In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
will Blut fließen sehen.“
Anastasija lachte kurz auf.
„Manchmal machst du mir auch Angst, Miri.“
Ich lächelte ihr zu und mein Blick streifte die Wanne. Ich drehte das Wasser ab und quetschte etwas Badeduft aus einer Flasche ins Bad hinein.
„So“, sagte ich , nachdem die Wanne herrlich duftend schäumte. „Ich geh zuerst rein und du legst ihn mir in die Arme, so rutscht er nicht ab und ertrinkt.“
„Ok ay“, stimmte mir die Vampirin zu und hob ihren Bruder an, nachdem sie sich die Ärmel hochgezogen hatte. Vorsichtig legte sie ihn zu mir, sodass sein Kopf auf meiner Schulter ruhte. Ich umschlang seine Taille von hinten mit meinen Armen.
Elias seufzte. „Ihr zwei kommt klar, oder?“
„Ja“, sagte ich. „Nimm dir mal eine Auszeit.“
„Ich befreie dich in einer halben Stunde wieder, abgemacht?“
„Ja . Solange werde ich deinen Bruder etwas beschmusen. Ich glaube, das kann er jetzt gut gebrauchen.“
„Mehr als alles andere auf der Welt“, flüsterte Anastasija und war verschwunden.
Elias lag auf meinem Bauch wie ein nasser Sack, aber ich genoss seine Nähe und wischte ihn vorsichtig mit einem Schwamm sauber.
„Als Kind habe ich oft Meerjungfrau in der Wanne gespielt“, begann ich aus dem Nähkästchen zu plaudern. „Ich habe mir dann vorgestellt, ich hätte einen Fischschwanz und Perlen im Haar. Meine Füße hab e ich dazu immer an den Fesseln überkreuzt und mir kleine Schaumbällchen in die Haare gesteckt. Oft habe ich dann auch laut gesungen. Wenn David mit mir baden war, haben wir immer Theke gespielt. David war der Barkeeper. Er hat die Verschlüsse vom Shampoo abgemacht und mir da Drinks aus Badewasser reingetan. Ich habe dann so getan, als würde ich sie trinken. Wahnsinn, wie viel Fantasie man als Kind hat, oder?“
Aber er sagte nichts. Ich rieb seinen flachen Bauch mit dem Waschlappen. „Es ist so seltsam, dass du so warm bist. So ungewohnt.“
Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. „Weißt du …“, fing ich wieder an zu plappern und zog ein Bein hoch, um es ihm zu zeigen, „Ich müsste mir eigentlich die Beine rasieren. Ich schau schon aus wie eine Buschfrau. Was denkst du? Übertreibe ich mal wieder?“ Ich drückte ihn fester gegen mein Herz und küsste ihn auf die Wange.
„Ja, ja. Kein Kommentar. Das ist auch das Beste, was du dazu sagen kannst. Hmm … vielleicht sollte ich mal versuchen, deine Haare zu waschen, ohne dich zu ertränken? Ja, gute Idee!“
Ich nahm den Schwamm und drückte ihn über seinem Kopf aus, um seine Haare zu befeuchten. Danach nahm ich etwas von M amas Baby-Kamillebad. Es brannte nicht in den Augen und Mama meinte, dass sie mir als Kind damit immer den Kopf gewaschen hatte. Seine Haare sollten ja nur sauber werden und keinen Schönheitspreis gewinnen. Nachdem ich seinen Kopf mit der Brause abgeduscht hatte, musste ich lachen. „Du siehst aus wie ein begossener Pudel.“ Ich wuschelte ihm durch die Haare. „Aber keine Sorge, ich liebe dich auch so.“ Ich war erstaunt, wie gut ich mich als Alleinunterhalter machte, aber meinen Tiefpunkt im Unterhaltungsprogramm bildete eindeutig meine Interpretation des Songs „Nur ein Wort“ von Wir sind Helden . Elias bestätigte mir dies, indem er wieder dieses mitleiderregende Fiepen von sich gab.
„Na , ihr zwei?“, trällerte Anastasija und hatte frische Klamotten für ihren Bruder und mich im Arm.
„Oh , endlich, Ana, ich bin schon ganz verschrumpelt.“ Ich zeigte ihr meine Fingerkuppen und sie brach in erstauntes Lachen aus.
„Da hätten wir fast eine Rosine aus deiner Freundin gemacht, Elias“, kommentierte sie den Anblick und griff nach dem Körper ihres Bruders. Es war etwas umständlich und dauerte lange, bis wir ihn abgerubbelt und angezogen hatten, aber nach einer halben Ewigkeit konnte auch ich mich endlich ankleiden.
Anastasija trug ihren Bruder hinaus und ich hatte Zeit , kurz in Tränen auszubrechen. Ich redete mir selbst immer wieder ein, dass bald alles wieder gut sein würde, bis ich mich schließlich wieder fing. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und föhnte meine Haare trocken. Als ich die Tür öffnete, stand mein Bruder oben im Treppenhaus. „Oh, David“, sagte ich. „Spielt die Toilette unten wieder verrückt?“
Mein Bruder sagte kein Wort, kam auf mich zu und zog mich in seine Arme. Na toll, ich hatte mich doch gerade wieder gefangen. Ich inhalierte den beruhigenden Duft meines Bruders und weinte , bis Anastasija besorgt ihren Kopf in
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