In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
mich nicht beißen und dann nicht trinken. Bitte!“ In seinen Augen stand eine Not geschrieben, die ich vorher noch nie bei ihm gesehen hatte. Er sah aus wie ein Ertrinkender, der seinen Arm nach einem Rettungsring ausstreckte. Als ich nach einer Weile nicht reagierte, drückte Elias mich fest an sich und meinen Kopf wieder an den Hals.
„Bitte Miri, bitte!“, jammerte er und seine Arme zitterten bei der Anstrengung, mich nicht zu zerquetschen.
„Ich weiß nicht , Elias“, wiederholte ich und drückte mich etwas von dem so verführerisch duftenden roten Rinnsal weg.
„Nein?“, fragte der Vampir mich vollkommen entgeistert und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich traue mich nicht.“
„Ok ay, Kätzchen.“ Er küsste zitternd meine Stirn, stand auf und taumelte zum Fenster. Er riss es so heftig auf, dass ich kurz dachte, er hätte es aus den Fugen gerissen. Nach Luft schnappend hängte er sich über die Fensterbank.
„Elias? Alles ok ay?“, fragte ich.
„Gib mir einen Moment“, murmelt e er. „Frische Luft … hilft.“ Er stammelte noch weiter, aber den Rest verstand ich akustisch nicht mehr.
Ich ging zu ihm und pflückte ihn wie eine reife Frucht von me iner Fensterbank runter. Er zeigte keinerlei Gegenwehr, im Gegenteil. Er ließ sich von mir ohne Probleme auf meinen Schreibtischstuhl verfrachten. Das Blut hatte mittlerweile seinen Shirtkragen erreicht, während Elias zuckte und mit wild umherschwirrenden Augen den Raum absuchte. Ich setzte mich, ihm zugewandt, rittlings auf seinen Schoss und beugte mich langsam zu der Wunde hinunter. Vorsichtig tastete ich mich mit meiner Zunge voran und als die Spitze das Blut erreichte, durchfuhr mich ein warmer Schauer. Es war herrlich köstlich. Süß und kein bisschen metallisch, wie ich den Geschmack von Zahnfleischblut in Erinnerung hatte. Nach wenigen Sekunden befand ich mich gierig saugend an Elias’ Hals, welcher sich immer mehr entspannte.
S chließlich tat er das Gleiche bei mir. Das Stechen seiner Fänge spürte ich kaum, denn ich genoss das herrliche Gefühl der Erlösung in meinem Kiefer. Der Drang, zu beißen, ließ nach und ich hob meinen Kopf. Elias sog ein paarmal an mir und tauchte nach ausgiebigem Sauberlecken wieder auf. Ich wollte gerade etwas sagen, da verschloss er bereits meinen Mund mit einem Kuss, der seinesgleichen suchte.
„Bitte, verschließ meine Wunde“, keuchte er, als er kurz von mir abließ.
„Aber wie?“, konnte ich gerade noch fragen, bevor er wieder an meinen Lippen hing. Wie sollte ich das mit meinem Menschenspeichel tun?
Die Antwort wurde mir prompt während unseres Kusses geli efert. Zaghaft schob Elias seine Zunge wieder in meinen Mund, diesmal allerdings gemeinsam mit etwas von seinem heilsamen Speichel.
Ich verstand , was er wollte, und nahm das Angebot an. Vorsichtig, um es nicht aus Gewohnheit zu verschlucken, transportierte ich den Speichel zu seinem Hals. Tatsächlich verschloss sich die Wunde unter meiner Zunge.
„Danke“, seufzte Elias erleichtert. „Vielen Dank, Miriam.“
Ich hatte keine Ahnung, bei welchem Vampirritual ich eben mitgewirkt hatte, aber ich hatte meinen Freund nie glücklicher gesehen.
„ Das Einzige …“, begann Elias zu erklären, „… was wir Vampire an einem sterblichen Geliebten wirklich schmerzhaft vermissen, ist die Tatsache, dass wir sie nicht mit unserem Blut füttern dürfen. Es bedeutet uns sehr viel und es ist etwas wirklich Intimes zwischen einem Vampirpärchen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mit dir genießen könnte – dass du jemals den Wunsch verspüren würdest, mich zu beißen … und es war mir zu peinlich, dich darum zu bitten.“
„Oh Elias“ , seufzte ich. „Schon seit Tagen denke ich darüber nach. Entschuldige bitte, dass ich dich damit so überrumpelt habe.“
„Miriam!“, rief er entsetzt aus. „Bitte entschuldige dich nie wieder dafür. Glaub mir, es ist für einen Vampir das Schönste überhaupt, seinen Partner nähren zu dürfen.“ Er strahlte mich über beide Wangen an. „Auch wenn es dich nicht wirklich nährt.“
„Du schmeckst so unglaublich lecker. Wie Erdbeerkuchen mit Sa hne. Nur, vermute ich mal, viel kalorienärmer“, sagte ich und grinste.
Elias zog eine Augenbraue hoch und lächelte mich herzerwä rmend an. Er umfasste meinen Hintern und schob mich näher an sich heran.
„Beiß mich , wann immer dir danach ist“, flüsterte er mir ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut, als sein Atem meine Nackenhärchen
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