In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
ab.
„Aua“, jammerte er. Die Wunde war tief und blutete. Vorsichtig leckte er darüber, um sie zu verschließen. Da sie aber so tief war, tat sie es nicht sofort und blutete noch eine kleine Weile. Elias hatte sich aufgesetzt. Ich hielt seinen Arm und betrachtete ihn.
„Oh weh, das wollte ich nicht, Elias.“
„Da kannst du doch nichts für!“, protestierte er. „Ich … ich … oh Gott, hilf mir!“, flehte er mit Blick zur Decke. „Miriam, ich war so kurz davor, meine Zähne in dich zu schlagen. Kannst du dir vorstellen, wie die Verletzung bei dir ausgesehen hätte?“
„Hast du aber nicht“, antwortete ich ihm knapp.
Er wollte den Mund öffnen, um etwas zu sagen, aber ich legte ihm einen Finger auf seine Lippen. „Und damit basta“, fügte ich noch hinzu, um jeden Widerspruch im Keim zu ersticken. Die Tatsache, dass es an der Tür klopfte, half dabei, ihn ruhigzustellen.
„Miriam , seid ihr nackt?“, fragte die unsichere Stimme meines Bruders an der Tür.
Elias brach in Gelächter aus und zog meine Bettdecke über sich.
„Nein, komm rein, du Idiot!“, antwortete ich David, nachdem Elias alles Verdächtige abgedeckt hatte. Die Tür öffnete sich und mein Bruder linste vorsichtig herein.
„Ich hab so seltsame Geräusche gehört , da wollte ich nicht stören.“
Mein Freund fokussierte lachend die Bettdecke und schnalzte mit der Zunge. Ich wäre am liebsten gestorben.
„Was gibt’s denn?“, hakte ich nach, um den peinlichen Moment zu beenden.
„Ihr wolltet doch, dass ich Hallow wegen der Hexe frage“, b egann David und Elias’ Blick schoss hoch. „Nun, sie hat versprochen, in ihrem Hexenzirkel nachzufragen, aber auf Anhieb fiel ihr keine so mächtige Hexe ein. Morgen Abend dürften wir mehr wissen.“
„Vielen Dank , David“, sagte Elias und durchbohrte meinen Bruder mit seinem Blick. Wühlte er etwa in seinen Gedanken?
„Kein Prob lem. Ich geh dann mal wieder.“ David schloss die Tür hinter sich und Elias und ich starrten uns eine Weile an.
„Ich hoffe, dass Hallow etwas rausbekommt“, sagte er schließlich. „Diese Hexe macht mir Sorgen, denn gegen sie bin ich machtlos.“
„Lass uns versuchen , heute mal nicht an Werwölfe, Hexen und sonstige Sachen zu denken, okay?“
„Das wäre sehr nachlässig und könnte uns das Leben kosten.“
I ch seufzte, er hatte ja recht. Aber ich gehörte schon immer zu den Leuten, die gerne unschöne Sachen verdrängten.
„Aber steluta mea “, lenkte er ein, „ich möchte, dass du den heutigen Tag und vor allem den Abend genießt. Ich halte die Augen auf, das verspreche ich dir.“ Der Hunger nach mir stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben, aber wenn ich mir bei irgendetwas sicher war, dann dabei, dass ich bei ihm in den besten Händen war.
„Das weiß ich doch“, flüsterte ich ihm ins Ohr und kuschelte mich in seine Arme. Mein Kopf ruhte an seiner Halsbeuge und mein Blick fiel auf die so wunderbar duftende , blasse und glatte Haut. Wieder verspürte ich den mächtigen Drang, ihn in den Hals zu beißen, aber warum nur? Er war schließlich der Vampir und nicht ich. Also warum wollte ich ihn jedes Mal beißen, wenn mein Blick dorthin fiel? Und wenn der Drang bei mir schon so groß war, wie musste es ihm erst gehen?
„Kätzchen? Alles ok ay? Du atmest so eigenartig.“
Wollte ich ihn nur beißen oder sogar kosten? Der Gedanke, sein Blut zu probieren, löste in mir zwei Gefühle aus: Ekel und Neugierde.
„Miriam?“
Mit meinen menschlich mickrigen Zähnen konnte ich ihm doch gar nicht wehtun, oder? Nur ein kleiner Biss … Er würde es mir bestimmt nicht verübeln. Ich schloss meine Augen und atmete tief seinen unverwechselbaren Vampirduft ein, bevor ich den Mund öffnete.
„Kätz …“, brachte Elias noch gerade heraus, ehe ich zubiss. Sein Atem beschleunigte sich und er brummte wohlig. Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen und biss immer fester zu, bis ich an meine Grenze kam. Der Drang verging nicht und langsam schien Elias nervös zu werden. Nur mit Mühe schaffte ich es, von ihm abzulassen. Meine Zähne schmerzten und irgendwie hatte ich ein unbefriedigendes Gefühl in der Magengegend. Glasige, rote Augen starrten mich ungläubig an.
„Bitte …“, wimmerte der Vampir und hob eine Hand an seinen Hals, „… trink!“ Mit einem Fingernagel öffnete er eine kleine Wunde. Blut sickerte langsam aus ihr heraus.
„Ich weiß nicht“, stammelte ich und starrte das rote Rinnsal an.
„Miriam … du kannst
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