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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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Wäschelieferwagen.
    Honey ließ den Taxifahrer in der Obhut der Okinaras.
    »Die Profis sind da. Wir gehen rein«, sagte sie zu Mary Jane und packte sie beim Arm.
    »Die werden ihn auch nicht retten«, schniefte Mary Jane.
    Honey drehte die Augen zum Himmel und wechselte einen vielsagenden Blick mit Lindsey.
    »Ich lasse Kaffee in den Wintergarten bringen. Da gibt’s was, das du dir ansehen solltest«, sagte Lindsey zu ihrer Mutter. »Oma hat das vorbeigebracht. Sie würde gern deine Meinung dazu hören.«
    Honey machte sich in die angegebene Richtung auf, während sie noch immer Mary Janes Arm umklammert hielt. Die alte Dame hatte eine sehr entspannte Einstellung zum Übergang ins Jenseits. Wenn man gehen musste, dann musste man eben gehen. Das war ihre Einstellung. Leider sah der Taxifahrer das wohl nicht ganz so. Die meisten Leute sahen das nicht so. Mary Jane stand da ziemlich allein.
    Den Anblick, der sie im Wintergarten erwartete, hatte sie halb vorausgeahnt. Oma hatte etwas vorbeigebracht. Das konnte nur eines sein – ihr Hochzeits-Outfit.
    Honey stählte sich für das, was sie nun sehen würde.
    Das Outfit hing von einem Balken im offenen Dachstuhl des Wintergartens herab. Das Beste daran war, dass es Mary Janes Aufmerksamkeit von dem Mann mit dem Herzanfall ablenkte. Der Einfluss von Jane Austen war mehr als offensichtlich bei diesem Kleid. Es hatte eine hohe Taille, ein tiefes Dekolleté und kleine Puffärmel.
    Die Puffärmel waren eher scheußlich, aber die Farbe war in Ordnung. Den Jane-Austen-Stil mochte Honey nicht unbedingt.
    »Pfirsichrosa, meine absolute Lieblingsfarbe«, sagte Mary Jane schmachtend, während ihre Spinnenhände über den weichen Musselin strichen. »Meinst du, sie würde es mir geben, wenn sie es nicht mehr braucht?«
    »Da müsstest du sie fragen.«
    Honey hatte keine Ahnung, was Mary Jane mit dem Kleid wollte. Sie wollte es doch sicherlich nicht tragen? Na gut, ihre Mutter und Mary Jane waren beide schlank, aber da hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Mary Jane war mindestens 15 Zentimeter größer!
    »Ich könnte den Saum rauslassen oder unten etwas Spitze annähen«, sagte Mary Jane, als hätte sie Honeys Gedanken gelesen.
    Honey lag die Frage auf der Zunge, wo Mary Jane ein solches Kleid zu tragen beabsichtigte. Aber damit betrat sie gefährliches Terrain. Die Antwort würde bestimmt wieder mit Sir Cedric zu tun haben, Mary Janes längst verstorbenem Vorfahren, von dem sie behauptete, er hause im Eckschrank ihres Zimmers. Sie sprach über ihn, als kämen an jedem Tag der Woche Gespenster zu ihr zum Tee. Honey hatte nie gezeigt, dass sie es ihr nicht recht glaubte, auch weil sie gar nicht wusste, ob sie es tatsächlich nicht glaubte. Die Vorstellungen und Ideen der Gäste mit neutraler Gelassenheit hinzunehmen, das gehörte eben zum Rüstzeug einer Hotelbesitzerin. Ebenso, dass man Geheimnisse wahrte, die einem anvertraut wurden. Komisch, dass die Leute immer der Person hinter der Bar Dinge erzählten, die sie ihren besten Freunden, ihren Ehepartnern oder ihrer Familie niemals verraten würden. Als wäre man kein richtiges Lebewesen oder irgendwie unfähig, etwas weiterzuerzählen.
    Lindsey brachte den Kaffee.
    »Smudger hilft den Okinaras tragen.«
    »Wie geht es dem Taxifahrer?«
    »Der ist tot.«
    »Wie traurig.«
    »Hab ich doch gesagt«, krähte Mary Jane und warf den Kopf in den Nacken. »Ich konnte förmlich sehen, wie seine Seele ins Jenseits überging.«
    Mary Jane und ihre Vorahnungen machten Honey nervös. Ihr war es durchaus recht, eine unbekannte Zukunft zu haben. Sie brachte das Gespräch wieder auf das Kleid im Stil der Regency-Zeit und die dazu passende Haube. Regency und Römer. Das waren die einzigen Epochen, für die man sich in Bath interessierte. Kaum jemand kümmerte sich groß um die Siedlung, die es hier gegeben hatte, langebevor Caesar und seine Kohorten ins Tal hinabstiegen, als die ersten Ausländer, die die Gegend besuchten. Davor hatten die Einwohner sich mit blauer Farbe eingeschmiert und an den heißen Quellen ihren Göttern gehuldigt. Man interessierte sich ebenfalls kaum für die Jahrhunderte zwischen den Römern und der Regency-Zeit. Es hätte allerdings auch nicht viel zu berichten gegeben.
    Diese Hochzeit versprach ja ein ziemliches Ereignis zu werden.
    »Ich könnte mal versuchen, mir eine Einladung zu ergattern«, sinnierte Mary Jane laut.

Kapitel 39
    Sie musste so bald wie möglich Doherty mit ins Boot nehmen. Das hatte Honey

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