In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
mal an, er sieht nur ein bisschen.“
Elias nickte ganz zaghaft und rang um Atem .
„Schht! Ruh dich wieder aus.“
Er schaffte es, seinen Kopf hin und her zu bewegen.
„Ich glaub , das hieß: Nö!“, erklärte Anastasija. „Er will wieder mit dem Kopf durch die Wand.“
„Es ist ok ay. Wenn er müde wird, schläft er schon. Und mir ist es lieber, er ist hartnäckig, als dass er sich hängen lässt.“
„Mi“, hauchte Elias schwach.
„Bei der Arbeit!“, meldete ich mich fröhlich. Es musste hart für ihn sein, wach in einem schwachen Körper gefangen zu sein, aber ich war glücklich, wieder ein bisschen mehr mit meinem geliebten Wesen kommunizieren zu können.
„Mi“, jammerte der Patient.
„Das ist ab sofort dein neuer Spitzname“, erklärte Anastasija.
„Was möchtest du denn?“, fragte ich ihn.
Elias seufzte frustriert.
„Also , ich vermute mal, er mag noch etwas gekuschelt werden“, sagte Anastasija.
Mein Freund nickte schwerfällig und ich musste laut loslachen.
„Sehr liebebedürftig, dein Bruder“, sagte ich glucksend und schmuste mich an den fiebrigen Körper des Vampirs. Als ich über seine Temperatur nachdachte, fiel mir etwas auf. „Sag mal, wann hat er das letzte Mal einen Schluck Wasser bekommen?“
Anastasija sah mich geschockt an.
„Oh Gott, wir sind die schlechtesten Krankenschwestern der Welt“, sagte sie und war verschwunden. Mit einem Glas Wasser in der Hand kam sie zurück. „Er muss schon leicht dehydriert sein.“
Gemeinsam mit der Vampirin hob ich Elias an und Anastasija legte das Glas an seine Lippen. Er trank wie ein Verdursteter und schaffte sogar, das meiste in seinen Mund hineinzubekommen. Den Rest des Tages tat ich mein Bestes, damit Elias sich wohlfühlte. Ich küsste und streichelte ihn, bis ich irgendwann auf die Idee kam, ihn zu massieren. Elias genoss das sichtlich und brummte zufrieden.
Auch d iese Nacht blieben wir bei mir zu Hause, da unsere Eltern Elias den Stress ersparen wollten, transportiert zu werden. Außerdem glich unser Haus mittlerweile einem Hochsicherheitstrakt. Überall waren Vampire und Wandler ums Haus verteilt und meine Familie sowie Eva und Emilia bewachten alles von innen.
Am nächsten Morgen wurde ich davon geweckt, dass jemand meinen Namen flüsterte. Ich schlug die Augen auf und starrte ungläubig in Elias ’ Gesicht. Er hatte es fertiggebracht, meinen Namen auszusprechen, aber seine Augen blickten immer noch hilflos ins Leere.
„Miriam?“, sagte er wieder mit krächzender Stimme.
Tränen rannten mir die Wangen hinunter, aber ich brachte kein Wort heraus. Noch nie hatte mein Name schöner geklungen. Ich konnte ihn nur anstarren und er räusperte sich, was ihm sichtlich wehtat.
„Miriam?“
„Ja?“, brachte ich heraus.
Elias lächelte zaghaft und ein Sonnenaufgang an einem karib ischen Traumstrand konnte mit diesem Anblick nicht annähernd mithalten. Ich schoss hoch, schmiss mich auf meinen Freund und drückte ihn so fest an mich, dass er fast keine Luft mehr bekam.
Nachdem ich es geschafft hatte , meinen Griff etwas zu lockern, bedeckte ich ihn mit wilden Küssen. Wie eine Verhungerte hing ich an seinen Lippen, die immer noch sehr warm waren, aber es einigermaßen schafften, den Kuss zu erwidern.
„Du hast immer noch Fieber“, flüsterte ich.
„Miri“, krächzte Elias. „Blind.“ Er lag kraftlos und schwer in meinen Armen.
„Ich liebe dich“, schluchzte ich in seine Halsbeuge. „Es ist mir so was von egal, wie schwach du bist. Hauptsache , du lebst.“
„Kätzchen.“ Dieses simple Wort brachte mich an den Rand e ines Zusammenbruchs. Nur die Tatsache, dass ich Elias festhielt, bewahrte mich davor. Er sah hundemüde aus und schien mit schweren Augenlidern zu kämpfen.
„Komm , schließ die Augen.“ Mein Blick glitt hinüber zu Anastasija. „Deine Schwester schläft wie ein Stein.“
Elias lächelte heiser und ich hätte ihn dafür am liebsten wieder abgeknutscht. „Was ist mit deinen Augen?“
„Aua“, sagte er und kniff sie zusammen. Ich küsste seine Schläfen.
„Das wird wieder“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich war so unendlich dankbar, dass er wieder mit mir sprechen konnte. „Wie geht’s dem Rest?“
„Schmerzen.“
„Das ist ein gutes Zeichen! Hauptsache , du fühlst alles. Der Schmerz wird nachlassen.“
„Hmh“, brummte er. „Denke auch.“ Er räusperte sich. „Hals kratzt.“
„Du klingst auch wie eine Kratzbürste“, zog ich ihn auf und wieder lächelte
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