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In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

Titel: In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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den Flur steckte. Mit einer kleinen Handbewegung bat mein Bruder sie, wieder zu verschwinden, was sie dann auch tat. David küsste meinen Kopf.
    „Es wird ihm schon bald besser gehen. Du wirst sehen“, flüsterte er in meine Haare. „Und ich wollte dir nur sagen, dass du dich ganz toll schlägst. Du bist stärker, als ich es bin. Ich ziehe meinen Hut vor dir.“
    „Danke“, schluchzte ich und sah meinem Bruder ins Gesicht. Was nicht unbedingt einfach war, denn dafür musste ich mir echt den Hals ausrenken.
    „So, und jetzt wieder Kopf hoch!“
    „Wenn ich ihn noch höher nehme , bricht er ab“, versuchte ich zu scherzen. David grinste.
    „Ich meinte das metaphorisch.“
    „Schon klar.“
    „Du kommst zurecht, oder?“, fragte mein Bruder und löste sich aus unserer Umarmung.
    „Ja. Mach ‘ nen Abgang“, sagte ich und schubste ihn liebevoll. Er gab mir noch einen Kuss und trampelte die Treppe hinunter. Der Kerl bewegte sich wie ein Elefant, aber bei der Größe würde ich mich sicher auch schwer damit tun, elegant die Treppe nach unten zu schweben. Ich atmete noch einmal tief durch und betrat mein Zimmer. Elias sah besorgt aus, starrte aber ins Leere.
    „Alles klar?“, fragte seine Schwester, die den Fernseher ang eschaltet hatte.
    „Ja, aber warum schaut er so komisch drein?“
    „Ich denke, er hat dich ebenfalls weinen gehört.“
    „Oh , mein Hase!“, rief ich aus und stürzte zu ihm. „Es ist alles okay, konzentrier dich darauf, schnell wieder gesund zu werden, ja?“ Ich streichelte seinen heißen Kopf und küsste ihn auf die leblosen Lippen. Das war so … grausam. Vorsichtig hob ich seinen Kopf an und bettete ihn erneut in meinen Armen.
    Anastasija legte sich wieder neben seinen Rücken und zappte durch die TV-Kanäle. Irgendwann schliefen wir darüber ein.
     
    Ich wachte des Öfteren auf, um nach Elias zu sehen. Zwischen zwei und fünf Uhr morgens warf ich mich ständig hellwach hin und her, bis ich schließlich erschöpft vom Nichtstun wieder einschlief.
    Emilia war in der Nacht ein paar mal im Zimmer gewesen, manchmal sprach ich kurz mit ihr, aber meistens schlief ich einfach weiter.
    Als ich am Morgen aufwachte, war Anastasija schon wieder verschwunden. Da sie mir keinen Zettel hinterlassen hatte, ging ich davon aus, dass sie unten bei ihren Verwandten war. Elias schwarz-gelbe Augen starrten durch mich hindurch. Normalerweise flutete seine Anwesenheit jeden Raum mit Sonne, doch das innere Licht in ihm war erloschen.
    Warum er? Wieso musste ausgerechnet dieses sonst so fröhliche Wesen vor sich hinvegetieren? Das Leben kann so unfair sein. Immer wieder sah ich ihn vor mir, wie er mit mir tanzte. Wie seine neugierigen Augen meine erforschten. Seine kühlen Hände meinen Körper zum Zittern brachten. Sollte das alles so schnell vorbei sein? Nein, ich musste fest dran glauben, dass es besser werden würde. Ich musste einfach nur dran glauben … nur dran glauben. Eines Tages würde er wieder seinen Mund öffnen und seine Stimme würde alle Verletzungen auf meiner Seele heilen – und bis dahin würde ich dem Schicksal meine Stirn bieten, koste es, was es wolle.
    Ich küsste seine immer noch warmen Wangen und brach einmal mehr in Tränen aus. Fest zog ich seinen schlaffen Körper an meinen und schrie allen Schmerz hinaus. Meine Zimmertür öffnete sich, aber ich drehte mich nicht um. Verzweifelt liebkoste ich Elias’ Gesicht und schämte mich nicht, laut schluchzend zu weinen und ihn mit Rotz und Wasser vollzuheulen.
    „Du wirst wieder gesund werden, hörst du mich?“, schrie ich Elias an und schüttelte ihn. „Hörst du mich?“
    „Miriam“, hörte ich die zarte Stimme von Emilia. Sie legte eine Hand auf meine Schulter. Ich schlug nach ihr und legte Elias’ Kopf wieder auf das Kissen.
    „Du kannst mich nicht verlassen ! Du hast versprochen, für mich zu sorgen. Du …“ Ich schaffte es nicht mehr, weiterzusprechen. Auch andere Hände versuchten mich zu beruhigen. Es waren die von meiner Mutter und von Eva, aber ich wischte sie alle von mir hinunter. Elias’ Augen waren panisch geweitet und ich sah, wie er schwer schluckte.
    „Miriam, er braucht Ruhe“, flüsterte meine Mutter. „Wenn du ihn anschreist, machst du ihm nur Angst.“
    „Nein!“, heulte ich. „Nein, er soll zu sich kommen!“ Ich trommelte aus lauter Wut auf seinen Brustkorb.
    Anastasija schritt ein und zog mich von ihm weg.
    „Ich glaube, sie hat einen Nervenzusammenbruch“, sagte sie.
    „ Das ist so

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