In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
streifte. Ich hatte seine Stimme noch nie so dunkel und rauchig gehört.
Zusammen mit mir stand er schließlich auf, indem er seine Hände unter meine Arme schob und mich einfach hochhob, als ob ich nichts wiegen würde. Ich schlang meine Beine fest um seine Taille und kraulte seinen Nacken, meine Stirn an seine gelehnt.
„ O viată fără tine n-are rost … Ein Leben ohne dich ist sinnlos. Ich könnte nicht mehr einen Tag verbringen, ohne wenigstens einmal in dem warmen Braun deiner Augen zu versinken.“
„Ich gebe dich nie wieder her“, stammelte ich und schlang me ine Arme um seinen Hals.
„Das musst du aber, denn so möchte ich nicht zu Aisha fahren“, sagte er lächelnd und setzte mich ab.
„Hm“, sinnierte ich und sah ihn an. „Ok, ausnahmsweise! “
„Na dann schnell, bevor du es dir anders überlegst.“
„Genau … aber du hast recht, so kann ich dich nicht mit zur Familie Günes nehmen.“
„Wusstest du, dass die Türken erst seit 1934 dazu verpflichtet sind, Familiennamen zu tragen?“
Klugscheißer!
„Nein.“
„Kemal führte sie ein. Er selbst nannte sich Atatürk, was Vater der Türken bedeutet. Günes bedeutet Sonne .“
„Heute Nacht auf einem Geschichtsbuch geschlafen, Herr Brockhaus-Langenscheidt?“, zog ich ihn auf.
„Nein“, sagte er lachend. „Ich wurde von welchen erzogen.“
Kapitel 10
Es war bereits fünfzehn Uhr, als wir von Aisha wegfuhren. Elias hatte sich nicht von Cem und seiner Playstation lösen können. Wie von mir erwartet, war Ana bereits ganz aus dem Häuschen und stürmte aus dem Haus, als wir gerade die Einfahrt hochfuhren.
„Ihr seid verdammt spät dran !“, schimpfte sie. „Okay, geteilte Arbeitsgruppen. Ich fahre mit Miriam ins Cinderella ein Abendkleid kaufen und dich“, sie deutete auf ihren Bruder, „laden wir unterwegs ab, damit du dir einen Anzug kaufen kannst.“
„Muss das sein?“, maulte Elias „Ich habe doch noch einen und würde viel lieber bei euch bleiben.“
„Ich passe schon auf sie auf – oder traust du mir das nicht zu? Und was deinen Anzug angeht, darf ich dich dran erinnern, dass du elf warst, als du ihn das letzte Mal anhattest? Du bist seitdem ein kleines bisschen größer geworden.“
Anastasija jagte ihren mürrischen Bruder vom Fahrersitz und nahm dort selber Platz. Ganz und gar nicht zufrieden verkroch Elias sich auf die Rückbank.
„Hättest du nicht so lange Playstation gespielt, hätten wir alles zusammen machen können“, erinnerte ich ihn lächelnd.
„Meine Rede, Schwester“, stimmte mir Anastasija zu und ließ den Motor an. Mit ihrem gewohnten Fahrstil raste sie in die Stadt los.
„Bla, bla, bla“, kommentierte Elias meine Ermahnung und sah mich vorwurfsvoll an. In seinen Augen konnte ich aber ein Grinsen erkennen, das er zu verstecken versuchte.
„Immer diese Süchtigen“, seufzte ich und zwinkerte ihm zu. Ich sah zu Ana. „Ist das Cinderella nicht ein Brautmodengeschäft?“
„Eigentlich schon“, gab Ana zu. „Aber die haben auch eine Menge wunderschöner Abendkleider … für die Brautjungfern oder Trauzeugen zum Beispiel.“
„Wow ! Aber wir sollten irgendwas Einfaches und Günstiges kaufen.“
„Kommt nicht in frage!“, schoss es synchron aus beiden Vampiren heraus.
„Ja, ja , schon gut. Ich ergebe mich!“, sagte ich und hob meine Hände hoch. Wir mussten alte Vampire beeindrucken, ja, ich hatte es verstanden!
„Ach , Elias“, begann Anastasija und ihr Gesicht verzog sich besorgt. „Ich sag es dir besser jetzt, so hast du Zeit, dich zu beruhigen.“
Elias rutschte etwas nach vorne und kräuselte die Stirn.
„Mama und Papa kommen heute Abend nicht mit.“
„Was?“, zischte Elias in einer Stimmlage , die mich erzittern ließ. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch , leider schon. Sie sagen, ihnen wäre nicht nach Feiern zumute.“
Elias holte tief Luft und rutschte wieder in seinen Sitz. Ich sah , wie er verkrampfte und wütend zum Fenster hinausstarrte. Was war so schlimm daran, dass Emilia und Roman nicht mitkamen? Sollte er sich nicht freuen, dass wir ohne Elternbegleitschutz tanzen gehen konnten? Seine Augen waren schwarz und kühl wie ein See in einer Winternacht.
„Schon gut , Elias, es wird nichts passieren. Der Ballsaal wird bewacht und wir zwei sind ja auch noch da. Ich werde sogar Heinrich bitten, ein Auge auf Miriam zu haben. Niemand wird ihr etwas tun.“
E s ging also um meine Sicherheit. Jetzt klingelten alle Alarmglöckchen
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