In Schönheit sterben
die Akte.
»Unser letzter Fall. Ich denke, das Geld hat sie schon. Sieht für ihr Alter gar nicht mal schlecht aus. Sie ist in Kürze zur Hochzeit einer Freundin eingeladen und will einen schnellen Job zu einem anständigen Preis. Ich habe Venezuela noch nicht erwähnt. Das überlasse ich dir.«
Er nickte leutselig, überflog bereits den Inhalt des Ordners, den er in der Hand hielt. Sein Lächeln war berechnend.
»Ein bisschen mehr Geld auf der Bank kann ja nicht schaden«, sagte sie.
»Du glaubst also, dass sie todsicher anbeißen wird?«, meinte er.
Serena nickte. »Sie ist ein bisschen älter als unsere sonstigen Kundinnen, aber solange sie ein starkes Herz hat, sollte es keine Probleme geben.«
Dr. Dexter schaute zu ihr auf. »Das will ich hoffen. Noch mehr Probleme können wir nicht brauchen.«
»Sie ist der Typ Frau, der gut für sich sorgt. Wie aus dem Ei gepellt. Ein bisschen zu modisch gekleidet. Und sie hat Geld. Das ist offensichtlich.«
»Also, Mrs. Gloria Cross«, antwortete er und schaute in die Akte. »Dann wollen wir einmal sehen, wie sie auf die Aussicht reagiert, zwei Wochen in Venezuela zu verbringen – zu einem sehr attraktiven Preis.«
Honeys Mutter hatte die Gesichtspflege, die Pediküre, die Maniküre und die indische Kopfmassage sehr genossen.
Enid hatte ihr die Schönheitsfarm empfohlen, und Gloria war hauptsächlich dorthin gegangen, weil sie so kurzfristig keinen Termin bei ihrer üblichen Kosmetikerin bekommen konnte.
Das langt, sagte sie sich. Und was sie betraf, war das alles sehr schön. Womit sie nicht klarkam, waren die Kommentare der Mitarbeiterin zu ihrem Gesicht. Sie pflegte ihre Haut sehr sorgfältig, und trotzdem hatte die Dame kosmetische Chirurgie vorgeschlagen.
Gloria war alles andere als erfreut darüber, dass sie dergleichen angeblich brauchte, und sie trug sich mit der Absicht, denen bei nächster Gelegenheit zu sagen, was sie davon hielt.
Kapitel 38
Sie hatten eine neue Empfangsdame im Beauty Spot. Sie war genauso perfekt zurechtgemacht, wie Karen es gewesen war, und genauso aufmerksam. Das Lächeln kam sofort, und es war so frisch wie ihre schneeweiße Uniform.
»Willkommen im Beauty Spot. Was können wir heute für Sie tun?«
Honey wollte gerade sagen, was sie auf dem Herzen hatte, als sie Zugluft verspürte und merkte, dass jemand von draußen hereingekommen war.
Er war groß und sprach über Honeys Kopf hinweg, im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte sich einfach vorgedrängelt.
»Tut mir leid, ich weiß, Sie waren eher da, junge Frau«, sagte er zu Honey. »Aber ich würde gern mit Dexter sprechen. Jetzt gleich.«
»Ich glaube nicht …«
Der Mann streckte einen muskulösen Arm über den Empfangstresen, nahm den Telefonhörer und reichte ihn der jungen Dame.
»Tu mir den Gefallen, Schätzchen. Sag ihm, dass John Sheer von JDS Immobilien hier ist. Sollte er den Vertrag abschließen wollen, dann hat er jetzt bestimmt Zeit für mich.«
Honey war ganz Ohr. Abschließen. Welchen Vertrag?
John Sheer schaute Honey an. »Tut mir leid, Mädel. Wichtige Geschäfte.«
Während die Empfangsdame tat, worum er sie gebeten hatte, studierte Honey den Neuankömmling. Sie nahm an, dass es der Fahrer des BMW war, der keinen Parkplatz mehr bekommen hatte.
Er war massig und muskelbepackt. Irgendwann musste er einmal hart körperlich gearbeitet haben, nach seinen kräftigen Muskeln zu urteilen. Nun strahlte er eine Aura des Erfolgs aus. Er wirkte wie ein Bauarbeiter, der Bauunternehmer geworden ist.
Er war schick, aber leger gekleidet, trug einen zitronengelben Kaschmirpullover, hellgraue Chinos und Slipper. Er war ein bisschen übergewichtig und schob flott auf die fünfzig zu, und er sah aus, als benutzte er seine Kleidung und sein makelloses Aussehen nur dazu, um seine Schwachpunkte zu überspielen, anstatt das Problem im Fitness-Studio anzugehen.
»Sie sind doch sicherlich nicht hier, um sich eine Schlammpackung verpassen und ein bisschen Fett absaugen zu lassen«, fragte ihn Honey.
»Nein. Das Zweite könnte ich allerdings gut brauchen«, erwiderte er mit einem Grinsen und tätschelte seinen Bauch, von dem sie stark annahm, dass er ihn einzog.
Er musterte sie vom Scheitel bis zur Sohle. »Und was machen Sie hier? Eine kleine Schönheitsbehandlung? Ganz bestimmt keine kosmetische Chirurgie. Das brauchen
Sie
auf keinen Fall.«
Sie merkte, dass sie auf seine Schmeichelei reagierte und ein wenig errötete, während sie förmlich zusehen konnte, wie ihr
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