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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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sie...«  
    »In flagranti?«
    Schultheiss konnte nur wortlos nicken.
    »Seither habe ich sie nie mehr aus den Augen gelassen. Oft wache ich in der Nacht schweißgebadet auf, weil mir geträumt hatte, daß sie tropft. Meine Angstzustände wurden so schlimm, daß ich eine Eheberatungsstelle aufsuchte. Man untersuchte mich und fand, daß es für mich nur eine einzige Lösung gäbe: eine neue Wärmflasche zu kaufen, um den zerstörerischen Einfluß, den Madeleine auf mich ausübte, endlich auszuschalten.«
    »Haben Sie eine gekauft?«
    »Ja. Sie liegt ungebraucht in der Schublade. Ich weiß sehr wohl, daß ich nach dem Gesetz berechtigt bin, mir zwei Wärmflaschen zu halten. Aber man kann mich doch nicht zwingen, beide zu verwenden?«
    »Gewiß nicht.«
    »Madeleine und ich sind fürs Leben verbunden. So ist es nun einmal, und dagegen kann man nichts tun.«
    »Lassen Sie sich gratulieren. Es geschieht nur selten, daß eine so tiefe menschliche Beziehung zustande kommt.«
    »Warten Sie. Sie wissen noch nicht alles. Ich habe Ihnen den Anlaß meines Besuchs noch nicht erzählt. So schwer es mir fällt -ich muß zugeben, daß es einen ganz bestimmten Umstand gibt, der unser glückliches Zusammenleben trübt. Sehen Sie - diese Wärmflaschen haben nur eine begrenzte Wirkungsdauer, und selbst Madeleine bleibt nicht länger als vier oder fünf Stunden heiß. Und dann... ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll...«
    »Sie wird frigid?«
    »Danke. Ich danke Ihnen, daß Sie mir das abgenommen haben. Denn bei all meiner Liebe zu Madeleine muß ich gestehen, daß es kaum etwas Unangenehmeres gibt, als mit einer erkalteten Wärmflasche in Berührung zu kommen. Und wenn das geschieht, wenn ich beispielsweise kurz vor dem Einschlafen dieses kalte Gummizeug an meinen Füßen spüre, dann befördere ich Madeleine mit einem Fußtritt aus dem Bett hinaus.«
    »Nein!«
    »Barbarisch, nicht wahr. Und am Morgen, wenn ich aufwache und das arme Ding auf dem Fußboden liegen sehe, schlaff und erschöpft...« Schultheiss begann zu weinen. »Ich schäme mich vor mir selbst. Ich hätte nie gedacht, daß ich so grausam sein kann. Solange sie heiß ist, halte ich sie in meinen Armen, herze und kose sie -und kaum wird sie kalt, behandle ich sie wie einen Fetzen, schleudere sie zu Boden, trete nach ihr. Was hilft es mir, daß ich am Morgen vor ihr niederknie und ihr schwöre, es nie wieder zu tun. Ich tu's ja doch...«  
    Verzweifelt barg Schultheiss das Gesicht in den Händen. Er war dem Zusammenbruch nah.
    »Helfen Sie mir!« wimmerte er. »Erlösen Sie mich von dieser Misere! Geben Sie mir einen Rat!«  
    Ich dachte lange und angestrengt nach.
    »Schultheiss« sagte ich endlich. »Ich glaube, daß ich die Lösung gefunden habe. Ob's auch wirklich funktionieren wird, weiß ich nicht, aber man kann es jedenfalls versuchen.«
    »Was?« fragte Schultheiss begierig. »Was?!«  
    »Wenn Sie merken, daß die Flasche kalt wird, dann stehen Sie auf und füllen Sie heißes Wasser nach!« Ein Leuchten ging über Schultheissens gramzerfurchtes Gesicht. Er stand auf, drückte mir wortlos die Hand und entfernte sich, torkelnd vor Dankbarkeit.

Ein kapriziöses Persönchen
     
    Klopfen wir auf Holz«, sagte ich beim Abschied zur besten Ehefrau von allen. »Jetzt fahren wir unseren lieben kleinen Wagen schon zwei Jahre, und er weiß noch immer nicht, wie eine Reparaturwerkstätte von innen aussieht!«
    Ich winkte ihr zu und fuhr los.
    Als ich kurz danach aufs Gas stieg, begann unser lieber kleiner Wagen, seiner französischen Herkunft wegen »Mademoiselle« geheißen, vehement zu husten und zu stottern, vollführte einen Riesensprung nach vorn, dann nach hinten, produzierte ein wahres Sperrfeuer von Fehlzündungen und hatte gerade noch Kraft genug, um die Werkstatt von Mike dem Auswechsler zu erreichen.
    Mike ist mein Lieblingsmechaniker, ein hervorragender Fachmann, ein angenehmer, gefälliger, fleißiger Zeitgenosse mit einem goldenen Herzen und einem einzigen, allerdings verhängnisvollen Laster: Er wechselt leidenschaftlich gern Bestandteile aus. Bei der geringsten Erwähnung eines Autobestandteils, sei's auch in lobendem Sinn, bricht unwiderstehlich sein Tatendrang hervor, und in Sekundenschnelle ist der betreffende Bestandteil durch einen neuen ersetzt. Der alte erweist sich dann immer als schadhaft, zumindest für Mikes scharfe Augen. Ich meinerseits kann noch so angestrengt hinschauen und sehe keinen Schaden.
    »Wenn Sie ihn sehen könnten«,

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