In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
er, dass es mir ganz warm ums Herz wurde. Als er die Mundwinkel hob, schien sich der Raum für einen Moment zu erhellen. Mein Sonnenschein war zurück und die Kälte, die meine Knochen und Muskeln schmerzhaft überzogen hatte, verschwand.
Kapitel 12
Ein paar Tage später schaffte es mein Vampir, zumindest für ein bis zwei Stunden aufrecht i m Bett zu sitzen. Die Kraft kehrte langsam in seinen Körper zurück und solange das Fieber und das Gelbe in den Augen blieben, baute er auch weiter Silber ab. Ich hoffte, dass der Tag, an dem seine kühle Haut zurückkehrte, noch weit in der Ferne lag, denn seine Augen waren immer noch größtenteils blind. Wenn er wieder sehen wollte, musste er im Fieber noch viel mehr Silber bekämpfen.
Immerhin erkannte er mittlerweile grobe Umrisse und konnte hell von dunkel unterscheiden. Dafür funktionierte sein Mundwerk wieder bestens, womit er die Geduld von mir und seiner Schwester schwer auf die Probe stellte. Mein sonst so quirliger Freund kam überhaupt nicht damit klar, ans Bett gefesselt zu sein, und das schlug ihm übel auf das Gemüt. An diesem Tag war er so mies drauf, dass ich ihn am liebsten gegen die Wand geklatscht und dann liebevoll wieder abgekratzt hätte.
„Wo ist deine Schwester?“, fragte ich , als ich mein Zimmer betrat und mir die Haare nach der Dusche mit einem Handtuch trocken rubbelte.
„Keine Ahnung !“, fauchte Elias. Er war bis aufs Blut genervt von seiner Situation. Jemanden aufzuheitern, der beinahe blind war und sich nicht bewegen konnte, war keine leichte Aufgabe.
„Kann ich irgendwas für dich tun?“ Ich wusste ganz genau , wie die Antwort lauten würde, aber ich stellte sie trotzdem tapfer in regelmäßigen Abständen.
„Nein.“
„Okay.“ Ich schmiss das Handtuch über meinen Schreibtischstuhl und hockte mich zu ihm aufs Bett. Elias drehte seinen Kopf von mir weg. „Was ist los mit dir?“ Diese Diskussion hatten wir schon mehrmals durchklamüsert und waren bis dato auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen.
„Nichts.“
„Ja klar.“ Ich kreuzte meine Arme vor der Brust. „Deswegen bist du auch so mies drauf und keifst mich nur noch an.“
Für einen kurzen Moment wurde sein Gesicht weich, doch ich bekam keine Antwort. Mal wieder!
„Du brauchst dich nicht den ganzen Tag mit mir langweilen“, seufzte Elias.
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Keine Ahnung.“
„Ich möchte da sein, wo du bist, ob es dir gefällt oder nicht. Ich lasse dich nicht alleine, du bist schwach und hast Fieber.“ Autsch, den letzten Satz hätte ich mir sparen können.
Elias kräuselte wütend seine Stirn und ballte die Fäuste. Sein männliches Ego hatte eindeutig ein paar Kratzer abbekommen. Ich zerbrach mir den Kopf, was ihn wohl aufheitern könnte.
A ls ich gerade wegen herannahender Kopfschmerzen aufgeben wollte, fiel mein Blick auf einen Hello-Kitty-Radiergummi, der auf meinem Schreibtisch lag. Minka! Natürlich, wieso war ich da nicht eher drauf gekommen?
„Ich bin gleich zurück“, erklärte ich ihm, doch er schnaufte nur als Antwort. Ich rannte die Treppe hinunter und suchte im Woh nzimmer nach Emilia.
„Emilia?“, flüsterte ich, da ich mir nicht sicher war, ob Elias mich hören k onnte. Schließlich sollte es eine Überraschung werden!
Die Vampirin sah mich fragend mit großen Augen an. Emilia und ihre Schwiegermutter waren quasi in unser Wohnzimmer eingezogen und gerade damit beschäftigt, die Kataloge meiner Mutter zu wälzen.
„Könntest du mir einen riesigen Gefallen tun?“
„Alles, mein Liebes“, antwortete sie mir in normalem Ton.
„Schht“, machte ich und hielt mir den Finger vor den Mund. „Könntest du zu euch fahr en und Minka samt Equipment herholen?“
„Sehr gute Idee!“, flüsterte die Vampirin. „Ich mache mich gleich auf den Weg.“
Vor Freude blöd grinsend , tigerte ich durchs Wohnzimmer und wartete. Dann endlich kam Emilia mit Katzenkorb und -toilette durch die Tür. Minkas grüne Augen funkelten fragend aus ihrem Transportkäfig heraus. Ich öffnete den Korb und zog die Katze in meine Arme.
„Schön leise!“, flüsterte ich ihr zu , als ich mit ihr die Treppe hinaufging. Vorsichtig öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer und ging hinein. Elias schnupperte, sobald ich mit Minka den Raum betrat, und sein Gesicht zeigte, dass er verwirrt war. Ich wollte gerade etwas sagen, als Minka einmal laut miezte. Elias stutzte.
„ Du alte Verräterin!“, schimpfte ich mit der
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