In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
unfair!“, jammerte ich. „Wieso er?“ Ich kämpfte, obwohl ich genau wusste, dass ich aus Anas Griff nicht freikommen würde.
„Miriam, beruhig dich. Du wirst sehen, in ein paar Wochen si tzen wir alle im Bus nach Hamburg und lachen über alles, was passiert ist.“
„Ich gehe nie wieder in die Schule. Ohne ihn ist alles sinnlos !“
„Du darfst die nächste Woche zu Hause bleiben, okay?“, sprach meine Mutter auf mich ein, aber ich ignorierte sie.
„Lass mich los !“, schrie ich und zog kräftig an Ana, sodass meine Schultern schmerzten. Elias’ Atem raste und obwohl seine Augen ins Nichts starrten, schienen sie immer größer zu werden. Er kräuselte angestrengt seine Stirn. Hatte er Schmerzen?
„Ihm tut etwas weh!“, rief ich.
Sofort ließ die Vampirin mich los und ich stürzte zu ihm. „Es tut mir so leid“, weinte ich und kuschelte meinen Kopf an seinen Brustkorb. „Ich wollte dir nicht wehtun, es tut mir so leid.“
„Miriam“, flüsterte Anastasija.
„Schon okay, ich habe mich wieder gefangen.“
„Nein , Miriam, es tut ihm nichts weh. Er hat mich für einen Moment erreicht.“
Ich schoss so schnell hoch, dass mir schwindelig wurde.
„Wie meinst du das?“
„Ich konnte ihn kurz in meinem Kopf hören.“
„Was hat er gesagt?“
„Deinen Namen“, hauchte Ana und starrte ihren Bruder an. Ich schlang meine Arme um ihn.
„Ich bin ja da. Ich geh nicht weg. Ich …“
„Schhht!“, machte die Vampirin plötzlich und unterbrach me inen Redeschwall. Meine Tränen versiegten und ich sah abwechselnd sie und Elias an. Anastasija glitt neben ihn und hielt seinen Kopf zwischen ihren kühlen Händen. Das Gesicht meines Freundes war immer noch schmerzverzerrt. „Elias, spar deine Kräfte“, sagte sie schließlich. „Es kommen nur Wortfetzen an. Wir versuchen das Morgen noch einmal, okay?“
Das Gesicht meines Vampirs entspannte sich wieder und ich seufzte, dennoch stand der blanke Horror darin geschrieben. Na toll ! Ich Idiotin hatte ihn mit meinem kleinen Ausraster bis aufs Blut geschockt.
Emilia setzte sich neben mich. „Er hat große Angst“, sagte sie.
Natürlich, Emilia war der Draht zu seiner Gefühlswelt. Wieso war ich da nicht früher drauf gekommen?
„Es wird alles gut, mein Engel. Dir wird es bald wieder besser gehen“, sprach ich weiter auf ihn ein.
„Er hat Angst um dich.“
Ich sah sie erstaunt an und begann zu weinen.
„Er liegt hier vollkommen gelähmt und macht sich Sorgen um mich? “ Mir entfuhr ein lautes Schluchzen. Ich streichelte sein Gesicht und küsste seine stillen Lippen. „Ich wünschte, ich wäre auch nur halb so stark wie du.“
„Das bist du“, bekräftigte Emilia mich. „In schweren Zeiten zeigt es sich, ob zwei Seelen zueinander gehören.“ Sie stand auf und ging zur Tür. Im Rahmen drehte sie sich noch einmal um. „Und ihr zwei seid eindeutig füreinander bestimmt. Gemeinsam kann euch nichts brechen.“ Dann verließ sie den Raum. Eva und Mama folgten ihr und zogen die Tür hinter sich zu.
„Kann ich dir etwas bringen?“, fragte Anastasija. „Vielleicht einen Tee oder so etwas? Ich fahre dir auch irgendetwas Leckeres holen, wenn du magst.“
„Nein danke“, sagte ich und ergriff ihre Hand. „Ich habe keinen Hunger.“
„Komm schon, du musst etwas essen.“
„Ich bin noch voll von der Pizza gestern.“
„Lüge!“
„Ok ay, einen Toast mit Erdbeermarmelade und ein Glas Orangensaft.“
„Das klingt schon besser“, sagte Anastasija triumphierend und verschwand.
Ich lehnte eine Wange an die linke Wange meines Freundes, seine andere streichelte ich sanft.
„Ich wollte dir keine Angst machen. Kannst du mir verzeihen?“ Mein Freund brummte einmal leise.
„Danke. Ich verspreche dir, ich bin jetzt stark. Es ist nur … ich vermisse deine sichere, leitende Hand … Ich bin irgendwie verloren ohne dich.“ Da fiel mir plötzlich etwas ein. „Du hast dich mal bei mir dafür bedankt, dass ich neuen Mut in dich hineingelacht habe. Weißt du was? Gib mir etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen, und ich werde es wieder tun. Was hältst du davon? Ich bin jetzt wieder ein braves Mädchen, ja?“
Elias gab ein gurgelndes Geräusch von sich.
„Na, na, nicht zweifeln. Ich mach das schon irgendwie.“ Ich seufzte. „Ich bin so froh, dass dein Verstand intakt ist.“ Wem machte ich da was vor? Mir kamen bereits wieder die Tränen und ich drehte mich weg. Habt ihr mal versucht, geräuschlos zu weinen? Es ist unmöglich. Leise
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