus der Tragödie von Sypholux herauszuarbeiten. Vielleicht hätte ich Ihnen sagen sollen, daß unser Soldat ein wenig zur anderen Fakultät tendiert. Sie verstehen mich. Aber er zeigt es nicht. Es ist übrigens eine wahre Geschichte.«
    Ich: »Könnte man sagen, daß es sich um eine Bilanz des Atomzeitalters handelt?«  
    T. Sh.: (überrascht) »Sie glauben?«   Ich: »Unbedingt.«
    T. Sh.: »Na schön. Ich pflege nicht um den heißen Brei herumzureden, wissen Sie. Dort drüben an der Wand hängt mein Diplom.«
    Ich: »Großartig, Tola'at Shani.«
    T. Sh.: »Diplome bekommt man nicht nur so, das wissen Sie
    ja sicherlich. Sonst noch etwas?«  
    Ich: »Noch eine letzte Frage: Sind Sie froh, daß Sie mit dem >Staubsauger< fertig geworden sind?«
    T. Sh.: »Ich bin außer mir vor Freude.«

Ein dreifaches Jubiläum

    Unversehens rannte ich in Gideon Cheschwan hinein, einen Veteran unter Israels Autoren. Während wir zusammen weitergingen, kamen wir auf die gespannte politische Lage zu sprechen.
    »Ich bin optimistisch«, sagte Cheschwan. »Vielleicht erleben wir noch, daß die Araber mit uns Frieden schließen.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte ich. »Aber solange sie von Diktatoren beherrscht werden, sehe ich keine großen Chancen.«
    Cheschwan klopfte mir wohlwollend auf die Schulter: »Sie sind noch jung und haben Zeit. Was mich betrifft, so werde ich am 25. Oktober 55. Das ist übrigens ein dreifaches Jubiläum für mich. Genau vor 35 Jahren erschien an diesem Tag meine erste Sammlung von Kurzgeschichten, und vor 30 Jahren begann mein eigentlicher Aufstieg als Schriftsteller. Seither bin ich literarisch so fruchtbar wie kaum ein zweiter.«
    »Wenn man nur sicher sein könnte, ob die Ägypter es ehrlich meinen!« warf ich ein.  
    Cheschwan ließ sich nicht beirren:
    »In der Zeitspanne, die ungefähr im Herbst 1936 zu Ende ging, habe ich mich als meisterhafter Erzähler und formstarker Lyriker erwiesen. Aber die Ereignisse führten mich bald zu meiner wahren Berufung: Träger einer prophetischen Botschaft zu sein, die mein schlafendes Volk aufwecken würde. Dazu bin ich ausersehen und dabei bleibt's für den Rest meines Lebens, nicht nur bis zum 25. Oktober, dem Tag, an dem ich ein dreifaches Jubiläum begehe. Denn an diesem Tag wird es genau 35 Jahre her sein, seit meine erste Sammlung von Kurzgeschichten -«
    »Um Himmels willen!« unterbrach ich mit einem besorgten Blick auf meine Armbanduhr. »Ich bin ja schon eine halbe Stunde verspätet!« Und ich verließ ihn eilenden Fußes.
    Wochen später, als ich die Begegnung längst vergessen hatte, berief mich der Redakteur unserer Literaturseite zu sich und legte mir einen eingeschriebenen Brief des folgenden Inhalts vor:
    Sehr geehrter Herr! In der Nummer vom 20. September Ihres geschätzten Blattes sah ich ein Inserat, in dem »ein herrliches Haus« angepriesen wurde. Vielleicht interessiert es Sie, daß diese Wendung schon in der Bibel mehrmals vorkommt (u. a. Jesaia 64,11: »Unser heiliges und herrliches Haus«). Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich am 25. Oktober SS Jahre alt werde. Zufällig ist dieser Tag zugleich das 35jährige Jubiläum

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